Alecs Sicht
Die Luft um mich herum hatte sich verändert. Sie war plötzlich viel dicker als zuvor und außerdem auch noch so seltsam rötlich.
Iye hatte also angefangen, er hatte die Wut entfesselt und mit dem Kampf gegen unsere Feinde begonnen. Mein Herz zog sich zusammen, denn wenn Iye seine Kraft entfesselte musste irgendwas Schlimmes passiert sein, er predigte uns sonst immer, dass wir uns selbst beherrschen sollten. Also war Sannah vielleicht tatsächlich irgendetwas schlimmes geschehen?
Bei diesem Gedanken wurde mir schlecht und schwindelig zugleich, selbst meine Knie erzitterten für einen Moment. Diese Eisfrau war schuldig, sie und ihr verdammtes Gefolge. Ich wollte sie leiden sehen, ihr Blut fließen, ihre Schreie lärmen.Wie als würden meine Beine mich von selbst tragen, ging ich durch die viel zu leeren, stillen Straßen geradewegs auf ein hell beleuchtetes Gebäude zu. Es war riesengroß und trug an seiner weissen Fassade strahlend helle Leuchtbuchstaben, die in einer verschnörkelten Schrift ein einzelnes Wort bildeten. 》'Theaterwelt'《 las ich für mich selbst laut vor, bevor ich mit meiner rechten Hand die goldunrahmte Glastür aufdrückte, um in das Haus zu gelangen. Im Foyer war das Licht abgedunkelt, manche Lampen brannten überhaupt nicht mehr, sondern waren einfach zersprungen. Einige kleine, spitze Glasstücke lagen auf dem roten Teppich verteilt und die Snackbar war geplündert, wahrscheinlich von Dämonen, die zu Gades Bezirk gehörten. Irgendetwas hier drin gefiel mir überhaupt nicht, irgendetwas sagte mir, dass es hier gefährlich war. Mein Bauchgefühl ignorierend ging ich weiter geradeaus durch den Vorraum auf eine angelehnte, dicke Tür zu. Diese Tür war so dick, dass ich nur schwach die Geräusche aus dem anderen Raum wahrnehmen konnte. Es war eine zarte Melodie, gespielt über die Tasten eines perfekt gestimmten Flügels. Ich drückte die Tür nur etwas auf. Nur so weit, dass ich die Person in dem Saal entdecken konnte. Es war ein relativ großer, schlanker Mann, der einen Anzug trug. Jedoch war sein Jakett viel zu lang und außerdem seltsam zerrissen.
Von meiner Position aus konnte ich die Hälfte seines Gesichts sehen. Warum trug er denn diese komische, schwarze Atemschutzmaske vor seinem Mund? Für mich persönlich war aber in diesem Moment viel wichtig wieso dieses Musikstück so traurig klang. Es war als würde man von irgendjemand nach unten gezogen werden, nach unten in die Tiefen des Meeres. Immer weiter und weiter, bis einem irgendwann die Luft zum Atmen fehlte und man schließlich erstickte. Dieses Lied war so bedrückend und traurig, es erinnerte mich an etwas ... die Frage war, an was?Eine weitere Melodie kam dazu. Sie war laut und extrem schrill im Vergleich zu dem Klavierstück von zuvor. Es war ein Handyklingelton, zumindest erinnerte es mich an einen. 》Yes hello? How can ich helfen Master? .... Oh, she ist dead? Yes, I understand.《 diese Stimme kannte ich. Eigentlich hätte ich ihn schon an seinem Anblick erkennen sollen, jedoch hatte mich dieses furchtbar traurige Lied zu sehr irritiert. Doch nun war es verstummt und durch die Stimme meiner Kopie ersetzt worden. 》Du kannst jetzt aus deinem schlechten Versteck kommen.《 rief er durch den Saal nachdem er das Handy aus seiner Hand auf dem schwarzen Flügel abgelegt hatte.
》Ich war nicht versteckt.《 Entgnete ich knapp und kam aus den Schatten heraus, die mich bis vorhin umhüllten. Diese Kopie meiner Selbst, war mein Gegenstück, das Gegenteil der Trägheit. Dennoch sah ich etwas seltsames in ihm, etwas, das ich nicht beschreiben konnte. Mein Kopf sagte mir: töte ihn, mach ihn kaputt und lasse ihn leiden, mein Bauch jedoch sagte mir, dass ich ihn dringend zu Sannah bringen sollte.
