KAPITEL 30

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Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war Aramis zum Glück schon wach und nicht im Zelt. Mein Morgen konnte dadurch viel harmonischer starten, ohne in das Gesicht meines so verständnisvollen Ehemanns zu blicken müssen. Männer sind eben Heuchler. 

"Wichtige Dingen abklären.", erklärte Palina mir und half mir wie jeden Morgen mich fertig zu machen. Eigentlich war es mir im Moment relativ was der feine Herr macht. 

Ich bin immernoch so wütend auf Aramis und beleidigt, dass er mir es nicht zutraut ein Gefolge zu leiten. Palina versucht mir es schmackhaft zu machen, aber ich bin nicht dumm. 

Er hält mich wohl doch für eine schwache Frau, dabei dachte ich er sei anders. Nicht so frauenverachtend wie der Rest seiner Sorte.

Leider habe ich mich von seinem Charme um den Finger wickeln lassen. Was wäre mir aber auch anderes geblieben? Ich hätte ihn so oder so ehelichen müssen. Wenn er sich doch für etwas Besseres hält, dann soll er auch ebenso eine Frau bekommen.

Die kleine, naive Lady aus dem Süden, welche nur schön aussehen soll und ihm seinen Spaß haben lassen soll. Obwohl er sich auch an seinen Mätressen begehren könnte. Zu froh bin ich, dass ich noch keine seiner Mätressen kennengelernt habe.

Die Frage ist jetzt, ob er mir mehr zutrauen würde, wenn ich mich wie eine seiner Mätressen verhalten würde, aber das kann ich nicht. Und ich vermute auch, dass Aramis es auch nach kurzer Zeit seltsam vorkäme. So gut kenne ich ihn nämlich zumindest: Täuschen lässt er sich nicht.

"Rose, du musst dich beeilen. Aramis möchte schnell weiterreisen.", macht Palina mir Druck und tänzelt unruhig hinter mir. "Palina, ich brauche noch etwas Zeit.", sage ich genüsslich und lege mir einen Ring an, welchen ich von meinem Vater bekommen habe.

Obwohl ich es nie gedacht hätte, vermisse ich meine Familie. Sogar das Quengeln von Esther oder auch das ständige Gezanke zwischen Arden und Vater. All das fehlt. Stattdessen gibt es nun Streiterein zwischen Aramis und mir.

"Aber du bist doch schon fertig.", regt sie sich auf und stemmt ihre Hände in die Hüfte. "Ich verstehe gar nicht, warum du es so eilig hast.", meine ich verblüfft und sehe sie fragend an, während meine Lippen ein seliges Lächeln umspielt.

"Ich hole das Frühstück.", sagt sie leicht aufgebracht und rauscht ab. Es tut mir leid, dass ich Palina ein wenig dafür benutzen muss, aber ich will das Aramis kommt. Ich will ihn nicht unbedingt zur Rede stellen, da er sich dafür nicht rechtfertigen muss, aber ich will ihn wütend machen.

Ich will das er merkt, dass ich nicht nur seine dekorative Ehefrau bin, sondern noch viel. Ich will, dass er mit mir redet, dass wir miteinander Spaß haben. Aber ich fühle mich oft einfach nur weggeschoben. Als sei ich ihm nicht wichtig genug, um in jedem Part seines Lebens ein Teil zu sein.

Als wollte er mich fernhalten von seinen Problemen und Sorgen. Mich mit nichts belasten, aber wenn er denkt, dass würde mich würde glücklich machen, dann täuscht er sich. Es macht mich krank ihn ansehen zu müssen und nicht zu wissen, was er gerade denkt. 

Ich höre wie die Zeltstoffe rascheln und ich drehe mich um und blicke in das aufgebrachte Gesicht von Aramis. Ich kann in seinem Blick nicht sehen, was er gerade denkt, aber ich kann es mir vorstellen. Er ist gereizt durch mein provokantes Verhalten.

"Rose.", sagt er zwischen zusammengepressten Zähnen. Ich drehe mich zu ihm um und frage gelassen, "Gibt es ein Problem?" Er sieht mich amüsiert an. "Das frage ich dich.", sagt er und blickt mich kalt an. Wie schnell er sein Gesichtsausdruck verändern kann, beeindruckend.

"Ich habe kein Problem.", entgegne ich verwirrt und lächele ihn an. "Du weißt, was ich meine.", sagt er und nimmt eine meiner Goldketten in seine Hände. "Tut mir leid, aber ich weiß nicht was du versuchst anzudeuten.", meine ich und zucke mit meinen Schultern, während ich ihm meine Goldkette aus seinen Händen nehme und sie wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz lege.

"Rose, bitte reiz mich jetzt nicht.", sagt er warnend und blickt mich emotionslos an. "Und was genau willst du jetzt hören? Das ich etwa verletzt bin von deinem Verhalten und es lächerlich finde, dass du den Anführer mimst obwohl du verletzt bist.", fahre ich ihn verärgert an. Langsam kommen die Emotionen bei mir hoch.

Verletzt sieht er mich an und will etwas erwidern, aber ich komme ihm zuvor und sage abweisend, "Spar es dir." Und verlasse das Zelt, ohne mich noch einmal umzudrehen. "Rose!", ruft er mir hinterher, aber ich bin schon draußen, als ich plötzlich seinen Arm spüre, der meinen umfasst.

Ich bleibe stehen und sage ruhig, "Lass mich los." "Rose, es tut mir leid.", sagt er leise und es klingt schuldbewusst. Ich drehe mich zu ihm um und mustere ihn. "Ich weiß.", murmele ich ebenfalls schuldbewusst.

"Wir sollten darüber reden.", schlägt er vor und sieht mich kompromissbereit an. "Das sollten wir wirklich machen.", stimme ich ihm lachend zu. "Warum lachst du jetzt?", will er verwundert wissen. "Wir müssen doch schrecklich komisch aussehen, so wie wir hier stehen.", meine ich immer noch lachend.

"Höchstwahrscheinlich.", stimmt er mir auch lachend zu und fügt hinzu, "Ich verspreche dir, wir reden heute Abend über alles, aber jetzt würde ich gerne weiterreisen." Ich will gerade schon ein Kommentar dazu abgeben, aber ich verkneife es mir. Schließlich kann ich von Aramis nicht verlangen, dass er mir alles durchgehen lässt.

"Von mir aus können wir aufbrechen.", sage ich amüsiert und gebe ihm einen Kuss bevor ich lächelnd Richtung Kutsche laufen, um Beatrix dort anzutreffen, welche dort schon fröhlich mit dem Kutscher plappert. 

"Beatrix, komm bitte mal.", winke ich sie lächelnd zu mir und bleibe etwas entfernt von dem Kutscher stehen. "Guten Morgen, Rose. Was gibt es?", will sie in ihrer gewöhnlichen Plauderlaune wissen.

"Ich will wissen, ob Aramis sich eine Mätresse hält.", sage ich und sehe sie ernst an. Sie sieht mich verdutzt an und entgegnet dann lachend, "Das glaube ich kaum." "Beatrix, Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser.", meine ich herrisch und sie schreckt leicht zurück.

"Wenn du meinst, ich werde es herausfinden, aber du tust euer Beziehung damit keinen Gefallen. Rede mit ihm, er redet auch mit dir.", gibt sie mir einen Rat, verbeugt sich und entfernt sich schnell.

Ist es denn so verwerflich wissen zu wollen, ob sie mein Ehemann eine Mätresse hält? Jede hochrangige Frau beschäftigt sich mit solchen Themen. Etwas anderes sollen wir schließlich nicht tun, wie ich gelernt habe.

"Entschuldigen, Sie aber wir fahren weiter.", spricht mich der Kutscher an und hält höflich mir seine Hand ihn. Ich ergreife sie und lasse mir von ihm in die Kutsche helfen. Bevor er geht, frage ich freundlich, "Wann werden wir im Norden ankommen?"

"Noch heute Nachmittag nicht wahr, Kutscher?", gibt die hereinkommende Beatrix mir die Antwort und setzt sich gegenüber von mir hin. "Wie wahr, Lady Beatrix.", sagt der Kutscher und verbeugt sich.

"Das klingt doch wunderbar.", flöte ich und lächele Beatrix fröhlich zu. 

Dumme Gans, glaubt sie müsse mir Ratschläge geben für meine Ehe. Vielleicht sollte sie sich lieber Mal einen Rat holen, wie man einen anständigen Ehemann findet. Ansonsten muss sie am Ende den Kutscher heiraten, mit welchem sie fleißig turtelt.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt