1. Kapitel

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Ich wachte schweißgebadet auf.
In meinem Kopf waren immernoch die schweren Schritte des Mannes zu hören, der mir Grade anscheinend das Leben genommen hat. Ich löste mich aus der Anspannung und legte meinen Kopf in meine rechte Hand, dabei rieb ich mir mit drei Fingern über die Stirn.

In letzter Zeit hatte ich sehr oft Alpträume, was dazu führte, dass ich nicht schlafen konnte und heftige Kopfschmerzen hatte.
Mein Rücken schmerzte von der unbequemen Position, die ich eingenommen hatte.

Müde und traurig, dass ich nicht weiter schlafen konnte, stand ich auf und ging in die Küche. Dort nahm ich mir ein Glas aus dem Schrank über dem Waschbecken und füllte es mit Wasser aus dem Wasserhahn. Es schmeckte nicht wirklich, aber ich brauchte etwas zu trinken. Gierig trank ich die klare Flüssigkeit aus. Dadurch tat mein Kopf zwar kurz noch mehr weh, war aber danach komplett von den Kopfschmerzen befreit.

Erst jetzt sah ich auf die Uhr und bemerkte, dass ich in einer Stunde eh aufstehen musste. Irgendwie freute ich mich, weil ich jetzt eine etwas aufwendigere Frisur machen konnte und mir bei meinem Make-up Mühe geben konnte. Müde seufzte ich und verließ die Küche.

*Zeitsprung zur Arbeit*

5 Minuten früher als sonst kam ich vor dem riesigen Gebäude an, in welchem mein Büro lag. Andächtig stellte ich mich kurz davor und bewunderte die glänzenden, frisch geputzten Fenster. Nach ca. Einer halben Minute nahm ich meinen Kopf aus dem Nacken und betrat das Gebäude.

In der untersten Etage war etwas ähnliches wie eine Lobby, in der  die Cafeteria stand. Sie war auch für Aussenstehende zugänglich, was neue Kunden anlocken sollte.

Eilig stieg ich noch in den überfüllten Fahrstuhl ein, der schon am schließen war.

Mit 1,80 Meter war ich bei weitem größer als die meisten weiblichen Angestellten meines Bosses, aber etwa auf der selben Höhe mit den meisten Männern.

Ich hatte die flache Tasche, die meinen ganzen Papierkram enthielt, an meine Brust gepresst und sah kurz nach, ob meine Etage schon gewählt war. Von 50 Stockwerken waren 25 schon gewählt, unter anderem meins.

Als wir im 34. Stock ankamen, stieg ich aus, eilte zu meinem Büro, betrat es und schloss die Tür hinter mir. Erschöpft ließ ich die Schultern wieder hängen und knallte meine Tasche auf den großen Glastisch. Müde sah ich aus dem Fenster und bewunderte die Aussicht auf Seoul. Oder einen Teil davon. Ein dicker Stapel Aufträge, die durchgelesen und kontrolliert werden wollten, lag schon auf meinem Tisch.

Ich ließ mich auf den quietschenden Bürostuhl fallen und fing an die ersten Blätter zu kontrollieren. Sie waren alle bis jetzt makellos geschrieben. Ich musste sie auf Denk- und Rechtschreibfehler kontrollieren, dies war jedoch extrem anstrengend, wenn man nicht richtig geschlafen hatte.

*Zeitsprung zur Mittagspause*

Nach 5 Stunden, die ich schon im Büro zugebracht hatte, klingelte der Wecker auf meinem Handy zur Mittagspause, wobei ich bemerkte das ich mir mit Kopfhörern Musik auf dem Smartphone angemacht haben könnte.

Voller Vorfreude und Hunger stand ich auf, um in die Cafeteria zu gehen. Die Pumps waren extremst ungemütlich und ich biss vor Schmerz an den Zehen die Zähne zusammen.

Schon wieder war der Fahrstuhl überfüllt, diesmal begleitet von einem starken Schweißgeruch. Seufzend stand ich davor, mich wundernd, wie ich in den Kasten reinkommen sollte.

Dann entschied ich mich dagegen, zog mir meine Pumps aus und nahm die Treppe. Mit dem engen Bleistiftrock war es nicht gerade einfach die Treppe zu nehmen, dazu noch vom 34. Stock, aber der Fahrstuhl war jetzt auch nicht mehr zu benutzen. In einen anderen konnte ich nicht, den gab es nämlich nicht und in einem anderen Stockwerk einzusteigen machte keinen Sinn, da alle bis nach ganz unten wollten.

So nahm ich also die Treppen vom 34. Stock bis nach ganz unten.

Ganz unten angekommen, stützte ich mich am Treppengeländer ab, japste nach Luft und wedelte mir mit meinen Händen Luft zu.
"Dumme Idee", flüsterte ich, immernoch nach Luft hechelnd.

"Geht es?", lachte eine tiefe Männerstimme. Ich sah auf, vor mir stand ein dünner Junge, etwa so groß wie ich. Er hatte keine für meine Firma übliche Arbeitskleidung an, dafür eine weite schwarze Hose, schwarze Sandalen und ein weißes Langarmshirt. Auf seinem Kopf saß eine schwarze Cap. Er trug eine runde, silberne Brille auf der Nase. Sein Stil gefiel mir direkt.

"Ja... Ja, irgendwie schon", lächelte ich dankbar, dass er gefragt hatte.

"Sicher? Sie sehen ein bisschen.. angestrengt aus", sagte er amüsiert. Ich zog eine Augenbraue hoch. Ein bisschen?
"Wissen Sie, vom 34. Stock bis hier ist es nicht wirklich wenig", langsam beruhigte sich meine Atmung, und ich zog mir die Pumps wieder an. Jetzt waren wir wirklich auf einer Höhe.

"Wollen Sie etwas trinken?", fragte der junge Mann.

"Sehr, sehr gerne", ich nickte noch dankbarer und folgte ihm, da der Junge schon losgegangen war. Ich war erst 19, wieso ging mir meine Puste so schnell aus? Sport wäre eine Lösung, liebe Mina.

'Sleepless' K. T. H. (Bangtan Sonyeondan) (Vollendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt