KAPITEL 23

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Jetzt sitze ich da wie ein Häufchen Elend und warte auf eine Reaktion seinerseits. Seit ich ihm von meiner Vergangenheit erzählt habe, hat er nichts gesagt und genau das bereitet mir Angst.

"Du tust mir so leid, Rose.", sagt er mitfühlend. "Ich hätte nie gedacht, dass dir so etwas widerfahren sein könnte. Eintausend andere Sachen sind mir bis heute Abend im Kopf herumgeschwirrt, aber als du vorhin so verklemmt reagiert hast, dachte ich mir bereits etwas in diese Richtung.", gibt er zu und lässt mich empört schnauben.

"Also, verklemmt bin ich nicht.", meine ich trotzig. "Ich weiß.", erwidert er lachend und kitzelt mich. "Hey!", rufe ich entrüstet. "Noch eine Sache würde ich gerne wissen.", sagt er nachdenklich und ich sehe ihn auffordernd an. "Mit wem wolltest du dich treffen?"

"Mit einem sehr guten Freund." Er zieht eine Augenbraue hoch und fragt: "Muss ich noch mehr über ihn wissen?" "Nein, die Freundschaft besteht ohnehin nicht mehr.", antworte ich gelassen.

Ich habe jetzt keine Lust, über die verzwickte Beziehung zwischen mir und Bash zu reden. Er würde sich nur unnötig darüber aufregen und darauf kann ich auch getrost verzichten. Er nickt und freut sich insgeheim vermutlich.

"Was ich jetzt mache, muss ich tun, Rose. Ich will dich keinesfalls verletzen, aber es muss erledigt werden. Ob ich das tatsächlich möchte oder nicht.", sagt er in einem traurigen Tonfall und sieht mich unsicher an.

"Ich weiß, mir war das schon immer bewusst.", antworte ich etwas gefasster. "Seit dem Tag habe ich gewusst, dass es irgendwann kommen wird. Deswegen sollten wir es genießen.", meine ich und lächele ihn an.

Erstaunt sagt er: "Ich dachte jetzt, du wirst mit dir hadern und du weißt schon." "Ich weiß schon.", erwidere ich lachend, "aber es bringt mir nichts, immer verklemmt dazusitzen und daran zurückzudenken."

Erfreut sieht er mich an und zieht mich sanft zu sich in seine Arme. "Ich werde sanft sein, versprochen.", flüstert er mir ins Ohr.

Und er hielt sein Versprechen. Ich konnte vollkommen vergessen, dass das hier teilweise unsere Pflicht war und mich fallen lassen. Er konnte das wirklich gut.

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"Lady Istriana, Sie müssen aufstehen.", murmelt Palina und rüttelt sanft an mir. Verschlafen öffne ich die Augen und meine fragend: "Werde ich irgendwo erwartet?" "Ja, beim Frühstück.", antwortet sie und ich möchte schon etwas zu Aramis sagen, als ich bemerke, dass er gar nicht da ist.

"Wo ist mein Ehemann?", will ich wissen und steige aus dem warmen Bett. Palina hält mir sofort einen Morgenmantel hin, während sie berichtet: "Er ist schon beim Frühstück und wollte Sie schlafen lassen."

"Dann muss ich mich also schnell richten, korrekt?", frage ich scherzhaft und folge ihr in das Badezimmer. "Und nach dem Frühstück stellt man Ihnen ihre Hofdame für ihre Zeit hier vor, da Ihre eigenen in Nordstern sind.", sagt Palina noch, während sie beginnt, mich zu entkleiden.

"Oh, das klingt interessant. Kennen sie meine neue Hofdame?", will ich neugierig wissen. "Nein, aber man hört nur Gutes von ihr.", meint Palina lächelnd, während sie mir ein Korsett umlegt.

Wenn ich nur ein Korsett anbekommen, werde ich heute vermutlich ein schulterfreies Kleid anziehen müssen. Und just in dem Moment zeigt Palina mir das schulterfreie, beige Kleid. An der Taille ist ein wenig gerafft, was meine Kurven nochmals betonen würde, und auch die Ärmel sind leicht gepufft worden. Vorsichtig zieht Palina mir das Seidenkleid an.

"Danke.", murmele ich und streiche ehrfürchtig über die Seide.

Sie ist so weich. Da man Seide nur aus der Königsstadt bekommt und sie damit sehr besonders geworden ist, habe ich daheim nicht viele Kleider aus diesem Material, obwohl ich dessen Gefühl auf meiner Haut liebe. Inzwischen kämmt Palina bereits meine Haare und flechtet mir mit zwei Strähnen einen kleinen Kranz am Oberkopf.

Auch wenn ich Palina in mein Herz geschlossen habe, freue ich mich doch schon wieder, wenn ich meine Zofen wiederhaben werde.

"Ich wäre hier fertig. Beeilen Sie sich besser, schließlich sind Ihre Gäste von der Hochzeit auch beim Frühstück anwesend.", rät Palina mir gutmütig und scheucht mich geradewegs aus dem Zimmer.

Die Wachen vor der Türe bringen mich zu dem großen Frühstückssaal. Mit klopfendem Herzen öffne ich die Türe und sofort liegen alle Blicke auf mir. 

Etwas verlegen suche ich nach Aramis und entdecke ihn neben Clemens sitzen. Immer noch leicht verlegen laufe ich zu dem besagten Platz und setze mich dort auf den leeren Stuhl neben Aramis.

"Guten Morgen, hast du gut geschlafen?", will Aramis wissen und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. "Fantastisch.", flöte ich und begrüße Clemens und Amal. Ein Bediensteter schenkt mir auch schon ein Glas Orangensaft ein.

"Also, wo waren wir stehengeblieben, Aramis?", fragt Clemens Aramis nachdenklich. "Bei der folgenden Ratssitzung.", erinnert ihn Aramis freundlich und reicht mir einen prall gefüllten Korb mit Brötchen und allerlei anderen Sachen, welche sehr lecker aussehen.

"Genau. Ich möchte, dass du während eurer restlichen Zeit hier an jeder teilnehmen wirst.", sagt Clemens und trinkt einen Schluck seines dampfenden Kaffees. Aramis sieht nicht so begeistert davon aus, erwidert jedoch nichts gegen die Pläne des Königs.

"Und was machst du heute so?", will er an mich gewandt wissen. "Ich werde meine Hofdame für die verbleibende Zeit hier kennenlernen.", antworte ich und nehme mir ein kleines Gebäck von einem Teller, der sehr günstig vor mir platziert worden ist.

"Oh, das klingt interessant.", meint er freundlich und ergänzt: "Wer ist es denn?" Ich zucke mit den Schultern und meine: "Ich weiß es nicht. Mir wurde lediglich gesagt, dass wir uns nach dem Frühstück treffen werden."

"Schade, dann sehen wir uns erst wieder beim Abendessen.", meint er enttäuscht und lächelt mich schief an. "Es gibt bestimmt weitaus Schlimmeres.", entgegne ich lachend. "Ja, da hast du Recht. Und wir haben den ganzen Abend nur für uns.", stellt er schelmisch grinsend fest.

Ich lächele ihn an, weil ich merke, wie Clemens zuhört. "Also, war es gar nicht so schlimm, Rose?", will er wissen und beugt sich zu mir vor. "Ich hatte es mir danach schlimmer vorgestellt.", antworte ich kurz und hoffe, dass ihm diese Aussage reicht. Wenn ich nur an heute Abend denke, wird mir leicht mulmig.

Will Aramis jetzt jeden Tag mit mir sein Vergnügen haben?

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt