Prolog

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Prolog

Der Wind peitschte den sintflutartigen Regen zwischen den dichten Bäumen hin und her, klatschte ihn an die kalte Steinwand.

Das einzige andere Geräusch war der rasselnde Atem, der die Luft zerschnitt.

Hier fühlten sie sich wohl. In der eisigen Kälte, dem nassen Nebel, nur hin und wieder erleuchtet von aufzuckenden Blitzen.

Ein Donner, so laut wie noch keiner vorher lockte ihren Anführer aus der dunkelsten Ecke der Höhle.

Blut tropfte von seinem Mundwinkel, sein restliches Gesicht war verdeckt von einer schwarzen Kapuze. Der ebenso schwarze Umhang fiel wallend auf den Boden, Dreck und Äste klebten an seinem Rücken.

Er holte mit dem gleichen furchtbar klingenden Geräuschen Luft und stieß sie laut wieder aus. Sein Rabe, dessen Sprache er erlernt hatte, saß stolz auf seiner Schulter und blickte sich misstrauisch um.

Mit unheimlich tiefer, dröhnender Stimme begann der Anführer seinen Untertanen von den Neuigkeiten zu berichten, welche sein treuer Bote ihm übermittelt hatte.

Während er sprach, der Regen hart auf den Boden prallte und das Gewitter genau über ihnen war, dachte er nur an eines.

An diese stechenden, blitzenden, eisigen blauen Augen, die ihn verfolgt hatten. Die er geglaubt hatte besiegt zu haben. Die jetzt aber plötzlich wieder leuchteten.

Denn ein paar hundert Meilen entfernt, öffnete in dieser stürmischen Aprilnacht ein wunderhübsches Mädchen das erste Mal ihre Augen und stieß ihren ersten lauten, klagenden Schrei aus. Denn auf dieser Welt war es ihr noch zu kalt, zu laut, zu hell.

Ihre Eltern allerdings, Allyssa und Draco Malfoy, waren nur so von Wärme und Freude durchflutet, denn sie war ihre Erstgeborene.

Und sie tauften ihre Tochter auf den Namen Rosalie. Zu Ehren Allyssas toter Schwester.

Niemand wusste, dass dieses Mädchen auf grausamste Weise verflucht war.

Niemand wusste, dass die schrecklichen Kreaturen, die in dem dunkelsten Winkel des Verbotenen Waldes hausten, sich nicht noch einen Namen merken mussten, denn ihr zweites Opfer trug den gleichen wie ihr erstes. Rosalie.

Niemand wusste, was diese eisigen blauen Augen für diese Kreaturen bedeuteten. Dass diese Augen des Mädchens Todesurteil sein würden.

Denn in dem schwarzen Blut des Königs, in seinem blassen Körper lebte nur noch das Gefühl der Rache, das gestillt werden musste.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt