KAPITEL 31

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Draußen wird es immer dunkler. Die Wolken hüllen die ganze Landschaft ein und es wirkt furchteinflößend noch durch den Wald zu reiten. Zudem sich die Bäume mit dem Wind wiegen und es einfach förmlich zum wegrennen dringt. Dabei ist die klirrende Kälte draußen nicht gerade noch förderlich.

"Rose, du zitterst ja ganz schrecklich.", sagt Palina entsetzt und ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Hektisch steht sie auf und holt unter ihrer Kutschbank eine braune Decke hervor. "Fühlst du dich sonst gut?", will sie besorgt wissen und wickelt die Decke um mich.

Zitternd nicke ich und ziehe die Decke noch ein weniger enger um mich. Mir war schon den ganzen Tag kalt, aber ich habe noch nie eine solche Kälte erlebt. Mein Körper fühlt sich an, wie ein tauber Kartoffelsack. Meine Beine sind schwer wie Blei und ich fühle mich dementsprechend bescheiden.

"Es wird mir morgen bestimmt besser gehen.", murmele ich matt und versuche sie schwach anzulächeln. Sie sieht mich misstrauisch an und meint dann, "Ich hoffe, dass wir jetzt gleich ankommen. Du musst dringend in ein warmes Bett und wir müssen deinem Mann Bescheid sagen."

"Psst, Beatrix schläft.", ermahne ich sie und strafe sie mit einem strengen Blick wegen ihrer plötzlichen Lautstärke. "Beatrix hat einen festen Schlaf.", sagt sie knapp und mustert mich dann wieder besorgt.

"Palina, morgen geht es mir wieder besser.", versuche ich sie zu beruhigen und lehnen meinen Kopf gegen die harte Kutschenwand. Sie nickt und meint erfreut, "Wir werden langsamer." Und tatsächlich die Kutsche wird langsamer und bleibt letztendlich stockend stehen.

Ich schlinge meine Decken eng um mich und steige mit der Hilfe von Palina aus. Draußen ist es noch kälter als schon in der Kutsche. Zitternd verstecke ich meine blauen Hände in den Decken und laufe in Richtung des Hauses, als wir abgefangen werden von Aramis.

"Rose, was hast du?", fragt er besorgt und mustert mich mit dem gleichen Blick wie Palina gerade eben. "Kalt.", fröstele ich und sehe ihn mit großen Augen an. "Du musst sofort ins Warme.", sagt er entschlossen und legt seinen Arm um meine Taille und führt mich in Richtung des Hauses.

"Warum sind wir in keinem Gasthaus?", will ich frierend wissen und lehne mich schlapp an ihn. "Hier wohnt ein guter Freund von mir.", antwortet er mir abwesend und klopft energisch gegen die stabile Holztür.

Ich nicke schwach und lehne mich gegen ihn, da ich sonst das Gefühl habe mein Gleichgewicht zu verlieren. Besorgt mustert Aramis und schiebt mich sobald die Türe geöffnet wird in das warme Haus.

Ich frage mich nicht, warum er die Frau nicht begrüßt, sondern mich die Treppe hochführt. "Aramis, mir ist schlecht.", sage ich plötzlich mitten auf der Treppe und halte mir meine Hände an meinen Bauch und krümme mich.

Augenblicke später sagt Aramis entschlossen, "Die Heilerin kommt gleich. Komm, ich bringe dich in unsere Zimmer." Ich stöhne laut auf und meine gequält, "Ich habe das Gefühl in meinem Bauch ist irgendetwas."

Anstatt darauf etwas zu erwidern zieht er mich grob hoch und führt mich in ein Zimmer. Ich bin froh, dass er mich führt, ich selbst bin gerade kaum noch in der Lage dazu mich alleine irgendwohin zu bewegen.

Aramis setzt mich auf das Bett und meint dann, "Ich hole die Heilerin und du rührst dich nicht von der Stelle." Brav und müde nicke ich, bevor er schon wieder aus dem Zimmer geht und mich mit meiner Übelkeit und meinem schmerzenden Bauch alleine lässt.

Die Zeit, die Aramis weg ist, zieht sich. Ich habe das Gefühl, er war Stunden weg bis er endlich mit der Heilerin reinkommt. Froh sehe ich die Beiden an und will schon etwas sagen, als die Heilerin mir zuvor kommt und anordnet, "Ich brauche Decken, frische Tücher und heißes Wasser. Und Sie gehen bitte raus."

Verdutzt sehe ich Aramis hinterher, wie er ohne ein weiteres Wort das Zimmer verlässt und mich mit der Heilerin zurücklässt. "Legen sie sich mal hin, damit ich besser an ihren Bauch komme. Ist ihnen schon öfters schlecht gewesen in letzter Zeit?", will sie wissen und hilft mir die Decke von mir herunterzubekommen, um mich hinlegen zu können.

"Mir war es hin und wieder mal schlecht, aber nicht so schlecht wie heute. Zudem tat mir mein Bauch nicht weh.", antworte ich ihr und lasse sie meinen Bauch betasten. Schmerzvoll stöhne ich auf, als sie etwas zu stark und lange auf eine Stelle drückt.

Verunsichert sehe ich Sie an, als Sie etwas vor sich hinmurmelt. "Was stimmt nicht mit mir?", will ich fordernd von ihr wissen und sehe Sie abwartend an. "Wann hattet Sie zuletzt ihre Blutung?", will Sie von mir wissen, obwohl Sie es sich schon denken kann.

"Sie wollen mir sagen, dass ich ein Kind erwarte?", stottere ich überfordert und sehe Sie mit großen Augen an. Augenblicklich lege ich meine Hände auf meinen Bauch und schaue ihn an. Er sieht aus wie immer, ich kann nicht schwanger sein.

"Lady Istriana, Sie sind schwanger.", sagt Sie in einem mitfühlend Ton und drückt meine eine Hand. Ich stoße einen Schrei aus und falle dann weinend in mich zusammen. Das kann nicht wahr sein. Ich kann keine Mutter werden, ich bin doch selbst noch ein Kind.

Ich spüre wie mir die Tränen über mein kaltes Gesicht laufen, während ich verzweifelt im Bett sitze und mich beweine. "Soll ich es ihrem Mann sagen oder wollen Sie das machen?", will die Heilerin von mir wissen und reißt mich kurz aus meiner Trance.

"Ich kann nicht schwanger sein. Sie müssen sich geirrt haben.", meine ich aufgebracht und sehe Sie anklagend an. Sie hebt abwehrend ihre Hände und meint in einem traurigen Ton, "Ich wünschte, ich könnten Ihnen sagen, Sie seien nicht schwanger."

Verwundert sehe ich Sie durch meinen Tränenschleier an und frage, "Warum? Sollte es Ihnen nicht egal sein?" Sie schüttelt leicht mit dem Kopf und antwortet mir, "Es sollte mir egal sein, aber ist es nicht."

Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll oder kann. Meine Hoffnungen ich wäre von dem Male an unserer Hochzeit nicht schwanger, wie auch bei meiner Vergewaltigung haben sich nicht erfüllt.

Und wieder schreie ich spitz auf vor lauter Angst und Verzweiflung. Ich hätte nie gedacht, dass ein so unbedeutender Tag noch so eine bedeutende Wende für mein Leben nehmen könnte. Am liebsten würde ich weiterbrüllen und weinen, aber die Heilerin kommt auf mich zu und nimmt mich als wäre Sie meine Mutter in den Arm und sagt, dass alles gut wird.

Aber das wird es nicht. Das ist der Anfang vom Ende.

GoldsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt