Kapitel 22

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Ich erschrak so sehr, dass ich hoch fuhr und James mit meinem Kopf fast die Nase eingeschlagen hätte.

Er zuckte zurück und starrte mich mit großen Augen an. „Was ist los? Was hast du, Rosalie?"

Ich starrte verwirrt zurück, mein Herz schlug viel zu schnell in meiner Brust und ich spürte wie mir der Schweiß über den Nacken lief.

James merkte, dass ich keine Ahnung hatte wovon er sprach und ich nicht antworten würde. Langsam ließ er sich an das Fußende des Krankenbetts gleiten und wischte sich mit seiner Hand übers Gesicht. „Du hast geschrien. Geschrien wie am Spieß. Du glaubst nicht wie du mich erschreckt hast." Er schüttelte den Kopf und sah mir in die Augen.

„Oh", brachte ich nur mit dünner Stimme heraus. Mein Hals kratzte.

„Was war das? Ein Traum?"

Ich machte eine abwertende Handbewegung. „Nur ein Fiebertraum. Nicht weiter schlimm."

James legte seine Hand so schnell an meine Stirn, dass ich nicht mehr wegzucken konnte. „Du glühst ja,verdammt." Er sprang auf und holte das Thermometer, drückte es mir schnell ins Ohr.

„James, es ist nicht so schlimm", versuchte ich ihn zu beruhigen.

Als er auf die Zahl schaute, die meine Temperatur anzeigte wurden seine Augen groß. „39,6°C? Das nennst du nicht schlimm?"

Ehe ich ihn aufhalten konnte sprintete er in Pomfreys Büro um sie zu wecken. Keine Minute später wuselte sie bereits um mich herum, gab mir einen weiteren Saft zu trinken und spritzte mir erneut etwas. „Versuch noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Wenn du wieder schlecht träumst dann weck mich auf. Dann kann ich dir einen Schlaftrunk geben."

Ich warf James einen verärgerten Blick zu. Er hatte ihr erzählt dass ich geträumt hatte...

„Gute Nacht." Madame Pomfrey ging seufzend in ihr Büro zurück und löschte das Licht.

Ich saß auf meinem Bett, die Knie an die Brust gezogen und starrte James an, der im Schneidersitz auf seinem Bett saß und es mir gleich tat.

„Es geht dich nichts an ob ich schlecht träume oder nicht und genauso wenig braucht es Madame Pomfrey wissen", sagte ich schließlich. Er antwortete nichts, also legte ich mich wieder hin und machte meine Nachttischlampe aus.

Dunkelheit und Stille breitete sich über uns aus und sie war erstickend.

So sehr ich es auch probierte, ich konnte nicht wieder einschlafen. Sobald ich meine Augen schloss sah ich die Schattengestalten und diese blauen Augen. Jetzt wusste ich, dass ich die Leiche war, die dort auf dem Boden lag. Ich wusste nur nicht wer das schwarzhaarige Mädchen war und was das alles zu bedeuten hatte.

„Was hast du gesehen?" James' Stimme zerschnitt die Stille und ich zuckte leicht zusammen.

Ohne groß darüber nachzudenken drehte ich mich auf den Rücken und antwortete ihm. „Es war dunkel und überall um mich herum waren Schattengestalten." Ich machte eine Pause.

„Was hast du noch gesehen?" Es war, als würde James spüren, dass ich ihm noch nicht alles erzählt hatte.

Ich schluckte schwer. „Ich hab mich gesehen. Ich war tot." Ein Schluchzer glitt mir über die Lippen weil ich keine Luft mehr bekam.

In Sekundenschnelle war James bei mir und drückte sich neben mich als wäre es selbstverständlich, dass wir nebeneinander in einem winzigen Bett lagen. Er strich mir sachte über die Schulter und obwohl ich schwitzte breitete sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper aus.

LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt