Kapitel 34

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Am nächsten Morgen war die große Halle wundervoll geschmückt, mit Christbäumen bis zur Decke, Schneekristallen an den Wänden und Eisfeuern in den Schalen. Ein Geruch nach Zimt und frischen Plätzchen lag in der Luft. Ich fand es ergreifend, welche Mühe sich die Lehrer und die Elfen in der Küche für die paar Schüler machten. Nur um ihnen Weihnachtsstimmung nahe zu bringen. Heaven, James und ich saßen ewig am Frühstückstisch und probierten mindestens 20 verschiedene Plätzchensorten.

Am Nachmittag trafen wir uns und übten Zauber. Ich wurde immer sicherer und freute mich sehr darüber. Meine Laune besserte sich von Minute zu Minute.

„Ok Leute, das reicht für heute", verkündete Heaven das Ende unserer Übungsstunde. „Ich werd mich jetzt dem letzten Aufsatz zuwenden den ich noch schreiben muss und dann endgültig meine Ferien genießen." Sie verdrehte die Augen und machte sich aus dem Staub, ich sah ihr lachend hinterher.

„Was machst du jetzt noch?", fragte James an mich gewandt und lächelte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Ich hab nichts weiter vor."

„Sehr gut." Sein Lächeln wurde verschmitzt. „Dann komm mit mir, ich will dir etwas zeigen." Er nahm meine Hand in seine und zog mich aus dem Raum. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und das warme Gefühl dass sich ausbreitete wurde stärker und stärker.

Im Gemeinschaftsraum angekommen steuerte er auf einen Ohrensessel zu, auf dem ein braun eingepacktes Päckchen lag.

James nahm es und hielt es mir hin. „Hier. Für dich." Sein warmer Blick suchte meine Augen.

Verwirrt ließ ich zu, dass James es mir in die Hände drückte. „Was ist das? Es ist noch nicht Zeit für Weihnachtsgeschenke."

„Das ist auch kein Weihnachtsgeschenk. Das ist... nur eine kleine Aufmerksamkeit zwischendurch." Er grinste.

Ich zog meine Stirn in Falten und wollte das Band lösen um es aufzumachen, aber James hielt mich auf. „Warte. Machs in deinem Schlafsaal auf. Der Rest ergibt sich dann." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand, ließ mich verwirrt dort stehen mit dem Päckchen in den Händen.

Es dauerte bis ich mich gefangen hatte, aber dann stieg unglaubliche Neugierde in mir auf und ich rannte so schnell ich konnte die Treppe in den Schlafsaal hinauf. Ich warf mich und das Päckchen auf mein Himmelbett und bekam gar nicht mit, dass Heaven an dem einzigen Schreibtisch in dem Raum saß und verschmitzt in ihr Buch grinste.

Ich löste das weiche Samtband und ließ es durch meine Finger gleiten. Was würde drin sein? Ich hatte keine Idee. Ich hob den Deckel und erblickte etwas, eingewickelt in braunem Papier. Kurz hielt ich inne, dann zog ich das Papier auseinander... und mir stockte der Atem. Mein Herz machte einen Aussetzer, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen.

Langsam griff ich nach dem lavendelfarbenen Stoff, dann zog ich es mit einem Ruck heraus und stand auf.

Das Abendkleid wallte Richtung Boden und erstrahlte in seiner ganzen Pracht vor meinen weit geöffneten Augen.

Der Rock, so viele Schichten aus leicht-violettem Stoff und Tüll, über den sich zierlichte Spitzenblumen wie ein Wasserfall dahinzogen. Das Oberteil, mit einem dünnen glitzernden Gürtel abgetrennt, erstrahlte in der Spitze, ein Hauch von Glitzer ging von den vereinzelten Pailetten aus.

Ich atmete keuchend aus und konnte nicht fassen was ich sah.

Ich erschrak als mir ein Zettel unter die Nase gehalten wurde. Verwirrt starrte ich nach oben in Heavens lachendes Gesicht. „Du solltest das lesen", sagte sie leise und drückte mir ein Pergamentstück in die Hand.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt