33. Kapitel

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Auf dem Weg zum Café dachte ich über alles mögliche nach. Zum Beispiel über das Bild von Taetae und mir in einer Zeitung, welches mich kein bisschen störte, über meinen Chef und über den Mann, der mir mein Bein gebrochen hat.

Beim Café angekommen war meine Laune fast auf dem Nullpunkt, also versuchte ich mich mit irgendwas wieder aufzuheitern. Voller Elan stieß ich die schwere Tür auf und trat in die warme, gemütliche Atmosphäre.

Leya stand an der Theke und machte irgendetwas an der Kasse. Ihre Mutter war noch nicht da. "Wo ist denn deine Eomma?", fragte ich sie, wie man das ein kleines Kind fragt.

Sie sah auf und grinste. "Meine Mama kommt ehrlich gesagt fast gar nicht runter um zu arbeiten. Sie erledigt oben Papierkram oder so und ich schmeiße unten den Laden", ich nickte. "Jetzt, da du da bist, wird sie anscheinend gar nichts mehr im Café mit den Kunden zu tun haben", lachte sie. Verwundert zog ich meine Augenbrauen hoch. Also musste ich gar keinen guten ersten Eindruck machen? "Ich dachte ihr macht das hier zu zweit oder so", lachend schüttelte sie den Kopf.

"Aber hast du deine Papier mit zu schreiben für neue Chef", plötzlich stand ihre Mutter auf dem großen Podest, der zu der Treppe zur Wohnung der Beiden führte und versuchte mir mit brüchigem Koreanisch einzuheizen.

"Annyeong hasseyo", ich verbeugte mich tief und sprach dann weiter. "Meine Papiere habe ich mit", schnell ging ich auf Sie zu und hielt ihr mit beiden Händen meine Unterlagen hin. Dabei lächelte ich sie leicht an.

Sie sah mich kurz abschätzend an und nahm sich dann meiner Zettelwirtschaft an. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie wieder nach oben.

Ratlos sah ich Leya an, die sich schwer damit tat ihr lachen zu unterdrücken. "Ihre Meinung muss dir nicht so wichtig sein. Du kannst eh nicht befördert werden, außerdem braucht sie Personal, deswegen wird sie dich so schnell auch nicht feuern", versuchte sie mich zu besänftigen. "Für Skandale wäre sie dir auch dankbar, das bedeutet nämlich mehr Kunden", ich nickte resigniert und nahm die Schürze entgegen, die Leya mir hinhielt.

Also irgendwie war es hier sehr gemütlich. Das Café hatte etwas ästhetisches, was ich nicht beschreiben konnte. Man fühlte sich hier direkt wohl, obwohl es sehr groß war. Meistens finde ich große Räume ungemütlich. Kleine Räume waren so heimelig und irgendwie warm, aber das traf in diesem Café auch zu.

"Hinter der Kasse sieht es sogar noch hübscher aus", kicherte Leya. Ertappt joggte ich schnell hinter die Theke und sah mir die ganzen leckeren Sachen an, die hier verkauft wurden. Das meiste Gebäck war deutsch, und auch mit westlichen Buchstaben beschriftet.

"Ähm.. Leya?", ich sah sie hilfesuchend an. Die Buchstaben konnte ich zwar problemlos lesen, aber mit der Aussprache werde ich wohl Probleme haben.

Sie drehte ihren Kopf zu mir und zog eine Augenbraue hoch. "Hm?", grade als ich anfangen wollte zu reden, kamen die ersten Kunden rein. Wie man es sich denken konnte, waren es Büroangestellte, die Frühstücken, oder einfach einen Kaffee haben wollten.

Panisch sah ich mich wieder zu Leya um, die kichernd mit den Schultern zuckte.

Schnell versuchte ich mir ein paar Namen zu merken, damit ich nicht allzu lange nach den gewünschten Sachen suchen musste, aber der Mann begrüßte mich schon.

"Was kann ich Ihnen..", er unterbrach mich unhöflich. "'Nen Kaffee und 'ne Brezel", er sah nicht mal Koreanisch aus, also wie sollte ich von ihm vernünftiges Koreanisch erwarten. Ich nickte gestresst und fing an ihm einen Kaffee zu machen. Nach ein paar Sekunden stand ein dampfender Becher Kaffee auf der Theke.

Was wollte er noch haben? Fragen wollte ich nicht wirklich, denn er sah sehr gestresst aus und hämmerte geschäftig auf seinem Handy herum. Eine 'Brezel'. B.. Bre.. Brezel.. ah, da!

Da stand Brezel. Schnell nahm ich eine Serviette und pickte ihm die erstbeste heraus. Das alles hatte keine Minute gedauert, und trotzdem sah er mich mit einem original 'you had one Job' Blick an und knallte mir das Geld auf die Theke.

Ich verbeugte mich noch sarkastisch augenverdrehend und legte das Geld in die Kasse. Der Mann war davongerauscht.

"Mina", lachte sie. Genervt schaute ich sie an. "Der Mann ballert immer direkt los, du brauchst nicht mal versuchen höflich zu sein", sie gab mir einen freundschaftlichen Hüftstoß.

"Der erste Kunde war direkt der schlimmste", murmelte sie in sich hinein. Ich lachte resigniert.

Langsam aber sicher trudelten immer mehr Kunden ein. Die meisten setzten sich auch direkt einfach hin, ohne etwas zu bestellen. Als ich hingehen wollte, um einen auf Kellner zu machen, hielt Leya mich zurück.

"Wenn sie etwas wollen, kommen sie schon", flüsterte sie mir zu und bediente dabei direkt die nächste Kundin.

'Sleepless' K. T. H. (Bangtan Sonyeondan) (Vollendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt