Kapitel 25

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Nach zwei Wochen war fast alles wieder beim Alten. Mein Arm war wieder ganz normal ohne Rötung, Schwellung oder sonstiges, ich wurde kaum noch angestarrt und der Unterricht verlief wieder wie immer. Was leider auch hieß, dass die Hausaufgabenberge wieder wuchsen.

Weder ich noch meine Freunde hatten Zeit sich dem Rätsel zu widmen und so verstaubte es langsam auf meinem Nachttisch.

Das Thema „Winterball" war jedoch in aller Munde. Vor allem die Mädchen waren ziemlich beschäftigt mit diversen Vorbereitungen, Professor Aisetra bot einen Tanzkurs an und wir durften an den Wochenenden nach Hogsmeade.

Ich hielt mich jedoch weitestgehend raus aus dem ganzen, ich wusste noch nicht, ob ich wirklich hinwollte.

Am Freitag-Abend traf ich mich um Mitternacht mit Luke im Gryffindor-Gemeinschaftsraum.

„Hey", flüsterte er und lächelte mich an.

Mein Herz schlug doppelt so schnell als ich seine eisblauen Augen in der Dunkelheit leuchten sah. „Lass uns gehn", flüsterte ich zurück und wir schoben uns leise aus dem Porträtloch hinaus in die kalten Gänge.

Stumm legten wir den Weg bis in die Küche zurück. Unsere Schultern berührten sich gelegentlich, was mir ein Kribbeln über die Haut jagte.

Ich wusste nicht seit wann oder warum ich auf Luke so reagierte. Vielleicht weil ich mir so sehr wünschte mit ihm auf den Ball zu gehen. Vielleicht aber auch nur, weil er einfach mein bester Freund war und er mir etwas bedeutete.

In der Küche angekommen schnappten wir uns Waffeln vom Frühstück die wir schnell magisch erwärmten, frische rote Erdbeeren und eine riesen Tafel Schokolade. Dann, mit viel Gekicher und Geschubse erreichten wir den Astronomie-Turm.

„Luke! Schau, es schneit!" Ich rannte an die Eisenstange, lehnte mich weit darüber hinaus und sah den ersten Schneeflocken dieses Winters zu, wie sie sanft zur Erde segelten.

Mein bester Freund kam hinter mich, ich spürte seinen Atem in dieser kalten Luft warm an meinem Hals.

Er legte seine Arme von hinten um mich, verschränkte sie vor meinem Bauch und legte seinen Kopf an meinen.

„Ich würde diese Ausflüge vermissen. Ich liebe es hier oben mit dir." Ich konnte spüren, dass er lächelte.

„Ich auch", erwiderte ich leise und ließ Schnee auf meiner Hand landen. „Es wird ein schöner Winter, ich habs im Gefühl", wisperte ich dann und drehte mich langsam zu ihm um.

Er nickte leicht und starrte mir in die Augen. Sein Gesicht näherte sich meinem, dann drückte er mir seine Lippen sanft auf die Stirn. „Willst du eine ofenfrische Waffel? Selbstgeklaut?" Ich spürte es, wie er seine Lippen auf meiner Haut bewegte. Es jagte mir einen Stromschlag nach dem anderen den Körper hinunter. Im fahlen Mondlich kicherte ich, nickte dann und setzte mich zu ihm auf den Boden.

Er breitete seinen Umhang über uns beide aus und legte seinen Arm um mich. Ich bettete meinen Kopf in seine Halsbeuge, atmete seinen vertrauten Geruch ein und erzählte ihm von der ersten Aufgabe. Er fragte nach, war besorgt und mitfühlend. Wie ich ihn kannte. Wie ich ihn vielleicht sogar liebte.

„Ich hatte solche Angst um dich. Wenn ihr nur diesen verzauberten Schnatz nicht hättet. Aber so muss man ja zuschauen."

„Ich hasse sie. Spätestens in der zweiten Aufgabe wird dann jeder live sehen, wie ich versage", murmelte ich und senkte meinen Blick auf den Boden.

„Rosie. Niemals würdest du versagen. Du bist die schlauste, mutigste, liebste Frau die ich kenne. Und du bist meine beste Freundin. Aber dich zu verlieren, das wäre das Schlimmste was mir passieren könnte. Also bitte, sei bei der zweiten Aufgabe nicht zurückhalten, zeig allen was du wirklich kannst, aber bring dich nicht in Gefahr. Sonst sterbe ich an einer Herzattacke."

Ich musste leicht lachen, eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper. Soetwas hatte Luke noch nie zu mir gesagt. Soetwas hatte noch nie irgendein Junge zu mir gesagt. Ich war verzaubert. Denn welches Mädchen wollte soetwas nicht hören... Noch dazu von dem Jungen, der einem am meisten bedeutete...

„Luke", murmelte ich an seinen Hals, die Augen geschlossen.

„Hmm?", antwortete er leise und drückte sich näher an mich.

„Du darfst mich auch nie verlassen, nur dass du das weißt." Ich hörte seine Antwort nicht mehr, denn ich schlief augenblicklich in seinen Armen ein.



~*~



Am nächsten Morgen wachte ich in meinem weichen Bett auf, aber trotzdem zog sich ein stechender Schmerz meinen Rücken hinauf.

„Auch mal wach?", fragte mich Claire, die mit hochgezogenen Augenbrauen von ihrem Buch aufsah.

„Wie bin ich hierher gekommen?" Ich sah an mir hinunter. „Und wer hat mir den Schlafanzug angezogen?!"

„Dein toller Freund Luke hat mich um halb 2 nachts mit Gepolter aufgeweckt. Hätte ich keinen Muffliato benutzt hätten das auch Heaven, Aysha und Victoria mitbekommen." Mit zusammengezwickten Lippen musterte sie mich.

„Oh Gott... Wieso hat er mich denn nur nicht aufgeweckt? Es tut mir unwahrscheinlich Leid Claire.." Ich suchte nach Worten mit denen ich meine Freundin etwas besänftigen könnte, denn anscheinend war sie sauer auf mich. Ich wusste ja wie heilig ihr ihr Schlaf war.

„Kein Ding", sagte sie da aber plötzlich und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Hast du mich schon wieder verarscht?" Ich lachte auf und bewarf sie mit einem Kissen.

„Tja, es macht Spaß dich ein bisschen zu ärger. Das war die Strafe dafür, dass du den Samstag-Abend lieber mit Luke als mit mir verbringst. Den Schlafanzug hab übrigens ich dir angezogen. Du bist zwar nicht aufgewacht, aber du wolltest mich schlagen... Das nehm ich dir übel!" Sie zeigte wie eine strenge Mutter mit dem Zeigefinger auf mich, aber ich konnte nicht ernst bleiben, Lachen überkam mich und ich ließ mich nach hinten auf mein Kissen fallen.

„Was habt ihr gestern eigentlich gemacht?", wollte Claire dann, neugierig wie sie war wissen.

Mein Lachen verschwand und der gestrige Abend lief im Schnelldurchlauf durch meinen Kopf. Ich setzte mich an den Bettrand, seufzte tief und fing dann an, Claire alles zu erzählen.

Irgendjemand musste mir helfen, denn ich wusste nicht welche Gefühle ich für Luke hatte.


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Ein bisschen kurz, ich hoffe es gefällt euch trotzdem.. :)

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt