Kapitel 82

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Christian POV
Seit der Geburtstagsfeier unserer Tochter vor einigen Tagen ist wieder Ruhe eingekehrt. Wir haben uns ausgesprochen. Ana hat mir Ihre Sorgen und Ängste mitgeteilt die ich ihr hoffentlich nehmen konnte. Noch wenige Tage bis zu unserem großen Tag endlich wird sie meine Frau sein. Bis dahin wird mir hoffentlich noch ein gutes Ehegelübde eingefallen sein, denn wir wollen uns einige Worte sagen, doch habe ich diese noch nicht gefunden. Eigentlich bin ich nicht der Typ der großen Worte, sondern mehr der Typ der es in Gesten und Geschenke ausdrückt, doch sähe das ein wenig blöd aus, wenn ich das vorm Altar machen würde. Denk nach Grey! Rüge ich mich selber, bei meinem Heiratsantrag ging es doch auch, warum fällt es mir denn jetzt so schwer? Scheiße mir bleibt jetzt wieder keine Zeit dazu ich muss schon wieder zu einem wichtigen Meeting, ob ich es noch mal hin bekomme?
Gerade habe ich das Meeting beendet als mir Andrea meine Sekretärin mitteilt das die anderen Meetings abgesagt wurden, warum auch immer. Eigentlich mag ich es nicht, das so kurzfristig absagen kommen, doch ist es mir gerade recht. So kann ich nach Hause zu meiner Familie. Taylor habe ich schon Bescheid gegeben, das er in der Tiefgarage auf mich warten soll, damit wir jetzt nach Hause fahren können. Ich steige in den Wagen nachdem ich in der Tiefgarage angekommen bin. Taylor fädelt sich in den schwachen Verkehr ein  und 15 Minuten später stehe ich schon im Aufzug nach oben in unsere Wohnung. Da ich Ana nicht sehen kann und Gail wahrscheinlich gerade Phoebe ins Bett bringt, gehe ich zur Bibliothek wo ich Ana vermute. Mit meiner Vermutung lag ich völlig richtig. Sie sitzt in einem der Sessel und sieht verdammt schlecht und wütend aus. Verdammter Mist! Bitte nicht heute?
" Was machst du denn schon Zuhause?", kommt es prompt von ihr und an ihrer Stimme merke ich schon ihre schlecht Stimmung, ok die Hormon Party ist eröffnet.
"Hi Baby, die Meetings waren schneller fertig als gedacht, daher konnte ich zeitiger Feierabend machen. Und was machst du? Wie geht es dir?" Auch wenn ich weiß, das ich mir genau solche Fragen sparen kann, denn sie ist einfach nicht bester Laune. Egal was ich  jetzt zu ihr sagen würde, lässt sie hoch gehen wie eine Sprenggranate aus dem 2. Weltkrieg. Also werde ich den Monsun der auf mich zukommt über mich ergehen lassen und dann steht uns ein Glückliches Leben bevor. Hoffe ich zumindest!
"Was ich mache? Das siehst du doch oder bist du blind?" Ich bin einfach nur still und warte auf eine weitere Triade die jetzt mit Sicherheit nicht mehr aufhaltbar ist.
"Du willst wissen wie es mir geht? Beschissen geht es mir! Ich habe Rückenschmerzen, mir tun die Füße und die Beine weh. Ist es das was du hören willst? Ja? Willst du mir dein Mitleid bekunden, wie beschissen ich doch aussehe?"
"Nein ich will dich nicht bemitleiden, denn ich weiß, dass du das nicht möchtest. Ich wollte lediglich wissen wie dein Tag war und wie es dir geht? Du hast es lautstark zur Sprache gebracht, ich habe es mir angehört, doch nun werde ich gehen. Ich kann mir heute dein Gezeter nicht mehr anhören, es tut mir leid." Ich stehe ihr gern bei und unterstütze sie auch gerne, genauso wie ich auch ihren Boxsack spiele, doch heute bin ich selber nicht gerade bester Laune, da ich mein Ehegelübde einfach nicht zusammen bekomme. So leid es mir auch tut.
"Du kannst mein Gezeter heute nicht mehr hören? Schön das musst du auch gar nicht, denn ich gehe. Dann hast du deine Ruhe vor mir und musst mich nicht mehr ertragen. Wenn ich doch so schlimm bin, warum heiratest du mich dann noch? Das können wir dann doch auch gleich vergessen. Such dir doch eine die du ertragen kannst, die nicht zu blöd für alles ist. Eine die das perfekte Hausmütterchen ist oder schon Schwanz wackelnd am Aufzug steht und wartet, dass du nach Hause kommst. Willst du das? Dann bin ich eindeutig die falsche Frau für dich." Ich kann ihr jetzt nicht noch ihre Selbstzweifel nehmen, denn ich weiß nicht mehr wie ich es noch machen soll?
"Bist du nun fertig mit deinem Gezeter? Ich habe dir schon einmal gesagt ich liebe dich mit all deinen Macken und jetzt in dieser Situation noch mehr. Ich will keine andere kapierst du das noch immer nicht?"
"Nein kapiere ich nicht! Ich bin ein fettes hässliches Walross. Was willst du mit mir? Schau dich an und dann mich, dann fällt dir der unterschied auf."
"Es reicht jetzt Anastasia! Am besten beruhigst du dich jetzt mal endlich. Es ist nicht mehr auszuhalten und außerdem ist es nicht gut für dich und die Babys", herrsche ich sie jetzt auch noch lauter als gewollt an.
"Ja! Es reicht jetzt! Lass mich in ruhe ich werde jetzt gehen."
"Bleib Bitte Ana! Wo willst du denn hin?"  Da Kate noch immer mit dem Umzug zu Elliot beschäftigt ist, wird sie sicher keine Zeit für Ana haben. Soviel ich weiß kennt Ana auch sonst niemanden hier.
"Das geht dich gar nichts an. Ich bin doch nur das blöde nervige Walross was nur am meckern ist".  Am liebsten würde ich jetzt einfach in mein Arbeitszimmer, mich einfach nur verkriechen, doch kann ich Ana jetzt nicht einfach so hier stehen lassen. Doch noch bevor ich reagieren kann stürmt sie an mir vorbei, so gut es ihr in ihrem Zustand möglich ist und rennt förmlich zum Aufzug. Ich stürme ihr hinterher und rufe, dass sie bitte bleiben und sich beruhigen soll, doch die Türen des Aufzugs schließen sich und Ana ist weg. Ich bleibe wie angewurzelt und verzweifelt zurück, versuche zu begreifen was gerade geschehen ist. Ich hoffe, dass sie sich beruhigt und nichts Unüberlegtes tut. Sich nicht in Gefahr bringen wird und einfach wieder zu mir zurückkommt. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, ich will gerade in das Büro von Taylor um ihn anzuweisen nach Ana zu suchen, da höre ich aber den ankommenden Aufzug und hoffe das es Ana ist. Als die Tür sich öffnet steht Ana darin in Begleitung meiner " Mom?“
"Mein Gott Ana", sage ich erleichtert und ziehe sie in meine Arme, wo sie gleich wieder in lautes schluchzen verfällt.
"Mom? Was machst du denn hier?", frage ich dann doch etwas verwundert. Woher weiß Mom das Ana abgehauen ist?
"Ana hat mich angerufen, sie klang so verzweifelt, das ich gleich los gefahren bin um sie zu treffen. Wir haben geredet und sie hat mir erzählt was vorgefallen ist. Und auch das es ihr leid tut das du immer alles abbekommst."
"Mom ich habe mir solche sorgen gemacht, natürlich ist es nicht immer einfach der Springball ihrer Launen zu sein, doch stehe ich immer hinter ihr, egal was kommt oder gerade ist. Ich liebe sie doch",  sage ich gerade zu meiner Mom als ich merke das Ana vor Erschöpfung im stehen eingeschlafen ist, nur gut das ich sie sicher in meinen armen halte. Ich nehme sie vorsichtig auf meine Arme und bringe sie in unser Bett, sie soll sich jetzt richtig ausruhen. Nachdem ich das Schlafzimmer verlassen habe gehe ich zurück zu meiner Mom, die jetzt in meiner Küche steht und uns jeden einen Kaffee einschenkt.
"Christian ich weiß, das es gerade nicht einfach ist mit Ana, auch sie selber weiß es. Doch macht ihr die Schwangerschaft und auch die Hormone ganz schön zu schaffen. Du musst sie darin bestärken, dass du  immer zu ihr halten wirst egal was kommt!"
"Mom, das mache ich die ganze Zeit! Ich halte meinen Kopf hin egal was Sie mir um die Ohren schleudert. Ich stehe voll und ganz hinter ihr! Doch heute habe ich selbst nicht den Nerv dafür gehabt und habe trotzdem den Boxsack gespielt. Meinst du mir geht das alles nicht an die Nieren? Ich frage mich schon so oft, ob ich ihr mit der Schwangerschaft zuviel zugemutet habe? Ob ich nicht genauso Schuld daran bin, das sie gerade so ist?"
Nun breche auch ich zusammen und kann die Tränen einfach nicht mehr zurück halten. Auch mir wird es mal zu viel und das ist jetzt der Fall. Ich versuche immer stark zu sein und niemanden zu zeigen, dass auch ich verletzlich bin!  Doch kann auch ich meine Fassade nicht mehr aufrechterhalten.
"Ich verstehe dich mein Sohn und ich bin froh, dass du ihr so zur Seite stehst, das machen nicht viele Männer. In ein paar Wochen ist es zwar mit den Stimmungsschwankungen vorbei, jedoch wird der Stress dann erst richtig losgehen." Ich kann nichts mehr sagen. Ich traue meiner eigenen Stimme nicht, deshalb nicke ich nur zur Antwort und nippe an meinem Kaffee. Wir unterhalten uns noch ein wenig und meine Mom bestärkt mich noch ein wenig, wie ich mit Ana umgehen kann. Eine Stunde später verlässt meine Mom unsere Wohnung wieder, jetzt bin ich wieder allein. Ana schläft noch immer, so gehe ich in mein Arbeitszimmer um noch ein wenig an meinem Gelübde zu formulieren, doch vorher schaue ich noch mal im Kinderzimmer nach meinem Engel.

Die Nacht der NächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt