KAPITEL 11

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Schon seit gefühlten Stunden preschen wir durch die Gegend auf dem Weg nach Goldstern. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, das Aramis nur wegen dem Vorfall in Maramus so schnell nach Goldstern möchte.

Das muss noch andere Gründe haben und diese Gründe will ich endlich erfahren. Ich weiß zwar selbst noch nicht, ob ich ihm etwas von dem "Treffen" mit Quirin erzählen soll. Zwar fühle ich mich nicht, nicht schuldig, weil ich gegen das Verbot von Aramis verstoßen habe, da ja Quirin zu mir kam, aber das schlechte Gewissen nagt schon ein wenig an mir.

"Aramis?", zaghaft, fast schon schüchtern drehe ich mich zu ihm. "Ja?", antwortet er fragend, was mich überfordert. "Ähm - warum reiten wir jetzt eigentlich in die Königsstadt?", stammele ich am Anfang, fasse mich, aber wieder ziemlich schnell.

"Rose, es ist ein wenig kompliziert, aber wir haben ja genügend Zeit. Wie gut kennst du dich mit der aktuellen politischen Situation?", will er wissen und reitet neben mir her. "Gar nicht.", antworte ich ehrlich, vielleicht werde ich jetzt alles erklärt bekommen.

Er fährt sich durch seine Haare und murmelt, "Frau eben." "Hey!", meine ich empört. "Entschuldige, aber es ist eben sehr typisch für Frauen. Man hält euch von allem raus, was in gewisser Weise auch besser ist.", sagt er zwar in keinem wirklich entschuldigendem Ton, aber immerhin etwas.

"Ich weiß.", ist meine schlichte Antwort dazu. Ich kann schlecht sagen, dass ich es grauenhaft finde. "Aber da ich möchte, dass du als meine Frau über alles Bescheid weißt, werde ich dich aufklären. Dir alles einzeln erklären.", sagt er und bringt mich damit zum Strahlen.

Endlich nach langem Hoffen und warten, wird mir es erklärt. Ich erfahre, was vorfällt in unserer Welt. Ich bin nervös. "Also, ich gehe davon aus, dass du die einzelnen kleineren Lordschaften kennst.", meint er und sieht mich abwartend an. Ich nicke, das hat mir mein Hauslehrer beigebracht, aber ich könnte es mal wiederauffrischen.

"Gut, dann fangen wir nicht bei 0 an. Es gibt mich und die 3 anderen hohen Lords. Dein Vater in diesem Fall, Lord Metter vom Westen und dann noch Lord Hellam aus dem Osten. Wir regieren über die kleineren Lordschaften in unseren Gebieten und stehen direkt unter dem König."

"Heißt der König besitzt die Macht über alles?", unterbreche ich ihn verblüfft. Er sieht kurz zu mir rüber nickt und fährt fort, "Was vermutest du sind die Aufgaben der hohen Lords?" "Das ihr euch um eure Lordschaften kümmert?", meine ich und lasse es sehr fragend klingen, da ich nicht den geringsten Schimmer habe von ihren Aufgaben.

Er grinst mich an und erwidert, "Auch, aber wir müssen die Angaben eintreiben. Je 3/10 geht an den König, 4/10 an den hohen Lord und die restlichen 3/10 an die Bauern. Das heißt wenn ein Bauer 10 Salatköpfe hat, muss er 3 dem König, 4 in dem Falle mir geben und darf nur 3 davon behalten."

"Das ist ungerecht den Bauern gegenüber. Warum macht ihr das so?", will ich entrüstet wissen. Er zuckt erschrocken zusammen und fährt mich dann verärgert an, "Rose, du musst lernen deine Zunge zu zügeln. So etwas darfst du niemals zu jemandem Wichtigen sagen und mir auch nur hinter verschlossenen Türen! Das klären wir in Goldstern nochmal."

Ich schlage vor Schreck meine Hände vor meinen Mund. Ist das peinlich. "Entschuldige Aramis, ich wusste es wahrhaftig nicht, aber es wird nie wieder vorkommen." Ich sehe ihn mit großen Augen und er kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

"Ich hoffe mal. Machen wir weiter, zudem müssen wir jederzeit, wenn der Befehl vom König kommt für ihn in Schlachten ziehen und dann müsstest du in dem Falle alle meine Aufgaben übernehmen, es sei denn ich nehme dich mit. Dann würde jemand aus meinem Rat, diese Aufgabe übernehmen. Das Thema würde ich vorerst hierbei belassen.", sagt er und ich nicke.

Hoffentlich kann ich mit, wenn er wegmuss. Ich kann doch nicht regieren, ich bin doch nur seine Frau? Die Männer würden mich überhaupt nicht ernst nehmen und Scherze auf meine Kosten machen. Bevor ich mir aber noch länger darüber Gedanken machen kann, fährt Aramis fort.

"Und wir müssen, dafür sorgen das Gerechtigkeit und Frieden in unserem Gebiet herrscht und hier sind wir am springenden Punkt. Wir reisen in die Königsstadt, da es damit Probleme bei manchen Lordschaften gibt."

Gespannt schaue ich zu ihm rüber. Kommt jetzt das was Quirin mir erzählt hat? Soll ich es jetzt einfach sagen? Aber dann verrate ich Quirin direkt und das will ich eigentlich ja nicht. Anderseits, Aramis ist derjenige der mich endlich aufklärt, etwas was Quirin nie gemacht hätte. Ich glaube, das verdient diese Information.

"Wegen Maramus, oder?", will ich wissen und bin ziemlich erstaunt als er mir einen verwirrten Blick zu wirft. Mir wird innerhalb von Sekunden klar, dass er bis gerade eben nichts davon wusste. Ich beiße mir auf die Lippe, jetzt ist wohl der große Moment gekommen.

"Also, es gab einen Überfall auf die Lordschaft von Barbaren, glaubt man. Und diese haben die Tochter entführt. Zudem konnte unter den Männern Leute von Lord Hellam ausmachen.", erzähle ich ihm in einem leisen Ton. Damit es auch nur Aramis hört und ja kein Vogel.

Er zieht scharf Luft ein und scheint zu überlegen, bis er meint, "Rose, von wem weißt du das?" Er sieht mich mit seinen durchdringenden Augen an. "Aramis, was passiert mit der Person, wenn es ich es dir sage?", frage ich selbstbewusst, ich hoffe zumindest es kommt so rüber.

Er runzelt mit der Stirn und meint dann schlicht, "Es war Quirin, nicht wahr?" Ich spüre wie mir das Blut ins Gesicht schießt und ich kurz einfach wie weg bin. "Woher willst du das wissen?", frage ich und versuche meine Stimme normal klingen zu lassen.

Er lächelt mich siegessicher an und erwidert, "Allein deine Reaktion gerade hat gereicht." Mist, ich sollte dringend lernen meine Gefühle bei solchen Situationen nicht zu zeigen. Einfach eine Maske aufsetzen. Sofort muss ich an meine Mutter denken, sie trägt ihre Maske perfekt. Nie verrutscht ihr ein Gesichtszug oder anderes.

"Prinzipiell wird ihm nichts passieren, bis jetzt. Aber ich kann dir nichts sicher sagen.", antwortet er auf meine Frage. Ich atme erstmal erleichtert aus, ich hatte mit irgendetwas schlimmen gerechnet.

"Das hängt alles zusammen.", meint Aramis plötzlich. Verwirrt schaue ich zu ihm und ziehe fragend eine Augenbraue in die Höhe. "Ich habe es dir vorher noch nicht zu Ende erzählt, also: Es gibt Schwierigkeiten mit Lord Hellam also dem Osten. Seine Lordschaften werden immer öfters überfallen und er unternimmt nichts dagegen und auf die Briefe vom königlichen Hof antwortet er auch nicht. Deswegen hat Clemens mich zum Hof bestellt.", erklärt er mir aufgeregt.

Ich verstehe seine Aufregung nicht ganz, aber da erzählt er schon weiter, "Jetzt ist mir klar, warum Maramus die Hilfe vom König will. Weil ihr eigener Lord sie selbst überfällt. Rose, du hast mit dieser Information sehr geholfen. Danke, danke." Leicht stolz lächele ich ihn an und erwidere schlicht, "Dafür hast du mir sehr viel erklärt."

"Aber du hast mir mehr geholfen. Ich wusste doch, dass in dir etwas Besonderes steckt, Rose.", meint er stolz.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt