KAPITEL 10

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Ich raffe mein Kleid ein wenig hoch und laufe das enge Treppenhaus nach draußen in Hof. Je näher ich dem Hof komme umso lauter wird es. Ich höre Menschen rumbrüllen oder auch schreiende Kleinkinder. Wie es wohl Amelie und ihrer Mutter geht? Ich muss dringend nach den Beiden schauen.

Draußen auf dem Hof läuft sofort Plaum zu mir und bringt mich zu Aramis. "Haben sie gut geschlafen?", fragt er auf dem Weg zu Aramis. "Ich habe schon mal besser geschlafen.", gebe ich gutgelaunt zu und schlängele durch die Menschen.

"Die Betten am Hof werden viel weicher sein.", erwidert er und nimmt mich an der Hand, da ich wohl falsch gelaufen bin. "Kann ich mir nur zu gut vorstellen.", meine ich und wundere mich warum er die Königsstadt jetzt ins Spiel bringt.

Aber bevor ich ihn fragen kann, sehe ich schon Aramis umgeben von Wachen und anderen wichtigen Leuten, ich vermute zumindest das sie es sind. Ich lächele ihn an und er winkt mich zu ihm. Ich laufe zögerlich zu ihm. Die ganzen Männer sind mir noch nicht suspekt.

"Guten Morgen, Rose.", begrüßt mich Aramis und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich erwidere es mit einem Lächeln und stelle mich neben ihn. Mir geht es ein klein wenig zu schnell, gestern hat er mich zum ersten Mal geküsst und jetzt schon wieder.

Er hat mich zwar auf die Stirn geküsst und das ist eine sehr nette Geste, aber trotzdem fühle ich mich noch nicht ganz wohl dabei. "Sie müssen jetzt eine Entscheidung treffen.", fährt ein Berater ihn harsch an. Ich schaue Aramis verwirrt an, was für eine Entscheidung?

Er runzelt die Stirn und ich merke an seiner Körperhaltung, dass er sich gerade nicht so richtig wohl fühlt. Er spannt sich an, versucht keinem direkt in die Augen zu schauen und er tut mir leid. Ich weiß nicht welche Entscheidung er treffen muss, aber es scheint ihm sehr schwer zu fallen eine Entscheidung zu treffen.

Ohne wirklich nachzudenken, nehme ich seine Hand. Sie ist warm, aber nicht schwitzig. Vielleicht gibt ihm das eine gewisse Sicherheit. "Und?", fragt der Berater ihn abwartend. Am liebsten würde ich diesen unhöflichen Berater wegschicken, aber ich bemühe mich ruhig zu bleiben.

"Eric reitet mit euch nach Nordstern und wir nach Goldstern.", teilt er uns nachdenklich seine Entscheidung mit. Der Berater zieht scharf die Luft ein und fährt sich durch sein Haar. "Seid ihr euch, da sicher? Nur sie und ihr? Alleine ohne jeglichen Schutz?", sagt der Mann und sieht mich an.

Ich verstehe es gar nicht, bis ich realisiere das ich mit sie gemeint worden bin. Aramis will also nur mit mir alleine irgendwo hinreisen? Ich werfe ihm einen beunruhigenden Blick zu, aber er drückt nur meine Hand etwas fester.

Vielleicht ist es doch eine größere Sache als ich dachte. Hat Quirin etwas mit den Aufständen zu tun? Oder gar wegen Maramus? "Ihr habt euch so entschieden. Ich lasse alles für sie richten.", sagt ein anderer und verschwindet.

Und auch Plaum sieht Aramis überrascht an, sagt aber nichts. Die restlichen Leute um uns herum gehen auch wieder und nur noch Aramis und ich stehen da. "Warum reiten wir in die Königsstadt?", will ich von Aramis wissen und verschränke meine Arme vor der Brust.

"Das werde ich dir während des Rittes erzählen, hier gibt es .", antwortet er und sieht mich entschuldigend an. Ich sehe selbst nach genauem Umsehen keinen in direkter Nähe von uns.

"Von hier aus werden wir vermutlich, wenn wir keine großen Pausen einlegen, heute Abend da sein.", meint Aramis und fährt sich durch sein Haar. "Rose, lass dir von einer deiner Zofen noch einen Umhang mitgeben. Es wird später kalt werden.", sagt er und wendet sich zum Gehen.

"Stopp, Aramis.", rufe ich ihm zu und laufe mit schnellen Schritten zu ihm. Er dreht sich um und sieht mich abwartend an. "Ich muss dir nachher auch was sagen.", murmele ich ihm leise ins Ohr und husche dann schnell wieder weg. Ob das eine gute Idee ist ihm es nachher zu sagen?

Ich kann es noch nicht abschätzen, dazu muss ich erstmal erfahren ob das dazugehört oder nicht. Vielleicht wird er mir ja später etwas über Politik erzählen. Ohne zu wissen wo ich Lucia oder Arya finde, irre ich auf dem Hof umher, als mich plötzlich jemand festhält.

Ich drehe mich erschrocken um und blicke in das Gesicht von Lucia. "Lady Rose, wir haben sie schon gesucht, kommen sie schnell. Wir haben nicht mehr so viel Zeit.", sagt sie und zieht mich mit sich. Sie führt mich durch das Getümmel und bleibt bei meiner Stute stehen.

Neben meiner Stute steht auch Aramis mit seinem Pferd und bespricht etwas mit Plaum. Manchmal glaube ich, das Plaum der einzige ist mit dem Aramis ständig reden kann. Ich will auch mal eine so gute Freundin. Vielleicht finde ich in Nordstern eine solch gute Freundin.

Ich lasse mir von Lucia einen warmen Mantel in einem schlichten moosgrün umlegen, während Arya gleichzeitig an meinem Kleid rum zupft. Ich verstehe nicht warum, da es gleich auf dem Pferd wieder Falten bekommen wird.

Ohne dass ich etwas merke, kommt Aramis von hinten an mich ran und betrachtet mich grinsend. Ich werfe ihm einen komischen Blick zu und frage, "Habe ich irgendwas im Gesicht?", will ich verunsichert wissen und fahre mich durch mein Haar.

Er winkt ab und meint lachend, "Nein, nur ein bezauberndes Lächeln." Mein Grinsen wird noch breiter und ich freue mich über dieses Kompliment. Auch wenn es nur ein kleines ist, bedeutet es mir schon etwas.

Das Lucia und Arya sich entfernt haben, habe ich auch nicht bemerkt. "Soll ich dir hoch helfen?", fragt Aramis und legt seine Hände auf meine Hüfte. Mein Gesicht gleicht bestimmt einer Tomate von der Farbe her.

"Das wäre sehr nett von dir, Aramis.", antworte ich und betone seinen Namen ganz besonders. Ich weiß nicht ob ich ihn damit provozieren will, aber irgendwie fühlt es sich gut an. Seltsam. Zwar sehe ich sein Gesicht nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es belustigt aussieht.

Ich will mich gerade umdrehen, als er mich urplötzlich hochhebt und in den Sattel setzt. Erschrocken schreie ich auf, was ihn zum Lachen bringt. Völlig überfordert greife ich reflexartig nach den Zügeln, aber meine Stute bleibt ruhig stehen. Gutes Mädchen.

"Danke, ich war selten so schnell auf dem Pferd.", sage ich lachend zu Aramis, der selbst gerade aufsteigt. "Dann hoffen wir mal, dass sie genau so schnell nicht runterfallen.", erwidert er amüsiert und setzt sein Pferd in Bewegung. Ich mache ein empörtes Gesicht und folge ihm. 

"Ich werde ganz bestimmt nicht runterfallen.", rufe ich ihm zu, aber er dreht sich nur grinsend zu mir um.

Fies, fies.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt