34. Kapitel

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Da wir in einem Café ohne weiteres Personal waren, gab es auch keine Mittagspause. Ich merkte es nicht mal, denn nach dem einen unangenehmen Kunden, der laut Leya jeden Morgen kam, schauten nur noch sehr freundliche Kunden vorbei.

Oft musste ich dabei von meinem, ehrlich gesagt ziemlich guten, Englisch Gebrauch machen, denn viele der Kunden waren deutsche Touristen.

Um 13 Uhr herum fing Leya an mir kleine, mit Zucker bestreute, Teigbällchen in den Mund zu schieben, die sie Berliner nannte.

"Dürfen wir das überhaupt?", nuschelte ich unter zwei Bissen hervor. Sie nickte wie selbstverständlich. "Die Kacke hab ich selbst... aufgebacken", lachte sie. Grinsend schob ich mir eine kleine gebratene Mandel in den Mund.

Um 19 Uhr schloss das Café. "Willst du noch hier bleiben?", Leya hielt mich an meiner Armbeuge fest. Ich überlegte kurz, bis mir einfiel, dass ich heute noch beim Büroempfang meine Sachen abholen musste. Es war zwar nichts wichtiges, ein paar Blöcke und Ordner, vielleicht auch eine Flasche Wasser, aber ich wollte es irgendwie trotzdem da raus haben.

"Nein, leider nicht. Ich muss noch zum Büro und meine Sachen abholen. Bis morgen", ich verbeugte mich und winkte dabei. Wir benutzten deutsche und koreanische Sitten gleichzeitig.

Auf dem Weg zum Büro öffnete ich einen Snap von Tae. Wir hatten mittlerweile schon 45 Flammen.

'Was geht', schrieb er darunter. Ich lachte leise und wich schnell einer Laterne aus. Das war knapp.

'Ich liebe dieses Café', schnell verschickte ich den Snap und steckte mein Handy wieder weg.

Beim Büro angekommen eilte ich schnell auf den Empfangsthresen zu, hinter dem eine kleine Frau mit praktisch kurzen Haaren saß.

Als sie mich bemerkte hielt sie schnell den Hörer zu und fragte freundlich was sie für mich tun könnte.

"Kim Mina", stellte ich mich kurz vor. "Ich wollte gern meine Sachen abholen", jetzt wo ich ihr erzählen musste, dass man mich gefeuert hatte, war es doch ein bisschen peinlich.

Ihre Augen wurden groß. "Bist du nicht die, die neulich in der Zeitung war?", eigentlich wollte ich sie auf die respektvollere Variante zu sprechen hinweisen, aber nickte dann einfach.

"Ja, hier habe ich deine Sachen", sie legte den Hörer auf den Tisch und reichte mir laut ächzend einen eigentlich ziemlich leichten Karton über den Thresen. 

"Wie ist Kim Taehyung so? Ist er höflich? Wurdest du deswegen gefeuert?", sie durchbohrte mich vielen Fragen, die ganz gewiss morgen halb Seoul wusste.

Genervt nahm ich den Karton vom Thresen, sehr darauf bedacht nicht zu schnaufen und damit Schwäche zu zeigen.

"Kim Taehyung ist großartig. Dieser Karton ist leicht, du Schwachmat und mein Privatleben halte ich gerne aus dem Klatschbereich heraus. Danke dir", ihr Gesicht wechselte von neugierig auf blass und peinlich berührt. That was rude, biatch.

Ich warf meine Haare zurück und stolzierte aus dem Bürogebäude. Warum ich das gemacht hatte wusste ich selbst nicht, denn eigentlich war ich eine sehr zurückhaltende Person und wollte nicht so gern unhöflich sein, aber Menschen wie sie provozieren mich einfach.

Den Weg vom Büro nach Hause konnte ich im Schlaf. Nach 5 Minuten war ich vor meinem großen Wohnungsgebäude angekommen und schloss die Tür auf. Auf einmal fiel mir der Vorfall mit dem Typen wieder ein. Das alles hatte sich hier in diesem Treppenhaus abgespielt. Nachdenklich sah ich mich um und Strich ein bisschen an den Wänden entlang.

Es gab einen Keller des Hauses, in dem alte Möbel oder eingelegtes Essen gelagert wurde. Es war alles still, bis ich plötzlich eine leise, männliche Stimme hörte.

"Ja, sie wohnt hier... Ich bin hier schon seit 2 Monaten, sie geht immer ein und aus... Ja, es ist die, die ich ins Krankenhaus gebracht habe.. Kim Mina... töten? Heute? Bist du sicher?.. Ja tut mir Leid, man", in seiner Stimme klang stolz mit, als er erwähnte dass er mich verprügelt hatte. Außerdem hatte er einen schlimmen chinesischen Akzent.

Ein kalter Schauer der Angst breitete sich auf meinem Rücken aus. Dieser Psychopath hatte mich seit 2 Monaten gestalkt. Meine Hände schwitzten und zitterten.

Leise machte ich mich auf den Weg in meine Wohnung, schloss die Tür hinter mir ab und stellte ein paar Möbel davor.

I don't feel save right now.

Schnell wählte ich die Nummer der Polizei. Nach einem Tuten hob ein Mann ab.

"Seoul Rettungszentrale (lol was), was ist ihr Notfall?", fragte er. Leise fing ich an zu sprechen: "ein Stalker hat sich in meinem Keller einquartiert und hat mich vor ein paar Wochen verprügelt. Ich habe gehört wie er gesagt hat, dass er mich töten will und..", der Mann unterbrach mich. "Wo wohnen Sie?", fragte er sachlich. Ich gab ihm meine genaue Adresse mit Wohnungsnummer und bemerkte wie mir Tränen über die Wangen liefen.

"In ihrem Keller sagen sie?", ich nickte, dann wurde mir bewusst das er mich nicht sehen konnte. "J-Ja"

"Die Polizei wird ein ein paar Minuten bei Ihnen sein", danach fing er an sich mit mir zu unterhalten.

5 Minuten später klopfte jemand an meiner Tür. "Hallo?", es war die Stimme des Mannes, der mich krankenhausreif geschlagen hat.

Ich antwortete nicht und hielt mir panisch den Mund zu. Der Mann fing an zu murmeln und ein bisschen lauter zu klopfen.

"Er ist hier", flüsterte ich aufgebracht. "Er ist bei ihr", gab der Mann am anderen Ende weiter.

"Haben Sie keine Angst, die Männer müssten jeden Moment da sein", ich nickte.

Plötzlich fingen die Möbel vor der Tür an, sich zu bewegen.

"OH MEIN GOTT", ich begann panisch zu kreischen.

"Was ist passiert?", wollte der Mann auf der anderen Seite der Leitung wissen, aber ich konnte ihm schon nicht mehr antworten.

'Sleepless' K. T. H. (Bangtan Sonyeondan) (Vollendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt