Kapitel 12

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Am Sonntag um zehn vor Acht saßen wir zu fünft auf unserem Stammplatz am Gryffindor-Tisch. Die Beauxbatonsschülerinnen saßen links an der Wand, die Durmstranggäste rechts.

Es lag eine spürbare Spannung in der Luft, ich hörte es fast knistern. Mein Hogwartsumhang war total zerknittert, weil ich ihn ständig mit meinen nervösen Händen durchknetete.

Im Gegensatz zu anderen, war ich überhaupt nicht entspannt. Ich hoffte, dass Daphne und Jace es nicht mitbekommen würden.

James Potter, meiner Meinung nach der Champion für unsere Schule saß bei seinen Freunden, scherzte und lachte, als wäre heute ein stinklangweiliger Tag.

Luke rutschte neben mich, aber ich bekam es nicht mal richtig mit, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht schreiend die Halle zuverlassen.

Als McGonagall um Punkt Acht Uhr nach vorne trat wurde es still, mein Kloß im Hals wuchs.

„Heute werden wir erfahren welche drei Schüler der Feuerkelch als trimagische Champions auserwählt hat."

Ihr Blick huschte über die vielen neugierigen Gesichter.

Dann starrte sie in die blaue Flamme des Feuerkelchs. Es dauerte fast eine Minute, in der ungefähr jeder die Luft anhielt, aber dann wurde die Flamme rot und sie wuchs zur dreifachen Größe ihrer selbst an. Und dann, wie aus einem glühenden Drachenmaul, spuckte der Kelch einen Zettel aus.

McGonagall strecke nur ihre flache Hand aus und der Zettel landete sachte auf ihrer Handfläche.

Snapes schwarze Augen fixierten den Zettel, Durmstrangs Schulleiter beugte sich so weit nach vorne, dass er fast von der Bank fiel und Madame Chabaux hielt sich gespannt die Hände vor den Mund.

Jeder hatte seine eigene Reaktion. Meine war, dass ich beinahe in Ohnmacht fiel. Ich hasste solche Situationen. Diese Ungewissheit. Dieses Gefühl, nicht selbst entscheiden zu können.

Denn hat der Feuerkelch jemanden erwählt, gab es kein Zurück mehr. Dann musste man als trimagischer Champion antreten.

McGonagall faltete den Zettel zwei Mal auseinander. „Als trimagischer Champion für Durmstrang wurde ausgewählt...", sie machte eine theatralische Pause, ich atmete kurz durch, dass Hogwarts noch nicht dran war, „Jurij Schukow!"

Gebrüll schallte aus der rechten Ecke zu uns. Ein großer, kräftiger Junge mit blau-grauen Augen trat aus der Menge, er strahlte von einem Ohr zum anderen.

Stolz und hochnäsig stellte er sich auf die Anhöhe, auf der der Lehrertisch stand. Ich betrachtet ihn kurz. Er war mir noch nie besonders aufgefallen unter den Drumstrangschülern, was also sah der Feuerkelch in ihm, dass er ausgewählt wurde, ein Champion zu sein? Gab es Kriterien? Trafen welche auf mich zu? Oder auf meine Freundinnen?

Mein Grübeln wurde von einem lauten Zischen unterbrochen. Ich erschrak, mein Blick wanderte nach vorn und ich sah gerade noch, wie McGonagall den nächsten Zettel auffing, den ein blauer Schimmer umgab.

„Der trimagische Champion für die Akademie Beauxbatons ist... Elyssé Dubois!"

Claires verwunderter Blick traf meine Augen, ihr Mund stand ein bisschen offen. Elyssé war ein Champion. Die nette, mitfühlende, zierliche Elyssé sollte drei lebensgefährliche Aufgaben bewältigen, bei denen sie vielleicht töten musste.

Eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper, es kam mir plötzlich alles falsch vor.

Ich beobachtete Elyssé wie sie mit einem so leichten Lächeln, dass man es fast nicht sehen konnte zu McGonagall ging, ihre Hand schüttelte und sich dann neben Jurij stellte. Neben diesem großen starken Jungen sah sie aus wie eine zarte Puppe.

Mein Kopf begann leicht zu pochen, meine Augen taten weh, weil ich nicht blinzelte. Denn jetzt kam das Spannendste. Jetzt wurde der Hogwartschampion auserwählt.



Als die Flamme zu kochen begann hielt ich die Luft an. Und ich erschrak, als aus der riesigen blutroten Flamme statt einem Zettel zwei herausflogen.

Ein Raunen, gefolgt von ein paar Schreien durchzog die Halle, McGonagall versuchte die Irritation in ihrem Gesicht zu überschatten.

Snape sprang aus seinem Stuhl, seine schwarzen Augen fast panisch auf die Zettel gerichtet. Victoria und Claire fingen sofort an miteinander zu Flüstern und mischten sich so unter das Raunen der anderen, Aysha wurde blass um die Nase und starrte mit offenem Mund nach vorne.

Ich hörte meinen aufgebrachten Herzschlag in meinem Ohr. Irgendwas war schief gelaufen. Ich hatte den ganzen Tag schon ein ungutes Gefühl gehabt. Und jetzt war etwas falsch. Man sah es an den schockierten Gesichtern der Professoren. Man spürte es an der Spannung in der Luft, die von Sekunde zu Sekunde unheimlicher wurde.

McGonagall drehte sich zu Snape, der neben sie getreten war und öffnete die gelblichen Zettel. Sanpes eisige Miene veränderte sich kein bisschen, aber unter McGoangalls Gesichtszüge mischte sich Sorge.

Ich versuchte ruhig zu atmen und das Ohnmachtsgefühl zu verdrängen.

„Ruhe bitte!", klang da die Stimme der Schulleitung durch die Halle. Die Diskussionen verstummten nur zum Teil, immer noch schrien ein paar über die Tische hinweg.

„Ruhe jetzt!" McGonagalls Stimme war plötzlich so laut, dass es schlagartig still wurde. Vielleicht hatte aber auch dieses Zittern, dass man noch nie in ihrer Stimme gehört hatte alle verstummen lassen.

„Wie es aussieht, haben wir zwei Champions für Hogwarts." McGoangall war die einzige Person die ich kannte, die ihre Stimme von schrill-laut auf leise, ruhig und gefährlich verändern konnte. Plötzlich hörte sie sich erschöpft an, aber diese gefährliche Spannung ließ uns alle zittern.

„Der erste Champion für unsere Hogwartsschule ist..."

Ich schloss die Augen, hielt den Atem an.

„James Potter."

 Ich stieß ruckartig den Atem aus und öffnete die Lider.

Niemand klatschte.

Niemand sagte einen Ton.

James stand mit zusammengedrückten Lippen auf, und stellte sich mit fahlem Gesichtston neben Jurij und Elyssé.

McGoangall starrte nach unten auf den zweiten Zettel. Es dauerte, bis sie Luft holte.


„Der zweite Champion, der für Hogwarts ausgewählt wurde... ist Rosalie Malfoy."

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt