Kapitel 19

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Das erste was ich dort sah waren vier große Kisten. Es ist geschafft, war mein erster Gedanke und ich setze bereits an dorthin zu rennen, als ich einen Schatten rechts von mir sah.

Ruckartig drehte ich mich um und stand einem Nashorn gegenüber. Mir wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen.

Es sah nicht böse aus. Es senkte einfach sein Horn und eine Flüssigkeit spritze auf mich zu. Ich duckte mich. Langsam nervte es mich sämtliche Körperflüssigkeiten an mir kleben zu haben.

Der Baum hinter mir bekam das meiste ab.

Ich richtete mich auf und starrte erst das Nashorn und dann den Baum an. Nichts passierte.

Also machte ich erneut einen Schritt auf die Kisten zu. Und plötzlich knallte es. Eine Druckwelle zwang mich in die Knie und ich landete auf dem Boden.

Der Baum hinter mir brannte trotz dem starken Regen lichterloh. Ich konnte nicht anders, ich stieß einen verzweifelten Schluchzer aus. Schon wieder etwas explodierendes.

Das Nashorn verfolgte mich mit seinen Augen und sprühte hin und wieder sein Sekret durch die Luft.

Alle Zauber die ich ausprobierte prallten an seinem Panzer ab.

Ich war kurz davor, verrückt zu werden, als mir eine Idee kam. Ich blendete das Nashorn, es gab ein verärgertes Geräusch von sich, und beschwor eine Zaubergestalt herauf. Eine Person, die aussah wie ein Mensch, aber trotzdem irgendwie durchsichtig war.

Ich duckte mich, hechtete hinter das Nashorn und blieb ganz ruhig sitzen.

Ich konnte die Erleichterung nicht ignorieren die durch meinen Körper strömte, als das Viech die Zaubergestalt fixierte und gelegentlich alles vor sich explodieren ließ.

Schnell huschte ich zu den Kisten und kniete mich vor die, auf der ein rotes „M" und das Gryffindor-Wappen prangte.

Mit zitternden Händen fummelte ich an meinem Umhang herum und holte schließlich die vier kleinen Schlüssel heraus. Sie fielen auf das nasse Gras. Meine Finger waren mittlerweile wie Eiszapfen, ich hatte kein Gefühl mehr in ihnen, was es erschwerte, den kleinen goldenen Schlüssel den ich auf dem Astronomie-Turm errungen hatte aufzuheben und in das Schloss zu stecken.

Gerade als ich ihn umdrehen und die Kiste öffnen wollte, erklang ein Schrei hinter mir.

Ruckartig fuhr ich herum und das einzige was ich sah, war James' brennender Arm.

Ich riss meine Augen auf, flüsterte lautlos seinen Namen.

James schrie erneut, ließ sich auf die Knie fallen und drückte seinen Arm auf den nassen Boden. Jetzt war ich plötzlich froh, dass es regnete.

Ich vergaß die Kiste hinter mir. Ich vergaß die Schlüssel, die auf dem Boden lagen.

Ich sprang auf, meine nassen Haare klebten mir an der Stirn und den Wangen, aber das war mir egal, ich spürte die Kälte nicht mehr.

„JAMES!", schrie ich panisch und rannte so schnell ich konnte zu ihm. Steif ließ ich mich neben ihm fallen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Er zuckte zusammen und starrte mich an. Das einzige, was ich in seinen sonst so mutigen Augen jetzt sah war Schmerz.

„James", flüsterte ich erneut, denn anscheinend brachte ich kein anderes Wort Zustande.

„Rosalie! Geh weg hier! Der Erumpent!"

Ich hob meinen Blick und sah, dass das Nashorn auf uns zukam.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt