Kapitel 45

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Ich war wie gelähmt. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Das Herz pochte mir bis in die Ohren, ich hörte jeden meiner verzweifelten Atemzüge.

Es blieb nicht bei dem Einen. Sie kamen in Schaaren. Erst drei, dann fünf. Und schließlich waren es mindestens fünfzehn dieser schrecklichen Kreaturen.

Sie standen im Halbkreis um mich.

Verdammt Rosie! Reiß dich jetzt zusammen!, schrie ich mich in meinem Kopf selber an und rappelte mich schließlich hoch.

„Was wollt ihr von mir?", rief ich dem genau vor mir mit dünner Stimme zu, der auch mit mir gesprochen hatten.

„Als ob du das nicht wüsstest", zischte er zurück und ein Blitz schoss aus seiner Hand auf mich zu.

Ich duckte mich weg, hoffte inständig, dass die anderen nicht auch zum Angriff übergehen würden.

Aber bevor ich wieder hochsah, prasselte ein Blitzhagel vor mir nieder. Und erleichtert starrte ich schließlich in die Gesichter meiner Mutter, meines Vaters, in die von Professor Sallivan und Snape.

Es brach Chaos um mich herum aus.

Ich stolperte weg aus der Mitte des tödlichen Halbkreises in dem ich mich befand und keuchte nach frischer Luft.

Im starken Regen konnte ich die ganzen Kämpfer um ich herum gar nicht richtig ausmachen. Ich sah nur schwarze Gestalten durch die Gegend wirbeln und Blitze aufzucken.

Ich drehte mich im Kreis. Wie in Zeitlupe betrachtete ich, wie die Welt um mich herum auseinander brach. Ich sah große Flammen am Himmel züngeln, da wo einst das Quidditchfeld war. Ich hörte das zornige Rauschen des schwarzen Wassern. Und ich hörte Schreie. Überall. Kampfschreie. Schmerzensschreie. Und die Schreie vielleicht sterbender.

Das durfte alles nicht wahr sein!

Ich viel auf die Knie, hatte keine Kraft mehr für irgendwas.

„Rosalie!"

Ich zuckte zusammen. Es lag so viel Angst und Schmerz in Mums Stimme, soetwas hatte ich noch nie gehört.

Mein Kopf arbeitete nicht so schnell. Ich war nicht aufgesprungen und hatte nicht geschaut, warum Allyssa so nach mir schrie, ich blieb einfach sitzen wo ich war und zitterte.

Eine Hand packte fest meine Schulter und zog mich zur Seite, ich fiel flach auf den Boden.

Ein stechender Schmerz durchzog meinen Oberschenkel und ich schrie auf. Seine Hand war riesig, spitze Krallen zeichneten sich vor mir ab, die sich langsam aus meiner Haut zurückzogen. Sie hinterließen große tiefe Kratzer.

Jemand packte mich am Umhang und zog mich hoch. Harry Potter.

Er stellte sich vor mich und wehrte einen Fluch ab der auf uns zuflog.

„Danke" wisperte ich leise und starrte in die Dunkelheit.

„Rosalie! Rosie!" Wieder eine andere Stimme. Ich blinzelte stark und sah in die hellgrauen Augen meines Vaters. Er schüttelte mich an den Schultern „Komm wieder zu dir! Du musst aufpassen, hörst du! Sei stark!"

Mehr konnte er nicht sagen, denn er griff den nächsten Nazdoug an.

Ich blinzelte erneut. Was stand ich hier rum? Um mich herum kämpften alle und ich stand hier und starrte ins Leere. Ich musste kämpfen! Ich musste sehen, dass ich den anderen half!

Wut spülte die eiskalte Panik in meinem Blut weg. Und plötzlich sah ich wieder scharf. Ich stieß einen Schrei aus und stürmte auf den ersten Nazdoug zu, den ich sehen konnte.

„Stupor! Incendio!" Ich brüllte alle Kampfzauber, die mir in den Sinn kamen.

„Sectumsempra!", donnerte eine Stimme neben mir. Es war Snape. Und sobald er den Zauber ausgesprochen hatte, fing der Nazdoug an zu straucheln. Schwarzes Blut floss aus seinem Körper, bis er gurgelnd zu Boden ging und liegen blieb.

Allyssas schwarze Haare klebten an ihrer Stirn, Blut lief ihr die Arme und die Strin hinab. Sie starrte Snape an. „Ist das der richtige Zauber?", fragte sie mit Hoffnung in der Stimme.

„Benutzt ihn und wir haben eine Chance", antwortete Snape und schwang seinen blitzenden Zauberstab über den Kopf.

„Draco!", schrie Mum und suchte ihn in der kämpfenden Menge. „Draco! Benutz den Spruch des Halbblutprinzen!"

Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was das zu bedueten hatte, stattdessen versuchte ich ebenfalls mein Glück mit Snapes Zauberspruch. Und tatsächlich. Ich hatte nicht allzu viele Treffer, aber dafür half ich den anderen so gut es ging die Monster zu schocken, sie abzulenken oder ihnen Schmerzen zuzufügen.

Und fast wurde ich euphorisch und hatte ein gutes Gefühl, als ich Mum erneut schreien hörte. Mit mehr Schmerz und mehr Verzweiflung als vorher. Mit mehr Schmerz als ich es je zuvor in meinem Leben gehört hatten. „Draco? Draco!!"

Ich drehte mich um. Und meine Welt zerbrach.

Er lag da. Auf dem Boden, nicht weit weg von mir. Und ein Nazdoug hatte seine Krallen in seine Schultern geschlagen und zog die Hand mit voller Gewalt nach unten, sodass das Blut aus seinem Rücken spritzte und sich klaffende Wunden auftaten. Dad versuchte sich zu wehren, aber plötzlich schrie er nur noch schmerzerfüllt auf bevor er reglos zusammensackte.

Mums Gesicht war weiß. Kalkweiß. Ich hatte ihre Augen noch nie so böse aufblitzen sehen. Ohne einmal zu blinzeln schickte sie den Nazdoug in den Tod.

Dann fiel sie vor Dad auf die Knie, beugte sich über ihn und seinen verletzten Rücken. Sie schluchzte, strich ihm über die blonden Haare und redete leise auf ihn ein. Ihr schwarzer Umhang wallte sich im kalten Wind auf und ihre Haare flogen nass in die Lüfte.

„Nein", flüsterte ich und schlug mir meine Hand vor den Mund. „Nein!", schrie ich dann in die Nacht und Tränen rannen mir über die Wangen. Ich fiel auf die Knie, weil ich nicht wusste wie ich je wieder die Kraft zum Weiterleben aufbringen sollte.

„Lyssa", zischte Sallivan und ging auf Mum zu. „Lyssa, bitte", flüsterte er und zog sie weg von Dad.

Dann nahm er seine Schultern und schleifte ihn aus dem Kampfgebiet.

Leblos ließ er Dad einige Meter weiter auf den Boden zurücksinken.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt