Be careful what you wish for.

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Sommer 2020

Fucking bullshit Liebe. Fucking Bullshit Dean.


"Du solltest aufhören, zu rauchen."
Eine Klassenkameradin sah mich hochnäsig an, klimperte mit den verklumpten Wimpern und schmiss ihre blonden Haare zurück. Im Sonnenlicht sahen sie gelb aus und ich lachte in mich hinein.
"Du solltest aufhören, von deinen eigenen Problemen abzulenken."
Ich warf ihr ein breites Lächeln zu und bekam einen vernichtenden Blick. Vielleicht hätte er mich vernichtet, wenn da noch irgendetwas wäre, was man zerstören könnte.
Ja- ich war wieder in der gleichen Ausbildung, nachdem ich, dank Maria, Jahre in der Klapse und in der sicheren Obhut ihrer Selbst verbracht hatte. Und verdammt, hatten die Menschen sich verändert. 18 jährige Prinzesschen, die sich aufführten, wie Kinder und sich dabei- worauf das auch immer fußte! - ganz ernst und wichtig nahmen.
Die Dame verschwand mit ihren hässlichen "Freundinnen" und ich stand nun allein mit dem Rest Rauchern da.
"Ich finde es gut, dass du dir das alles nicht gefallen lässt, Sammy."
Ich zuckte zusammen, als Justus mich so nannte. Es tat sonst keiner, weil ich es allen verbat, aber bei ihm ging es nicht. Auch wenn es weh tat, als würde mir jemand ein Messer ins Herz rammen. Warum auch immer, mochte ich diesen Typen. Groß, muskulös, schlichte, aber stilsichere Kleidung. Grüne Augen und Sommersprossen auf der Nase. Naja gut- ich wusste, warum ich ihn mochte.
Ich lächelte ihn zur Antwort nur an. Mehr brachte ich nicht hervor. In Justus' Nähe verwandelte ich mich wieder in das kleine Mädchen von vor sechs Jahren in Blümchenchucks und Trenchcoat. Dass ich eine schwarze Lederjacke mit Nieten und generell mehr schwarz, als alles andere trug, spielte dann keine Rolle mehr. Mir schoss das Blut ins Gesicht und ich wandte mich ab, um die Zigarette am Mülleimer auszudrücken.
"Ich weiß gar nicht, warum sie es so auf dich abgesehen haben.", brummte er verärgert und tauchte hinter mir auf. Ich bekam eine Gänsehaut. Ich antwortete nicht, denn ich wollte die Wahrheit selbst nicht hören.
Als ich meinen Blick hob, traf ich auf Mitleid in den Augen meiner Mitschüler. Sie wussten zumindest über einen Teil der Wahrheit Bescheid. Natürlich- es war in den Nachrichten. 
-Der Mörder der berühmten Familie Wolf, deren Mitglieder, bis auf die Tochter Samantha, in der Nacht zum Heiligen Abend ermordet wurden, wurde tot in einem Motelzimmer aufgefunden. Es gibt keine Gewissheit, allerdings bestätigte besagte Samantha Wolf, die zu der Zeit in dem Motelzimmer nächtigte, dass der Tote sie zwei Mal angegriffen hätte.-
Ich wandte mich ab und zog die Jacke enger um meinen Körper. Es war zwar warm, aber mir wurde kalt. -Berühmt, pft.- Ich blickte die Straße auf und ab und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Gleich würde mein Bus kommen.
Der Ruhm hatte mir nichts gebracht. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, dass man bekommt, was man verdient. Und oh- ich hatte es verdient. Ich hatte den Verlust meiner Familie, Dean Winchester und meinen Wahnsinn verdient. Bevor ich Blümchen-Samantha war, war ich jung und ich war blind. Und nun war ich...
"Wir sehen uns Montag.", sagte ich hastig und lächelte in die Runde, zog meinen Rucksack zurecht und lief die Straße hinauf, Richtung Bushaltestelle. Stöpselte mir gerade die Ohren zu und hörte Eminem, als ich stehen blieb. Stirnrunzelnd beugte ich mich etwas vor und blickte dem Auto mit zugekniffenen Augen entgegen. Langsam rollte es die Straße herunter. Schwarz, breit, polliert. Mein Magen regte sich und ich schüttelte den Kopf. Rieb mir die Augen- natürlich ohne den Maskara zu verschmieren- und ließ den eindeutigen Impala nicht aus den Augen.
"Verschwinde.", murmelte ich nervös und trat von einen auf den anderen Fuß, hoffend, dass es nur eine Halluzination war. Sie waren eigentlich mit Justus nach und nach verschwunden, aber wenn das dort keine Halluzination war, dann...
"Verschwinde!", zischte ich leise und biss die Zähne zusammen. Aber das Auto rollte weiter auf mich zu und machte keine Anstalten, zu flackern oder sich in Luft aufzulösen. Nein. Als es durch eine Pfütze fuhr, spritzte sogar Wasser auf. Mir rutschte das Herz in die Hose. Betend, dass es nur irgendein Impala war, setzte ich mich ganz langsam wieder in Bewegung. Wild pumpte das Herz Blut durch meine Adern und ich war bereit, jede Sekunde vor dem nahendem Sturm zu fliehen. Einfach umzudrehen und wegzulaufen. Menschen mit mir zu reißen und sie zu warnen. Vor der Hölle, die auf uns zu kam.
Je näher der Wagen kam, desto sicherer war ich mir über die Anwesenheit einer gewissen Person darin. Als würde er eine Art Licht von sich geben. Irgendeine Wärme, die nur ich spürte. Etwas, was nur ich wahrnehmen konnte. Jetzt befand sich der Impala direkt vor mir und kam langsam zum Stehen. Ich versuchte, den Blick abzuwenden, einfach stur weiter zu laufen, aber etwas hielt mich am Boden fest. Meine eiskalten Hände krallten sich in die Riemen meines Rucksacks. Der Motor wurde abgestellt. Die Fahrertür ging quitschend auf. Braune, kurze Haare- sie könnten jedem gehören. Breite Schultern- normal. Lederjacke- modern. Der Mann drehte sich langsam um, legte seine starken Unterarme auf das Dach des Impalas und blickte mich direkt an.
Grün.
Ein Tritt traf mich im Magen und ich fiel einen Schritt zurück. Der Sturm raubte mir den Atem. Als mein Kinn sich Richtung Boden bewegte, rutschten mir die Kopfhörer aus den Ohren und ich verlor Eminems Rückenwind. Ich war gefesselt. Gefesselt von diesen Augen. Von ihm.
-Gott, nein.- 
Er leckte sich über die vollen Lippen, runzelte die Stirn und ich bekam einen Herzinfarkt. Hastig warf ich einen Blick hinüber zu meinen Mitschülern. Justus sah skeptisch zu uns herüber. Heftig blinzelnd sah ich wieder Dean an.
Ich stieg in das Auto. Was blieb mir denn übrig? Er saß noch gar nicht, da machte er schon den Mund auf, um etwas zu sagen. Aber ich hatte schon längst das Fläschchen aus meinem Rucksack gezogen, es aufschraubt. Das Weihwasser ergoss sich in einem Schwall über sein Gesicht. Gleichzeitig begann ich die Formel zum Exorzismus zu rezitieren: "Exorcizamus te, omnis immundus spiritus, omnis satanica potestas..."
Er erstarrte, schloss seine Augen und den Mund und atmete tief ein und aus. Eindeutig genervt. Aber bis auf das und die malmenden Zähne, zeigte er keine Reaktion. Das reichte mir nicht. Ich sprach weiter, während ich mit einer schnellen Bewegung mein Silbermesser heraus zog und ihn am Handrücken schnitt. Nichts, außer ein Zischen und Fluchen in meine Richtung. Er wischte sich über das Gesicht und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Wenn dich jemand gesehen hat, dann- ", begann er, als ich mir das Messer selbst an das Handgelenk über die Pulsadern setzte.
"Was zur Hölle tust du da?!", rief er und wollte es mir wegnehmen, aber er war zu langsam. Ich schnitt sie mir längs auf. Es brannte tierisch, aber als ich mich umsah, war alles beim alten und Dean saß noch immer neben mir. Erst jetzt hörte ich auf zu reden und konnte einatmen. Mein Brustkorb hob sich so schwer, als lägen Steine darauf. Ich ließ mich zurück in den Sitz fallen und würdigte ich ihn keines Blickes mehr. 
"Du fährst mich am besten schnell nach Hause, bevor ich verblute.", sagte ich nüchtern, während ich auf mein Handgelenk presste. Und er gehorchte. Murrend zwar und irgendetwas vor sich hinzischend, aber er startete den Motor und fuhr los. Mir war schummrig und mein Herz raste. Trotzdem fielen mir die überraschten Augen auf, die auf mir und Dean lagen. Und ja- als wir am Prinzesschen vorbei fuhren, genoss ich diesen Hass und Neid in ihren Augen. Auch wenn ich unfähig war zu fühlen. Oder zu denken. Oder zu handeln.
Ich sah Dean hastig von der Seite her an. Seine Präsenz engte mich ein. Sie fegte alles, bis auf ihn, hinfort. Als würde nichts anderes mehr existieren. Zitternd starrte ich nach vorn auf die Straße. Etwas grauenvolles kam auf mich zu und ich rannte sehenden Auges hinein.


Die Hölle. 



Was schlecht ist, gehört verbessert! ;D Haut raus!

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