》But why warst du into the Schatten behind you?《 der Teufel grinste mich schief an, während er seine Handgelenke in der Runde drehte.
》Lern' bitte zu sprechen du dummer Bastard.《 knurrte ich von seinem komischen Dialekt irritiert. 》Im Namen der Hölle werde ich dich töten, also mache dich auf deinen Untergang bereit, Todsünde der Aufgewecktheit!《 kaum hatte ich das laut ausgesprochen und ihm entgegen gerufen, sprang ich über die Lehnen der Sitze hinweg auf ihn und das Klavier zu. Ich wollte nun keine Zeit mehr verschwenden, er musste immerhin so oder so sterben.
Ich trat mit voller Wucht gegen seinen Kopf, doch er parierte nur grinsend mit einem Arm und pustete sich abschätzend eine seiner Strähnen aus dem Gesicht. 》Sorry dir das sagen zu müssen Devil of Sleep, but ... my life ist zu important for me and my Familie. I can't die right now!《 er schnaufte unter dem Druck meines Fußes und auch sein Arm begann langsam zu zittern.
》Dein Leben ist nicht lebenswert!《 zischte ich zwischen meine Zähne hindurch, packte ihn am Scheitel seiner Haare und schleuderte ihn nur mit einem Arm gegen die Wand auf der anderen Seite des Raums. Das Gebäude rumorte unter der Belastung des Drucks und einige Lampen von der Decke warfen helle Funken auf uns nieder.
Der Mann grinste, jedoch funkte noch irgendeine andere Emotion in seinem Blick wieder während seine Pupille sich zu schmalen Schlitzen verformten und seine Augen begannen zu glühen. 》Was weiss jemand wie du schon?《 flüsterte er hörbar und warf mir einen verächtlichen Blick zu. 》Teufel wie du bringen Leid, Teufel wie wir sahen Leid!《 schrie er deutlich frustriert und ballte seine Hände zu Fäusten. Ich stemmte bloß eine Hand in meine Hüfte und sah ihn verständnislos an. Warum sprach er denn nun kein Englisch mehr? Immernoch hörte man im Hintergrund einwenig seinen englischen Akzent, aber mehr als ein Akzent war es nun auch nicht mehr. 》Teufel wie wir ... Wir lagen in der Scheisse nur um von irgendeinem möchtegern Heiligen "gerettet" zu werden!《 seine Stimme klang gebrochen, einfach wie jemand, der wusste wovon er sprach.
》Astitutia, ich sehe dich.《 rief ich ihm entgegen und zog eine schmale Haarklammer aus der Tasche meines langen Mantels. 》Ich sehe dein Leid der Vergangenheit und auch das in deiner Seele.《 ich nahm die dicke Strähne, die immer vor meinen Augen hing, zwischen meine Finger und steckte sie mithilfe der Klammer nach hinten, damit auch er mich sehen konnte, auch wenn ich nicht dieses Sehen meinte.
》You don't see anything!《 brüllte er nun und krümmte sich zusammen. Kurz darauf sprang er mit von Hass erfüllten Blick auf mich zu und rammte mir einen Schlag nach dem anderen gegen meine empfindlichsten Körperstellen. 》Du denkst, dass du siehst! .... Dabei siehst du nichtmal wie viel Segen dir in deinem Leben gegeben wurde.《 Während ich seinen Schlägen auswich kreuzten sich für einen Moment unsere Blicke. Irgendetwas, für mich undefinierbares, war dort ganz tief drin. Ich hatte Mitleid mit ihm, denn auch wenn er es mir nicht glauben würde, ich kannte die grausame Realität, die in der Menschenwelt herrscht.
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Allein unter Teufeln 3
FantasyAllein unter Teufeln 3 ~Die falschen Sünden~ Viele Jahre sind vergangen seitdem Sannah in die Hölle gekommen ist, jedoch hat Zeit für sie sowieso keine große Bedeutung mehr. Als Kronprinzessin der Unterwelt hat sie es aber trotzdem nicht besonders...