Kapitel 18

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Die Leuchtkugel wartete wieder auf mich und zum ersten Mal fragte ich mich, wie viele Missionen wir heute wohl bestreiten mussten.

Das gute Gefühl das ich eben noch hatte verblasste wieder.

Es hieß gar nichts, dass ich die ersten beiden Aufgaben geschafft hatte. Also holte ich mich selbst auf den Boden der Tatsachen zurück. Mein Gesicht wurde wieder ernst, meine Muskeln spannten sich erneut an und mein Kopf wurde wieder klar. Die Konzentration kam auf einen Schlag zurück und das war auch gut so.

Ich folgte meinem Zauber und die Gänge wurden schneller als gedacht wieder von Tageslicht durchflutet.

Als plötzlich meine Kugel ins Stocken kam und schließlich stehen blieb, umgriff ich meinen Zauberstab fester und sah mich misstrauisch im Gang um.

Aber anstatt angegriffen zu werden, wie ich es erwartet hatte, sah ich plötzlich Elyssé den Gang vor uns vorbeirennen. Sie hechtete ihrer Kugel im Eiltempo hinterher, ihr Umhang und ihre Haare waren patschnass und ihre Lippen blau. Die Augen ließ sie panisch von links nach rechts zucken und sie zitterte.

Geschockt und mit offenem Mund blieb ich wie erstarrt stehen, auch als Elyssé schon längst vorbei war. Wie sie ausgesehen hatte. Was war die nächste Aufgabe? Was hatte sie gesehen um so ängstlich zu sein?

Die Leuchtkugel vor mir wurde langsam ungeduldig und ich zwang meine Beine weiterzugehen.

Ich wurde über den Innenhof geführt, die große Wiese hinunter zum schwarzen See. Ein paar der Schüler hatten sich dort versammelt um live bei dieser Mission dabei zu sein.

Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit, ich hasste es beobachtet zu werden. Genauso wie ich diesen schwarzen Schnatz hasste, der mir ständig hinterher flog und weder durch Feuer noch durch Doxys kaputt ging.

Ich versuchte meine Umwelt einfach auszublenden. Die Kugel flog fünfzehn Meter hinaus auf den See und blieb dann stehen.

Ich stand am Ufer und fror jetzt schon, wenn ich nur daran dachte, in den See springen zu müssen. Der Wind hatte zugenommen und brachte eine herbstliche Kälte mit sich die heute sehr unpassend war.

Ich atmete tief durch und schlüpfte dann aus meinen Schuhen und Socken. Dann zog ich meinen Umhang aus und stand jetzt nur noch in meinem schwarzen T-shirt und meiner schwarzen Jeans am Ufer.

Eine Gänsehaut überzog meine Arme. Langsam ging ich einen Schritt ins schwarze Wasser und wäre am Liebsten zurückgezuckt. Aber ich biss die Zähne zusammen und watete weiter hinein. Das letzte Stück schwamm ich.

Als ich bei der Leuchtkugel angekommen war verblasste sie vor meiner Nase, stattdessen erschien eine leuchtende Schnur, die in die Tiefe führte.

Ich beäugte sie misstrauisch, dann holte ich tief Luft und tauchte unter. Die Kälte des Wassers schien meinen Kopf einzudrücken und ich wollte weg, raus hier, aber ich zwang mich weiter zu tauchen.

Nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass ich es niemals schaffen würde, bis ans Ende der Zauberschnur zu tauchen ohne zu ertrinken.

Ich schwamm wieder nach oben an die Oberfläche und zermarterte mir meinen Kopf welchen Zauber es gab, bis mir plötzlich der Kopfblasenzauber einfiel. Wir hatten ihn uns damals von Professor Longbottom zeigen lassen, als sich im Gewächshaus ein unerträglicher Gestank einer geschimmelten Stinkmorchel ausgebreitet hatte.

Schnell wandte ich den Zauber an. Er klappte zwar nicht hundertprozentig, denn die Blase umschloss nur meinen halben Kopf, aber die Hauptsache war, dass ich atmen konnte.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt