KAPITEL 29

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"Seid ebenfalls gegrüßt.", meine ich freundlich und versuche ihre Sympathie zu gewinnen. Auch Henry begrüßt die Leute. "Was wollen Sie?", komme ich gleich auf den Punkt, da ich zu müde für freundliche Förmlichkeiten bin.

"Wir wollen ihren Schutz, Lady Istriana. Wir leben in ständiger Angst ihr, dass wir gleich von den Rebellen angegriffen werden. Schützen sie uns, bitte.", sagt einer der beiden Männer. Er hat eine kräftige Statur und haselnussbraunes Haar.

Henry sieht mich von der Seite an und ich überlege. Ich kann ihnen keinen Schutz bieten, dann würde ich ja in Lord Hellams Regierung eingreifen und das will ich auf keinen Fall. Alleine schon, um weitere Konflikte zu vermeiden.

"Wir werden fast schon täglich beklaut. Wir haben nichts mehr. Unsere Felder zerstören sie und unsere Kinder nehmen sie mit. Bitte helfen sie uns.", fleht die Frau mich an. Ich kann mir vorstellen, dass es schrecklich sein muss, wenn man seines Kindes beraubt wird.

"Oder sie nehmen unsere Frauen und haben mit ihnen ihren Spaß.", flüstert der Mann mit den haselnussbraunen Haaren. Als er das sagt, steht für mich fest: Ich werde diesen Menschen helfen.

Sie sehen mich alle mit flehenden Blicken an. "Wie viele seid ihr noch?", will ich von ihnen wissen und habe einen guten Plan, der klappt, wenn Sie nicht zu viele sind. "Ungefähr noch 30 Leute.", antwortet der dritte im Bund.

"Sehr schön, dann gehören sie jetzt ab sofort zu unserem Gefolge.", verkünde ich und die drei fallen sich in die Arme. Auch Henry lächelt glücklich und ich flüstere ihm zu, "Vielleicht war es doch gut nicht zu kämpfen." Er nickt und entgegnet, "Ihr seid eine weise Frau. Ich sollte öfter auf euch hören."

Zufrieden lächele auch und meine zu den dreien, "Sagt eurem Dorf Bescheid und packt eure Sachen. Wir brechen morgen früh auf." "Das werden wir, Herrin.", sagt die Frau dankbar und wischt sich seine Träne von ihren Wangen weg.

"Sehr schön. Ich werde ihnen nachher noch jemanden schicken, der ihnen alle Informationen überbringt.", sage ich und will mich zu gehen wenden, als ich höre wie die Frau zu den Männer sagt, "Was wären wir ohne Sie jetzt? Sie ist sehr barmherzig."

Ich muss breit lächeln und Stolz breitet sich in mir aus. Ich werde gemocht von den Leuten. Ich könnte Freudensprünge vollführe, aber ich beherrsche mich und laufe mit Henry zurück zum Lager.

Das ganze Lager wartet schon gespannt darauf, das wir zurückkommen. Die Wachen lassen uns passieren, während sich die Leute ehrfürchtig verbeugen. Sie tuscheln und sehen ehrfurchtsvoll zu mir hoch.

Ich genieße diesen Moment. Sie sind beeindruckt, dass es zu keinem Kampf kann und das obwohl ich eine Frau bin. "Henry, schicken sie bitte nachher jemanden zu ihnen, der ihnen alles erklären soll.", befehle ich und bleibe vor Aramis und meinem Zelt stehen.

"Und,", füge ich hinzu, "lass das Lager und Dorf gut bewachen." Er nickt und läuft davon. Ich hebe die Zeltplane ein Stückchen weg und trete in das Zelt herein. Aramis liegt auf dem provisorischen Bett, während ein Heiler seine Wunden säubert.

"Und, wie hast du dich entschieden?", will er von mir wissen, als ich näher komme und mich auf das Bett neben ihn setze. "Sie gehören nun zum Gefolge.", antworte ich und nehme mir eine Handvoll Trauben, welche auf einem kleinen Beistelltisch stehen.

Ich nickt und er meint, "Es ist wegen Lord Hellam, oder?" "Ja, vermute ich. Hier werden die Kinder entführt, Frauen vergewaltigt und die Ernte wird auch gestohlen.", sage ich wütend und zähle alles auf, was mir die drei erzählt haben.

"Du konntest nicht anders.", stellt er fest und nimmt meine Hand. Ich nicke und versuche meine Tränen zu unterdrücken. Vorhin konnte ich stark bleiben, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.

"Ich bin fertig.", meldet sich der Heiler und sieht zu uns. "Wunderbar. Wie sieht es aus?", will ich wissen und sehe mir die sauberen Wunden an. "Man muss abwarten, aber in zwei, drei Tagen müssten sie wieder einsatzfähig sein. Davor würde ich es ihnen nicht raten, da die Gefahr besteht, dass die Wunden aufplatzen und dann haben sie ein größeres Problem.", teilt er uns die Diagnose mit.

"Daran hältst du dich.", meine ich bestimmt und wende mich zum Heiler, "Vielen Dank." Dieser nickt und verlässt lautlos das Zelt. Ich höre die Wachen vor der Türe miteinander reden und auch eine Frauenstimme, die verdächtig nach Palina klingt.

Mein Verdacht bestätigt sich, als Palina in das Zelt reinkommt und sich verbeugt. Neben ihr steht ein Kammerdiener, auf jeden Fall nicht Georg. Ich stehe auf und gehe zu Palina, welche sich an meinen Kisten zu schaffen macht.

"Wo seid ihr untergebracht?", will ich von ihr wissen und lege meinen Schmuck ab. "In einem Zelt in direkter Nähe zu euch.", antwortet sie und hält ein langes Nachtkleid hoch. "Wie ist das?", will sie wissen und sieht mich an.

"Gut.", erwidere ich und gehe mit ihr zusammen hinter einen Vorhang und ziehe mich mit ihrer Hilfe um. Währenddessen reden wir leise miteinander über die heutige Reise. Auch Aramis und sein Kammerdiener sprechen miteinander. Ich habe das Gefühl, das sie sich schon länger kennen.

Vorsichtig komme ich wieder hinter dem Vorhang hervor, gefolgt von Palina und sehe Aramis im Bett sitzend. Sein Kammerdiener ist schon wieder verschwunden. Palina hilft mir noch geschwind meine Haare zu bürsten und geht dann auch.

"Wo habt ihr vorher eigentlich gekämpft? Was war da los?", will ich von ihm wissen und setze mich neben ihn. Er seufzt auf und meint, "Es gab eine Rebellengruppe, die meinte uns angreifen zu müssen."

Ich nicke und frage, "Und wie ging es aus?" "Wir haben sie zurückgetrieben.", antwortet er und verstummt, als sein Kammerdiener mit Essen reinkommt. Und sobald ich den Essensduft wahrnehme, bekomme ich auch schon Hunger.

"Stell es auf das Bett.", meint Aramis zu ihm und der Kammerdiener stellt es neben uns und zieht sich dann wieder zurück. "Er ist recht schweigsam.", stelle ich fest und reiche ihm ein Tablett.

Er nimmt sich einen Hähnchenschenkel von der Platte herunter und meint kauend, "Ja, das ist er." Ich nicke und nehme mir ein Stück Brot. "Wie wird es dann morgen weitergehen?", will ich von ihm wissen und sehe ihn abwartend an.

"Wir sollten schnell aus dem Osten raus.", meint er und richtet sich ein wenig auf. "Ja, das sollten wir.", stimme ich ihm zu. "Wir müssten den Osten in zwei Tagen hinter uns haben und wären dann im Norden.", sagt er nachdenklich.

"Glaubst du es besteht die Chance, dass wir nochmal angegriffen werden?", will ich von ihm wissen. "Ich kann es nicht einschätzen, aber ich könnte es mir gut vorstellen. Trotzdem würde ich hier bleiben.", erwidert er und scheint zu überlegen.

"Haben wir den genügend Kämpfer dabei?", frage ich vertraulich. "Um uns gegen eine Rebellengruppe zu behaupten?", er lacht auf, "Natürlich, wir haben schließlich ausgebildete Kämpfer und Sie Bauern."

"Das ist doch grandios.", meine ich und führe meine Idee weiter, "Dann stellen wir unsere Gruppen neu auf und setzen unsere Reise wie geplant fort. Und sobald wir im Norden sind, sind wir in Sicherheit."

Er murmelt etwas Zustimmendes und entgegnet, "Dann wäre das geklärt. Wir brechen morgen früh direkt bei Sonnenaufgang auf." Entsetzt sehe ich ihn an und meine, "Du sollst dich schonen. Damit meinte der Heiler sicherlich nicht, dass du morgen schon wieder dein Gefolge anführst." Er sieht mich ungläubig an und entgegnet lachend, "Ich bin ein Lord, ich kann mich nicht erholen in einer solchen Situation."

"Dann lass mich das Gefolg-", setze ich schnell an. Vielleicht etwas zu schnell, denn er unterbricht mich abrupt und sagt in einem scharfen Ton, "Ich lasse meine Frau nicht in einem solchen Gebiet mein Gefolge anführen. Es ist zu deinem Schutz.", versucht er mich zu besänftigen.

Verächtlich schaue ich ihm in die Augen und komme ihm nahe und flüstere leise in sein Ohr, "Stimmt, schließlich bin ich nur eine Frau." Er will etwas erwidern, aber ich entgegne, "Spar es dir für morgen." Und drehe ich um.

'Zu deinem Schutz.' Das ich nicht lache.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt