Kapitel 48

108 15 2
                                    


Es war keine Traumwelt gewesen. Es war alles schwarz. Die Träume waren nicht mehr da. Ich sah die Gestalten nicht mehr und hörte keine Schreie.

Als ich aufwachte, saß meine Mum am Ende des Bettes. Und als sie sah, dass ich wach war, füllten sich ihre schönen grünen Augen mit Tränen und sie kam zu mir und nahm mich in den Arm. Sie streichelte sanft mein Haar und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.

Tränen kullerten mir über die Wange. Tränen der Trauer, aber trotzdem auach der Freude, denn es gab Momente, zu viele Momente, in denen ich dachte, ich hätte sie verloren.

Als sie mich los ließ, sah ich sie genauer an. Ihre Platzwunde an der Schläfe war genäht worden und jetzt verkrustet, ihre Ober- und Unterarme waren teilweise mit Pflastern übersäht. Ich strich kurz darüber, sie zuckte leicht weg.

„Tut es weh?", fragte ich leise, aber sie schüttelte den Kopf.

„Wie geht es dir?", wollte sie dann wissen.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte nicht so gut schlucken, es war schon anstrengend die Spucke runter zu bekommen, aber sonst... „Ich spüre so gut wie nichts. Was ist überhaupt alles kaputt?", sagte ich mit heiserer Stimme, die hin und wieder versagte. Ich konnte mich nicht an alles erinnern, mein Kopf drückte immer noch, die ganzen Schmerzen spürte ich wahrscheinlich wegen Madame Pomfreys Tränken nicht.

„Du hast eine leichte Gehirnerschütterung, dein Hals und somit deine Luft- und Speiseröhre wurden stark gequetscht, deswegen kannst du nicht so gut sprechen und schlucken. Die Bisswunden am Hals wurden genäht, ebenso die tiefsten Stellen der Kratzer am Oberschenkel. Deine Rippen sind geprellt, aber die Wunden sind nicht tief, Madame Pomfrey hat eine selbstgemischte Salbe darauf gegeben."

Es war erstmal still als Mum mit ihren Ausführungen fertig war.

„Oh", sagte ich dann leise und starrte auf die weiße Bettdecke. „Ich dachte, es hätte mich kaum getroffen."

Mum strich mir wieder über den Kopf. „Meine Kleine", wisperte sie mit kaum Stimme und ich sah sie an. „Du hast gestern mehr schreckliche Dinge gesehen und erlebt, als ich mir je für dich vorgestellt hätte. Ich wollte dich immer vor soetwas beschützen und es tut mir leid, dass du so viel kämpfen und leiden musstest."

„Ich bin zäh", lächelte ich schwach.

„Genau wie deine Mutter." Ich zuckte bei seiner Stimme zusammen. Professor Sallivan erschien hinter meiner Mum und sah auf mich hinab.

Seinen Kopf zierte ein weißer Turban aus mehreren Verbänden, ansonsten hatte er ein blaues Auge und Kratzer auf der Stirn.

Er lebte also! Ich war mir nicht sicher gewesen was mit ihm geschehen war. Aber..

Plötzlich saß ich kerzengerade im Bett, was mein Kopf mit einem sofortig einsetzendem Schwindel für nicht gut befand. Ich fasste mir an die Schläfe und ließ mich zurück aufs Bett fallen.

„Was ist mit Dad?!", fragte ich Mum hektisch und starrte sie mit großen Augen an.

Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. „Tja, der ist auch nicht klein zu kriegen. Er wird gerade im St. Mungos operiert. Aber die Chancen stehen gut, dass er es schafft."

Erleichtert fing ich an zu lachen. Ich hatte gedacht ich hatte meine Eltern verloren. Aber sie waren stark geblieben und hatten durchgehalten.

Sallivan legte eine Hand auf Mums Schulter und drückte sie kurz. „Ihr habt es verdient noch länger zu bleiben." Mum lächelte matt.

„Der..", ich schluckte. „Der Nazdoug hat mit mir gesprochen. Er hat mir Sachen erzählt, die ich aber nicht alle verstanden hatte."

Sallivan schob sich einen Stuhl ans Bett und betrachtete mich prüfend. „Was hat er gesagt?"

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt