Nichtmal ein Halbmensch

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Sannahs Sicht

Ohne es zugeben zu wollen schlenderte ich glücklich bei Lex untergehakt den langen Gang entlang. Die Dämonen, denen wir auf dem Weg begegneten, schenkten uns teilweise erleichterte aber auch missgünstige Blicke. Besonders die Weiblichen schenkten mir tödliche Blicke, die mich jedoch herzlich wenig störten. Lex war da und bald auch wieder die anderen. Diesmal würde ich sie aber nicht noch einmal für den Himmel zurücklassen.
Nie wieder. Nie wieder würde ich sie für den Himmel im Stich lassen und sie somit verletzen.
》Du grinst ja heiter.《 murmelte Lex beinahe unhörbar ohne mich anzusehen. Sein Blick war stur nach geradeaus gerichtet, dem Weg folgend.

》Ach sei ruhig.《 knurrte ich und fühlte mich plötzlich ziemlich ertappt. Nach dem was vorhin war, wollte ich ihm nämlich eigentlich die kalte Schulter zeigen und nicht Arm in Arm neben ihm her laufen.
Lex räusperte sich laut um sich ein Lachen zu verkneifen. Verdammt warum hatte ich diese perverse, sarkastische und neckische Art eigentlich vermisst?!

Endlich waren wir vor der Doppeltür des Konferenzsaals angekommen. Sie war so riesig und aus massivem makellosen Holz mit goldenen Türgriffen. Bei diesem Gold schmerzte mir für einen kurzen Moment mein Herz, aber im nächsten Moment dachte ich schon, dass ich mir das bloß eingebildet hatte. Also schüttelte ich schnell meinen Kopf, um den Gedanken an diese Augen schnell wieder zu vergessen.

Lex war der Erste, der den Türgriff in die Hand nahm und dann auch die Tür stückchenweise öffnete.
》Wer stört?《 gröhnte die tiefe, böse klingende Stimme von Iye. Ja, Iye war hörbar sauer. Sehr sauer dafür, dass er normalerweise immer still war und sich so gut wie es eben ging zurückhielt. Iye war einfach jemand, den man nur bewundern konnte. Er sah nicht nur unheimlich gut aus, genau wie seine anderen Brüder, er unterdrückte sogar immer krampfhaft seine Todsünde. Im Gegensatz zu Lex, Alec oder auch Gade zeigte er niemals offensichtlich die Wut, die in jedem noch so kleinen Moment in ihm tobte.

Iyes Sicht

Mit einem scheußlichen Knarren öffneten sich die beiden Holztüren sehr langsam aber auch sehr laut. Jeder im Raum hielt gespannt den Atem an, gespannt darauf wer da nun eintreten würde.
Wegen meinem Platz gegenüber der Tür sah ich meinen Bruder als erstes. Seelenruhig schlenderte er mit seinem seltsamen Grinsen in den Saal und hatte dabei sogar noch seine Hände in den Taschen seiner weiten Hose vergraben. 

》Da bin ich wieder!《 rief er übertrieben heiter aber blieb in der Nähe der Tür stehen. Kurz nach ihm traten dann auch zwei weitere Personen ein.

Zuerst Sannah. Im Vergleich zu sonst sah sie schrecklich aus. Ihre Haut war blasser als sonst und sie hatte überall blutige Flecken. Wobei ich innerlich hoffte, dass das nicht ihr Blut war. Ihre sonst so ordentlichen Haare waren ganz zerzaust und das fremde Kleid an ihrem Körper, das wahrscheinlich eigentlich schwarz war, war sichtbar nass wegen einer großen Menge Blut.
Nach ihr trat Kalzifer ein. Sein Gesichtsausdruck war wie immer fest und selbstbewusst, jedoch machte seine Haltung einen anderen Eindruck. Er war geschwächt und sichtlich müde, außerdem trug er Kleidung die ganz eindeutig weder aus der Hölle noch von der Welt der Menschen kam. Sie war offensichtlich aus dem Himmel. Was hatten sie dort bloß mit ihm angestellt?

Inzwischen hatten sich alle um die Beiden versammelt. Sie umarmten sie, stellten ihnen ganz durcheinander  Fragen, die weder Sannah noch Kalzifer beantworten konnte, weil es einfach zu laut war und waren alle einfach nur glücklich sie heil wiederzusehen.

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt