KAPITEL 13

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Ich öffne meinen Umhang ein wenig, damit mein Kleid wieder einigermaßen elegant wirkt. Meine Haare lasse ich in Ruhe, da ich mit weiterem Herumzerren oder improvisiertem Bürsten mithilfe meiner Finger ihren Zustand nur noch weiter verschlimmern würde. Aramis öffnet ebenfalls seinen Umhang und richtet seine Haare ein wenig.

"Passabel?", scherzt er mit neckendem Unterton und sieht zu mir rüber. "Passabel", antworte ich, obwohl er eigentlich schrecklich aussieht. Dunkle Augenringe verzieren sein Gesicht und seine Körperhaltung wirkt auch nicht sonderlich wach oder energiegeladen.

Aramis bleibt ein wenig vor dem König stehen und senkt kurz den Kopf. Obwohl ich mein Bestes versuche und ihm diese respektvolle Geste sofort nachmache, fühlt es sich dennoch merkwürdig an. 

Man sitzt höher und erniedrigt sich trotzdem vor jemanden der tiefer steht. Mir bleibt aber gar nicht die Zeit, um darüber nachzudenken, weil mir freundlicherweise von einem Bediensteten aus dem Sattel geholfen wird.

"Danke", flöte ich freundlich und laufe auf Aramis und den König zu. Die beiden sind schon in ein Gespräch verwickelt, sodass ich die beiden nicht stören möchte und mich einfach bei Aramis unterhake.

Der König scheint mich zu bemerken und tönt erfreut: "Schön, dich endlich kennenzulernen, mein Kind." Ich will gerade erneut knicksen, wie es mir beigebracht worden ist, aber da meint er: "Lass es, außer du willst mal einen kaputten Rücken. Du bist also die Tochter von Lord Ramizotta."

"Ja, die bin ich", erwidere ich höflich und muss automatisch daran denke, wie sympathisch er mir bereits nach wenigen Sekunden ist. "Da hast du ja die schönste Frau von euch hohen Lords", witzelt er munter in Aramis' Richtung weiter.

Ich glaube jedoch, dass dieser schon gar nicht mehr richtig anwesend ist, und spüre auch, wie er sich immer mehr an mich lehnt. Dem König scheint ebenfalls aufzufallen, dass es Aramis nicht gut geht, und scheint kurz zu überlegen.

"Ich lasse euch jetzt erst einmal ankommen und morgen zum Frühstück sehen wir uns wieder. Es war mir eine Ehre, eure Bekanntschaft zu machen, Lady Rose. Und Aramis, schau du besser zu, dass du jetzt schleunigst ins Bett kommst.", befiehlt er lautstark und geht winkend.

Ein Diener bringt uns daraufhin zu unseren Gemächern. Normalerweise würde ich mir das Schloss sehr gerne genauer ansehen, aber dazu habe ich auch noch morgen Zeit. Jetzt sollte ich mich darum kümmern, dass Aramis bald schlafen kann.

"Er mag dich, das ist gut.", murmelt er benommen. "Ich mag ihn auch, er ist sehr locker.", erwidere ich lächelnd.

"Entschuldigen Sie? Hier sind Ihre Gemächer.", sagt der Diener und öffnet eine große helle Tür. Gemeinsam betreten wir den Raum, der größer als ein gewöhnliches Schlafzimmer ist. Es stehen Sitzmöglichkeiten im Raum und es gibt noch zwei weitere Türen. Ich vermute mal, dass eine in das Badezimmer führt.

"Brauchen sie noch etwas?", fragt der Diener unsicher und sieht zu uns. "Nein danke, gerade nicht.", antworte ich. Der Diener nickt eifrig und meint: "Vor der Türe sind Wachen stationiert, falls etwas sein sollte oder sie etwas brauchen." Ich nicke und erwidere noch: "Bringen sie das Gepäck noch hoch, bitte."

Wieder nickt er und verschwindet dann. Ich will gerade etwas zu Aramis sagen, als ich bemerke, dass er nicht mehr bei mir untergehakt ist. Er liegt auf dem Bett und sieht zum ersten Mal heute nicht mehr ganz so müde aus.

"Aramis, soll ich jemanden rufen, damit er dir hilft?", will ich vorsichtig wissen. "Nein, ich kriege das schon hin. Hoffentlich kommt unser Gepäck bald", antwortet er beruhigend und rappelt sich ein wenig auf. "Mmh", brumme ich unbefriedigt und sehe mich ein wenig hilflos im Zimmer um.

"Ich hoffe es verwirrt dich nicht, aber in der Königsstadt ist es Tradition, dass Verlobte in einem Bett schlafen", erzählt er mir. Jetzt verstehe ich es. "Keine Sorge, ich schnarche auch nicht", meint er und lässt es wie einen Witz klingen. 

"Alles gut, mich stört es nicht", entgegne ich und lache. Ob ich hier schon mit ihm in einem Bett schlafe oder erst nach unserer Hochzeit ist mir relativ gleich.

"Ich habe solche Kopfschmerzen", jammert er und will aufstehen, aber ich drücke ihn wieder runter. "Bleib liegen, ich öffne ein Fenster", meine ich energisch und er bleibt tatsächlich an Ort und Stelle. Braver Mann. 

Ich laufe zu den großen Fenstern und öffne eines. Die kalte Abendluft strömt in den Raum und ich höre Aramis erleichtert aufatmen.

Da klopft es an der Tür und Aramis ruft: "Herein." Daraufhin kommt der Diener von vorhin mit unserem recht spärlichen Gepäck. "Legen Sie es einfach hin.", befiehlt Aramis und der Diener lässt es etwas unbeholfen auf den Boden sinken, verbeugt sich und verlässt den Raum.

Schnell gehe ich zu dem Gepäck und krame nach einem Nachtgewand für Aramis. Er soll heute nichts mehr machen, bevor er noch richtig krank wird. Ich halte ein weißes, großes Leinenhemd in die Höhe und sehe ihn fragend an. Er nickt und ich gebe es ihm.

"Brauchst du dabei Hilfe? Ich kann einen Diener rufen.", will ich wissen. Irgendwie überfordert mich diese Situation ein wenig. "Nein, ich kriege das alleine hin.", meint er und richtet sich auf. Schnell sehe ich weg und er lacht: "Ich werde mich noch nicht vor dir entkleiden, Rose. Nimm dein Nachtgewand und mach dich im Badezimmer fertig."

Wie ertappt werde ich rot, nehme hastig mein ebenfalls weißes Nachtgewand mit meinem Morgenmantel in hellem Rosa und husche ins Bad. Das Badezimmer besitzt eine recht einladende offene Badewanne in der Mitte des Raumes, es wirkt luftig in Kombination mit den tiefen Fenster, die es hier am Schloss gibt.

Fertigumgezogen gehe ich wieder zurück in unser Schlafgemach und entdecke Aramisschon schlafend im Bett. Er sieht im Schlaf viel sorgenfreier aus als in derRealität. Völlig müde und erschöpft lege ich mich neben ihn und dämmere nachnur wenigen Minuten auch weg.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt