KAPITEL 17

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Drinnen sehe ich Aramis, wie er sich unruhig in dem Bett windet. Kein Schreien, alles ruhig. Langsam komme ich näher zu ihm. Ich habe Angst irgendetwas falsch zu machen. Ich habe mich von Quirin küssen lassen, mehr kann man nicht falsch machen.

An dem Bett angekommen, knie ich mich neben das Bett und nehme Aramis seine Hand in meine. Es fühlt sich so falsch an, jetzt seine Hand zu halten. Wenn ich könnte würde ich Quirin aus dem Königreich verbannen lassen.

Abwesend in meinen eigenen Gedanken, nehme ich erst gar nicht wahr, wie Aramis plötzlich aufschreit und senkrecht im Bett sitzt. Völlig erschrocken schaue ich hoch zu ihm. Er sitzt da und fängt an zu weinen.

Ich komme mir schuldig vor, er weint zwar bestimmt nicht wegen dem Kuss, aber dennoch verletzt es mich ihn so zu sehen. Aufgebracht schreit er, "Nein, Rose. Bleib hier. Lass mich nicht alleine." Das ist wie ein Stich in mein Herz.

So schnell ich kann, klettere ich zu ihm auf das Bett und nehme ihn ganz fest in den Arm. "Pscht, alles gut. Ich bin hier und werde nicht gehen. Das ist nur ein Traum.", versuche ich ihn zu beruhigen.

Wie ein kleines Kind legt er seinen Kopf auf meine Brust und wimmert, "Was habe ich falsch gemacht?" "Nichts, ich habe etwas falsch gemacht.", murmele ich eher zu mir als zu ihm. Ich sehe zu Georg rüber, der neben der Tür steht.

"Warten Sie bitte vor der Türe.", sage ich und sehe wieder zu Aramis. Er zittert am ganzen Körper wie Espenlaub. Ich habe nicht den geringsten Schimmer davon, wie man jemanden der einen Fiebertraum hat, beruhigt.

Ich rüttele Aramis ein wenig und ziehe ihn etwas hoch. So, dass er mir in die Augen schauen kann. "Du musst dich beruhigen, du hast einen Fiebertraum. Wach einfach auf.", sage ich langsam und möglichst einfühlsam.

Wie ein verängstigtes Reh schaut er mich an und murmelt, "Aufwachen?" Ich nicke und meine, "Genau, du musst aufhören diesen Traum zu träumen." Das klingt selbst in meinen Ohren seltsam. Aber ich weiß, mir nicht weiter zu helfen.

"Aber ich bin doch wach?", stellt Aramis verwirrt fest und fährt sich benommen durch seine Haare. Ich beäuge ihn misstrauisch und meine, "Dann ist gut. Wie geht es dir?" "Bescheiden.", ist seine Antwort bevor er langsam aufsteht.

Ich will ihm helfen, da er noch leicht wacklig auf den Beinen unterwegs ist, aber er sieht mich nur böse an. Deswegen bleibe ich auf dem Bett sitzen und verfolge mit meinen Augen genausten genau, was er macht.

Da öffnet sich die Türe und ein aufgebrachter König kommt rein. "Aramis, ich würde diesen Schuft zum Tode verurteilen. Wie er konnte er es nur wagen Rose anzufassen!", ruft er wütend zu Aramis, der sich sichtlich erschrocken umdreht.

Erst schaut er zum König und dann zu mir. "Er hat dich angefasst?", will er fassungslos wissen. Ich schüttele benommen mit dem Kopf und erwidere leise, "Er hat mich gek-" "Geküsst, dieser elender Hund.", unterbricht der König laut.

"Was!", ruft Aramis aufgebracht und hält sich an einem kleinen Tisch fest, da er ins Wanken geraten ist. Besorgt sehe ich zu ihm rüber. "Wo ist er? Ich will ihn sehen.", meint Aramis sauer. "Im Kerker, aber nur weil ich dachte, du willst gerne mal ein Wörtchen mit ihm reden. Danach muss ich schauen was ich mit ihm mache.", antwortet er und tigert im Raum umher.

Ich merke, wie Aramis angestrengt nachdenkt und dann zu mir gerichtet meint, "Warum hast du dich überhaupt küssen lassen?" "Weil er einfach kam und mich geküsst hat. Ich war wie eingefroren in dem Moment.", antworte ich wahrheitsgemäß und sehe auf den Boden.

Er runzelt mit der Stirn; "Hatte ich dir nicht schon im Gasthaus verboten ihn zu treffen?", meint er sauer und sieht mich düster an. Das er gerade noch in meinen Arm geweint hat, ist wie vergessen, bei ihm.

"Ich habe nie den Kontakt gesucht, nach deinem Verbot. Er kam jedes Mal auf mich zu und in einer Sache konnte ich dir damit auch helfen. Und das andere Mal, kam er einfach auf mich zu und hat mich ohne Vorwarnung geküsst. Die Wachen haben natürlich sofort eingegriffen, aber geküsst hatte er mich schon.", sage ich aufgewühlt und gestikuliere wild mit meinen Händen.

"Aramis, jetzt hör auf ihr die Schuld zu geben, Sie kann nichts dafür.", mischt sich der König ein. Aramis scheint, aber noch nicht ganz überzeugt, weswegen ich sage, "Ich war diejenige, die dich gerade beruhigt hat, als du wie ein kleines Neugeborenes in meinen Armen lagst."

"Da hat Sie Recht.", meint der König und setzt sich auf einen Stuhl. "Da hatte ich auch einen Fiebertraum, da hätte ich mich jedem weinend in die Arme gelegt.", entgegnet er. "Und auch gerufen: Nein, Rose. Bleib hier. Lass mich nicht alleine?", kontere ich und ziehe skeptisch eine Augenbaue in die Höhe.

"Ich nehme alles zurück, dich trifft keine Schuld.", sagt er und hebt die Arme abwehrend. Das hätte er nicht tun sollen. Er gerät ins Schwanken und noch bevor der König oder ich da sind, fällt er auf den Boden.

Der König greift ihm unter die Arme und zieht ihn wieder hoch. Ich stütze ihn auf der einen Seite und gemeinsam bringen wir in zurück ins Bett. "Du solltest langsam machen.", meint das Staatsoberhaupt besorgt. "Ich hasse es, aber unnötig rumzuliegen und nutzlos zu sein. Das weißt du ganz genau.", fährt Aramis ihn gereizt an.

"Ja, aber ich weiß auch das, du hier noch länger rumliegen kannst, wenn du ich nicht auskurierst.", entgegnet der König genervt von dieser Diskussion und wendet sich der Türe zu. "Bevor, ich es vergesse. Ich erwarte euch Beide heute Abend um 18.00 Uhr zum Abendessen.", sagt er noch bevor er rausgeht.

Unschlüssig schaue ich zu Aramis, der ziemlich nachdenklich da sitzt. Da ich mir nicht sicher bin, ob er es gutheißen würde, wenn ich jetzt etwas sagen würde. Daher laufe ich zu den Fenstern und öffne eines.

Frische Luft tut immer gut. "Rose." Ich drehe mich überrascht zu Aramis und sehe ihn abwartend an. "Was habe ich noch alles gesagt?", will er von mir wissen. "Das, du nicht weißt, was du falsch gemacht hast.", antworte ich knapp und gehe auf ihn zu.

"Ich verstehe, das nicht. Es erschien alles so echt.", murmelt er leicht verzweifelt und er tut mir leid. "Das ist das Fiese an einem Fiebertraum.", meine ich und komme zu ihm. "Aber es sah nicht nur real aus, es hat sich auch so angefühlt.", murmelt er fassungslos.

"Ich weiß.", flüstere ich und setze mich auf die Bettkante. Vorsichtig streiche ich mein Kleid zurecht. "Ich muss noch so viel tun.", stellt Aramis fest und will aufstehen, aber ich drücke ihn wieder zurück.

"Nein. Du bleibst heute im Bett oder willst du nochmal einen Fiebertraum haben oder einfach plötzlich umkippen?", frage ich ihn und er verdreht nur die Augen. "Es ist meine Aufgabe als hoher Lord.", entgegnet er sauer.

"Aber nicht heute!", sage ich herrisch und verlasse ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt