Kapitel 41

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Ich lag auf meinem Bett als Heaven zurück kam und sie war... genervt. Ich hatte sie noch nie genervt erlebt! „Was ist los?", fragte ich sie verwirrt und setzte mich an den Bettrand.

„Nichts", murmelte sie und wollte ins Bad gehen.

„Heaven warte", hielt ich sie zurück und sie stockte im Türrahmen. „Ich.. Also, ich hab mich gefragt warum du bei Sallivan warst?", fragte ich vorsichtig und beobachtete sie.

„Wegen nichts Wichtigem zumindest", giftete sie zurück und schlug die Tür hinter sich zu.

Verdutzt blieb ich sitzen und fragte mich wirklich, was passiert war. So hatte ich Heaven noch nie erlebt. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass ich froh war, sie nicht als Feindin zu haben, denn das schien mir recht unangenehm zu sein. Ich wagte mich nicht mehr sie nach dem Treffen zu fragen, denn ich wollte sie auf keinen Fall noch wütender machen. Als sie aus dem Badezimmer kam tat ich so, als wäre ich eingeschlafen. Aber in Wirklichkeit merkte ich, dass sie lange nicht einschlief.

Am nächsten Morgen hatte Heaven sich aber scheinbar wieder beruhigt und lächelte mir beim Frühstück wie immer süß zu.

James und ich ergriffen den Moment und quetschten uns zu ihr.

„Hey Heaven", sagte James und klopfte ihr auf die Schulter. „Wir, also Rosie und ich haben uns gefargt, ob du uns nicht bei etwas helfen könntest..."

Heaven zog ihre Augenbrauen hoch und musterte uns, jedoch nicht genervt sondern eher belustigt. Oh Gott, wahrscheinlich ging es ihr langsam auf den Geist, ich kam nämlich ständig bei ihr angekrochen wenn ich irgendetwas nicht konnte.

Leicht zögernd legte ich ihr den Pergamentfetzen vor die Nase, auf den wir die Symbole der zweiten Aufgabe gekritzelt hatten. Heavens Augenbrauen verengten sich. „Das sollten wir nicht hier machen", wisperte sie, ließ den Zettel verschwinden und ging aus dem Speisesaal.

James und ich wechselten einen verunsicherten Blick, dann schauten wir, dass wir ihr hinterher kamen.

Sie saß im Gryffindor-Turm am Tisch vor dem Feuer und wartete auf uns. „Rosie, zeig mir das, was du bei der zweiten Aufgabe bekommen hast", befahl sie. Sofort zog ich das hauchdünne Holzplättchen aus meiner Tasche und reichte es ihr vorsichtig.

Sie beäugte es einige Sekunden, ehe sie unser Pergamentstück umdrehte und anfing, etwas mit ihrer Feder darauf zu schreiben. Ich sah kurz misstrauisch zu James, er zuckte nur mit den Schultern und sah dann weiterhin gespannt auf Heavens Hand.

Schließlich ließ sie ihre Feder sinken und starrte auf die Worte die sie gerade eben geschrieben hatte.

„Was ist los?", traute ich mich zu fragen. Ihre Augen huschten zu mir.

„Das sind einfach Runen, auch die anderen Champions werden das Rätsel ohne Probleme lösen. Aber ich glaube..." Heaven hörte auf zu reden und biss sich kurz auf die Innenseite ihrer Wange.

„Was?", drängte ich und spürte Schweiß in meinem Nacken entstehen, weil ich so unglaublich neugierig war und endlich wissen musste, was die Runen bedeuten.

„Ich denke gerade nur, dass es komisch ist", setzte Heaven fort. „Diese Runen sind nicht schwer zu entziffern, sie hätten es auch in unserer normalen Sprache schreiben können. Ich bin mir nicht sicher was sie euch in der dritten Aufgabe antun werden", murmelte sie und schob den Zettel in unsere Richtung.


Огонь - Feuer

вода - Wasser

земля - Erde

воздух - Luft


Ich starrte auf die Worte vor mir, dann zu James, dessen Augen auch schnell über das Geschriebene zuckten. „Die Elemente", murmelte er und seine Augenbrauen verengten sich. „Sie wollen, dass wir gegen die Elemente kämpfen."

Heaven nickte. „Man kann gegen nichts Stärkeres kämpfen als gegen magisch manipulierte Elemente." In ihrer Stimme schwang unglaublich viel Sorge mit. Sorge und Misstrauen.

Mir fiel ein Stein in den Magen, so fühlte es sich zumindest an. Ich hatte Angst. Wieder bekam ich diese schreckliche Angst und wieder einmal wurde ich wütend. Ich hatte mir diese ganze Situation nicht ausgesucht! Ich wollte nie so ein bescheuerter Champion sein!

Innerlich kochte ich, also stieß ich mich vom Tisch ab und rannte, ohne ein weiteres Wort zu irgendjemandem zu sagen, aus dem Gemeinschaftsraum.

Meine Füße brachten mich ans Ufer des schwarzen Sees, ich war für die Jahreszeit viel zu kalt angezogen und bibberte jetzt schon, aber auf der anderen Seite spürte ich die Kälte gar nicht, denn die Wut in mir ließ mich brennen.

Ich versuchte die Tränen zurückzuhalten, aber es gelang mir nicht all zu lang. Ich fühlte mich so klein und unwissend auf dieser Welt und eigentlich fühlte ich mich auch die ganze Zeit schon hintergangen, ohne genau zu wissen wegen was oder von wem.

Schniefend wischte ich mir die Nase mit meinem Ärmel ab und zog meine Knie an die Brust, legte meinen Kopf darauf ab. Ich wusste nicht wie lang ich dort so gesessen hatte, aber irgendwann berührte mich eine Hand an der Schulter und ich fuhr zusammen.

„Ich bin's nur", sagte James schnell und ließ sich neben mich fallen, legte mir eine Wolldecke um die Schultern, in die ich mich einkuschelte.

„Hat Heaven noch irgendetwas gesagt?", fragte ich kleinlaut ohne ihn anzusehen.

Es dauerte kurz, dann sagte James: „ Sie will weiter mit uns trainieren. Aber sie sagte, sie könne keine Elemente beschwören und sie wüsste auch nicht wirklich viele besondere Zauber um gegen so etwas zu kämpfen. Wir werden mit dem auskommen müssen, was wir bisher gelernt haben."

Ich nickte fahrig.

„Aber Rosie...", flüsterte James und legte seinen starken Arm um mich, „damit sind wir doch bis jetzt recht gut davon gekommen, findest du nicht?"

Ich lächelte kurz, dann rollten mir wieder Tränen über die Wangen.

„Ist es die Angst?", fragte James und ließ mir die Zeit die ich brauchte, um zu antworten.

„Auch", murmelte ich. „Aber... ich bin nun mal der verwunschene vierte Champion und bin aber auf Platz 2 in der Rangliste. Wenn der vierte Champion verflucht sein soll, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Glück habe, dann kann etwas schlimmes nur noch in der dritten Aufgabe passieren. Und es wird mich treffen."

James presste mich kurz noch näher an sich. „Rosie", wisperte er. „Du bist auf dem zweiten Rang weil du gut bist! Du hast hart trainiert und hast es dir verdient. Es wird nichts schreckliches geschehen, es wir ein friedliches trimagisches Turnier sein, dass in ein paar Wochen zu Ende geht. Und dann können wir dich und deinen Sieg feiern, glaub mir."

„Und was ist mit den anderen Sachen." Meine Stimme war dünn. „Warum war mein Loszettel aus dem Kelch so rabenschwarz verschmiert mit Tinte. Warum nannte mich Sallivan Rose und fragte so eifrig nach meiner Tante. Was waren das für komische Gespräche die Mum mit ihm geführt hat. Warum wollte Sallivan unbedingt über Rosalie Bescheid wissen und aus Mum alles über ihren Tod herauskitzeln. Wie konnte Heaven mich retten ohne dass sie irgendjemand gesehen hat." Ich stocke kurz und schluckte. „Und warum zum Teufel findet nach so langer Zeit wieder ein Trimagisches Turnier in Hogwarts statt und es gibt vier Champions statt drei", wisperte ich leise und musste zittern, vor Kälte und Angst.

James antwortete nicht, aber ich vergalt es ihm nicht. Ich wusste auch auf keine einzige Frage eine Antwort.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt