Leya hatte mich nach ein paar Minuten wieder zurück zur Kasse gerufen, weil Grade ein heftiger Kundenansturm war. Taetae setzte sich zu Sehun und Chanyeol, die irgendwie immernoch da waren. Die saßen da schon seit zwei Stunden.
"Hallo, was kann ich ihnen anbieten?", ich hatte doppelt so gute Laune wie vorher, weil mein Freund an dem Tisch vor der Kasse saß und wir immer wieder Derp-Faces austauschten.
Die alte Dame vor mir lächelte mich freundlich an und bestellte dann in Zeitlupe einen Milchkaffee. Sie war so niedlich, dass ich ihr ihr Tempo nicht mal übel nahm.
Sie hatte ihren Kaffee bekommen und setzte sich zu einer Gruppe von Rentern, die zwei Tische zusammengeschoben hatten und wild über ihre veralteten, politischen Ansichten diskutierten.
Der nächste Kunde war Mr. Unhöflich. Er hatte ein etwas entspannteres Gesicht als sonst und lächelte mich sogar an. Ich grinste zurück.
"Wären sie so freundlich und würden mir einen Butterkuchen einpacken?", verwundert sah ich ihn an. "Den ganzen Kuchen?", er nickte eifrig.
"Mein Sohn wird heute fünf und das müssen wir feiern", sagte er stolz. Gerührt lächelnd packte ich ihm den Kuchen ein und legte noch zwei Schokodonuts dazu.
"Gratulieren sie ihm von mir", diesmal lächelte er Gerührt und nickte wieder.
Nachdem er bezahlt hatte, verbeugte er sich und verließ das Café.
"Okay. Ich habe jetzt ein paar Fragen", ich wandte mich zu Leya, die gerade von einem Kunden Geld überreicht bekam. Sie verbeugte sich leicht lächelnd und drehte sich dann zu mir.
"Was denn für Fragen?", ich atmete tief ein und ratterte alle runter.
"1. Warum backt seine Frau keinen Kuchen, 2. Warum war er jetzt so nett und 3. Wie heißt der Mann überhaupt", ich holte wieder tief Luft.
"Wen meinst du überhaupt? Mr. Unhöflich?", ich nickte. "Achso. 1. Seine Frau ist vor drei Jahren gestorben, 2. Er ist morgens immer nur so grantig, weil er ein Morgenmuffel ist und 3. Heißt er Herr Chyen. Sonst noch was?", sie zog eine Augenbraue hoch.
Betreten sah ich auf den Boden. Seine Frau war gestorben? "Wie ist seine Frau denn gestorben?", fragte ich neugierig.
Leya schüttelte mitfühlend den Kopf."Sie hatte Blutkrebs. Es war sehr Qualvoll für sie, aber auch für ihn und die Kinder", Leya schien sich an etwas erinnern zu müssen. "Er hat drei Kinder. Seine älteste Tochter ist 10. Dann kommt noch ein Mädchen und der Jüngste, Minyoung, ist sein ganzer Stolz", wir beide schwiegen kurz.
"Das ist traurig", mega makaber, in so einer Situation so etwas stumpfes zu sagen. Leya nickte nur.
Der Tag war vorbei, Leya und ich schlossen das Café. Sehun und Chanyeol hatten vor einer Stunde das Lokal verlassen, aber Taetae hat noch auf mich gewartet.
"Ich bringe dich nach Hause", sagte er. Ich sah kurz zu Leya, die mir ermutigend zuzwinkerte und das Ladenschild auf 'geschlossen' drehte.
"Jaaa", ich ergriff seine Hand. "Erzähl mir mal was von deiner Familie", forderte er mich auf.
"Also", fing ich an. "Eomma ist mega locker und sowas, aber du musst sehr respektvoll am Anfang sein. Sprich mit ihr einfach so wie du mit deiner Oma sprichst, aber nenn' sie halt Frau Kim und nicht Oma", er nickte aufmerksam.
"Eden, so heißt mein Bruder, ist auch total entspannt und so, aber versuch nicht zu stark witzig oder cool zu sein, weil er das direkt als 'fake' wertet. Sprich ihn ja nicht auf sein Studium an, er wird dir die Ohren ablabern", Taehyung lachte leise, aber nickte dann. Grinsend fuhr ich fort.
"Bei den beiden kannst du dich so verhalten wie immer, also verstell' dich gar nicht, das merken die sofort", dann wurde ich ernster.
"Wenn Appa kommt musst du aufpassen. Sag am Anfang am besten gar nichts und Ordne dich sozusagen unter. Wenn du dann was zu sagen hast, dann sprich nicht über Politik oder Geschichte, da ist er voll der Klugscheißer", meine Laune sank etwas.
"Es kann sein, dass er sehr unhöflich und gemein werden kann. Er mag mich nicht besonders, aber nimm mich dann bitte nicht in Schutz, er rastet dann aus und macht irgendwas kaputt", Taehyung hielt mich an.
"Wie, dein Vater mag dich nicht?", er hatte seine Augen weit aufgerissen und durchbohrte mich mit seinen Blicken.
"Ich entspreche nicht wirklich seiner Norm für 'ordentlicher Mensch'. Er wollte dass das älteste Kind die Firma übernimmt, aber..", ab dem Punkt musste ich meine Tränen unterdrücken.
"Er hat mich so halb enterbt", ich lachte verbittert. Taehyung zog seine Augenbrauen noch ein bisschen weiter hoch und öffnete den Mund.
"Eomma hat ihn überredet, dass ich einen Riesen Anteil des Geldes meiner Eltern bekomme, weil ich sonst so gut wie gar kein Erbe hätte. Das sind fast 5 Millionen Euro (stellt euch den Betrag jetzt einfach in Won vor).
Meine Eltern sind Bonzen", ich lachte leicht.Taetae nahm mich in seine Arme. Er streichelte mir über die Haare und sprach mir gut zu.
Wir verharrten kurz in der Umarmung und ließen uns dann los. Immer wenn er mich berührte hatte ich sowas wie Schmetterlinge an der Stelle.
Taetae verkörperte für mich alles positive und war mir so unglaublich wichtig.Wir sahen uns tief in die Augen und küssten uns dann. Allein durch diese Gesten verbesserte er meine Laune schon um Kilometer.
"Mina?", fragte er dann in die Stille, in der man nur unsere Schritte und die Seouler Stadtgeräusche hörte.
"Mhm?", "versprich mir, dass wir es später mal besser machen", er sah mir dabei nicht in die Augen. Ich drehte meinen Kopf zu ihm, lächelte und sagte dann laut: "versprochen".
Vor meiner Haustür angekommen umarmten wir uns noch einmal und winkten noch ganz lang. Als Taehyung um die Hausecke verschwunden war, schloss ich die Tür auf, sprintete hoch, schloss meine Wohnung auf und zog meine Schuhe aus.
Nach meiner Abendroutine legte ich mich glücklich ins Bett und schlief schnell ein.
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'Sleepless' K. T. H. (Bangtan Sonyeondan) (Vollendet)
FanfictionMina kann nicht schlafen. Sie wird von Alpträumen gequält, leistet keine gute Arbeit mehr. Bis sie Taehyung kennen lernt. Er haucht ihr, mit seiner reinen Anwesenheit neue Energie ein und bringt sie dazu, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu be...