So, lets take a drink..

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TW: Alkoholismus, Depressionen, Gewalt

- Das hier ist KEINE Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte, die von einer toxischen, gewaltvollen Beziehung zwischen zwei Menschen erzählt, die ihren Verstand verlieren. Hier ist nichts romantisch. -

                                                                    

Sommer 2014


Ich saß in einer Bar, irgendwo in Berlin. Schon ziemlich angetrunken. Mein Blick rutschte von dem gepiercten und tätowierten Barkeeper mit dem sexy Dreitagebart ab und landete auf dem Shot vor mir. So sehr ich auch Probleme hatte, das Gläschen zu greifen- den Weg zum Mund kannte meine Hand scheinbar in- und auswendig. Ich hob das leere Glas und der Barkeeper kam zu mir hinüber. Seine braunen Augen musterten mich abschätzend.
"Noch einen.", sagte ich und musste aufstoßen. "Bitte.", fügte ich lächelnd hinzu. Er zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf etwas schräg.
"Samantha- meinst du nicht, du hattest schon genug?", fragte er besorgt. Mein Magen kribbelte etwas, als er meinen Namen aussprach. Verwirrt sah ich auf meinen Bauch hinab.  
"Samantha?"
Ich sah ihn wieder grinsend an. "Ich kann noch etwas vertragen."
"Hoffe ich..", murmelte er und wollte mir das Glas neu füllen, aber ich hielt die Flasche fest.
Er sah mich so mitleidig an, dass ich genervt den Blick abwandte. Ich war hier, um nicht aufzufallen. Deswegen war ich Mr. Barkeeper gegenüber auch einfach ich. Ein kleines, wie 12 aussehendes Mädchen. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu und strich mir die, aus dem Pferdeschwanz gerutschten Strähnen zurück. Als Mr. Barkeeper endlich ging, wischte ich meine schwitzigen Hände an meiner zwar engen, aber nichts sagenden Jeans ab. Ein schwarzes, zu großes T-shirt, silberner Ring, Ohrringe in Form von Erdbeeren, Mascara und das wohl abschreckenste- eine schlichte, silberne Kette, mit einem Kreuz daran. Ich schrie meine Unschuld geradezu heraus! Das war gut so. Meine Gedanken wollte ich ersticken, nicht ficken. Grinsend kippte ich mir das viel zu kleine Gläschen mit Jack voll.  
"Hi.." Ich zuckte zusammen und verschüttete etwas vom Alkohol. Genervt wandte ich mich nach links und wollte ihn anbrüllen- er sollte sich verziehen! Stattdessen blickte ich verwirrt über mindestens fünf Gesichter hinweg auf ein sechstes - ich musste zugeben - wirklich sehr gut aussehendes. Blinzelnd sah ich auf meinen Alkohol. Hatte ich wirklich den Typen dahinten gehört? Nein- das konnte nicht sein. Kopfschüttelnd, hob ich das Glas erneut und die Flüssigkeit lief brennend und weich meinen Hals hinab. Ich versuchte verzweifelt, meinen Blick auf die Flasche zu heften, doch er fuhr wieder hinüber. Der Hi-Typ flirtete gerade mit einer gut aussehenden Brünetten, mit einem Busen, der unmöglich echt sein konnte. Seine Augen schienen auch gerade abzuwägen, ob das, was sie da gerade sahen, sich nach Busen oder nach Operation anfühlen würde. Der Brünetten schien das gar nicht zu gefallen. Dabei gab er sich die größte Mühe, mit seinem bezauberndem Lächeln von seinem Blick abzulenken. Grinsend sah ich dabei zu, wie sie ihn eiskalt am Tresen zurück ließ. Allerdings lief es jetzt auch scheiße für mich, denn sein Blick traf meinen. Etwas in mir explodierte und die Welt blieb stehen.
Grün. Hell. Strahlend. Warm... 
Fuck. Stöhnend vor Schmerz wandte ich mich ab und schob die Bombe und die Hitze in meinem Gesicht auf die Scham, erwischt worden zu sein. Doch so sehr ich mir auch einredete, dass mein Körper so reagierte, weil es mir peinlich war- diese grünen Augen tauchten immer wieder auf. Als hätten sie sich in dieser Millisekunde in mein Hirn gebrannt! Verdammt! Selbst nach dem gefühlt 30. Shot, wollten sie nicht verschwinden und der Drang, zu ihm hinüber zu sehen, war so riesig, dass ich ihm nicht mehr widerstehen konnte. Wie ein Seil, das in meinen Augen verankert war und mich immer wieder in seine Richtung zerrte.
Wie konnte ich nur so unsagbar blöd sein und mich gerade scheinbar auf den ersten Blick verknallen! Ich wusste nicht, was mich zu diesem Arsch hinüber sehen ließ, der mittlerweile seine 10. Absage kassierte und ganz offensichtlich nur auf Sex aus war. Was mich zu diesem abartigen Menschen, mit seinen abartig grünen Augen und den abartig starken Armen mit diesem abartigen Lächeln auf den abartig vollen Lippen herüber zog. Ich grummelte und schrie mich selbst an. Warum musste er auch so ein abartig enges, schwarzes T-shirt anziehen? Verzweifelt versuchte ich, meine Gelüste herunterzuspülen.
Unerreichbar, gut aussehend, gefährlich, verboten, nicht zu mir passen wollend- in das verknallte ich mich. Verliebte ich mich! Das war es, was mein Innerstes glaubte, brauchen zu müssen.
Bullshit. Bullshit.



Was schlecht ist, gehört verbessert! ;)

Life is not what it seems.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt