Gades Sicht
Der Rauch, der beim Verbrennen der Leiche entstand, vernebelte mir meine Sinne. Umso länger ich dabei zusah, wie die roten, heißen Flammen sich um den toten Körper des Mannes wickelten, ihn Stück für Stück auffraßen und in die Hölle beförderten, umso mehr Hass und Wut kochte in mir auf. Es ging soweit, dass ich wirklich überlegte, ob ich vielleicht die wahre Kraft der Völlerei freilassen und sie den Rest übernehmen lassen sollte. Früher hat sie beinahe jeden meiner Schritte gelenkt und heute war ich froh, dass ich wieder ansatzweise alleine denken konnte.
Mit zitternder Stimme rief ich ihn zum ersten Mal nach so vielen Jahren. 》Gula, bist du noch da?《 für Außenstehende sah dies womöglich aus wie ein lächerliches Selbstgespräch, doch für mich bedeutete es die Kontrolle über meinen Körper aufzugeben. Aus Angst von mir selbst ertappt zu werden, wischte ich mir schnell noch die letzte meiner Tränen aus dem Augenwinkel, räusperte mich und rief ihn erneut. 》Gula, ich brauche dich!《 brauchte ich ihn wirklich?Eigentlich wollte ich bloß, dass er mir die Kraft gab, die mir selbst in diesem Moment fehlte. Aber war ich dafür auch bereit mein eigenes Bewusstsein untergraben zu lassen?
》Was willst du?《 zischte eine grausige Stimme in den hintersten Ecken meiner Wahrnehmung. Es war fast so als würde er hinter mir stehen, mir seine langen Krallen um den Hals schlingen und mit seiner von Säure überzogenen Zunge über meine Haut lecken. 》Das letzte Mal hast du mich doch zurück gesperrt ... zurück sperren lassen von Sannah!《 verbesserte er mit überraschend viel Gelassenheit in der Stimme.
》Du hast mich beinahe aufgefressen Gula ... Ich konnte nicht mehr. Sannah hat mich damals gerettet!《 rechtfertigte ich mich gerade vor der Stimme in meinem Kopf?
Die Stimme der Völlerei knurrte genervt, aber die Präsenz verschwand nicht, er hörte mir weiter zu. 》Wofür brauchst du mich du kindischer Wicht? Wegen diesem Menschen? Bedauerst du so sehr seinen Tod?《 wie immer sah er alles wieder durch meine Augen. Ich spürte förmlich, wie er sich langsam aus der Finsternis in mir wieder ans Licht wühlte.
》Ich will, dass du diesen ... "Teufel" findest und tötest, der dafür verantwortlich ist! Danach kannst du wieder gehen!《 Andere würden mich vielleicht für schizophren halten, aber in mir schlug tatsächlich das Herz eines weiteren Ichs. Meine eigentlich wahre Natur, die bloß gegangen war, weil Sannah mir damals durch die Öffnung des Siegels meine eigene Kraft gegeben hatte.
》'Danach kann ich wieder gehen?'《 wiederholte er meine Worte mit einem Ton in der Stimme, der meine Worte eindeutig verhöhnte. 》Na schön, was bekomme ich denn dafür, dass ich mich darum kümmere?《
Ich hätte mit dieser Frage rechnen können. Nein, ... eigentlich wusste ich sogar, dass die Völlerei das fragen würde. 》Vierundzwanzig Stunden absolute Kontrolle über diesen Körper. Egal was du tun wirst, ich werde nichts sagen oder unternehmen.《 das war Alles was er wollte. Vierundzwanzig Stunden mit meinem Körper, waren immer alles was er wollte.
》Abgemacht!《 lachte er und übernahm sofort jede meiner Bewegungen. Ich spürte alles haargenau, wie seine Finger in meine schlüpften, wie unser Blut gemeinsam heißer und dicker wurde und wie mich diese vollkommene Macht gänzlich übernahm.
Das einzig Gute an dieser Sache war, dass ein Teufel immer seine Versprechen hielt. Deshalb hatte ich nichtmal mehr Angst, dass ich meinem Körper nie wieder zurück erlangen würde.
Die Sicht der Völlerei
Wenn dieser möchtegern Teufel mich wirklich wegen dem Tod eines einfachen Menschen rief, dann meinte er es wirklich ernst. Früher, in der Zeit in der noch Könige regierten, da rief er mich oft zu sich. Oftmals haben wir ganze Schlachten alleine geschlagen und am Ende einfach die einzelnen Opfer verschlungen.
Mit mir war dieser Körper größer, massiger und sogar um einiges stärker. Ich respektierte die Macht meines anderes Ichs, doch wusste genau, dass ich selbst ihn einfach töten könnte.
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Allein unter Teufeln 3
FantasíaAllein unter Teufeln 3 ~Die falschen Sünden~ Viele Jahre sind vergangen seitdem Sannah in die Hölle gekommen ist, jedoch hat Zeit für sie sowieso keine große Bedeutung mehr. Als Kronprinzessin der Unterwelt hat sie es aber trotzdem nicht besonders...