"Driver picks the music."
Ich stand draußen und rauchte. Wir waren schon einen ganzen Tag hier, zu lange. Und nun noch die Nacht. Es ist so viel passiert in den letzten 24 Stunden.
Oben saß Dean in meinem Zimmer und wartete auf mich. Ich war bei meinem loyalsten Freier, habe ein letztes Mal genug Geld verdient, um die nächsten Monate auszukommen. Danach war ich bei meinem dummen Dealer, um Stoff zu kaufen und zum Verkaufen zu stehlen. Das würde mich weitere Monate über Wasser halten. Und danach tat ich etwas, was mir sehr schwer viel. Ich war bei Justus. Ihn nach Geld zu fragen, viel mir mehr als schwer, aber er hatte damit kein Problem.
"Ich nehme an, du würdest nicht nach so einer Summe fragen, wenn du es nicht wirklich brauchst.", hatte er lächelnd gesagt. Ich habe ihn geküsst und genau in dem Moment kam Dean. Und Dean, der Justus für meinen Freier hielt, hat ihn auf übelste verprügelt. Natürlich habe ich den Krankenwagen gerufen, aber ich konnte nicht bleiben! Weinend küsste ich Justus auf die blutige Wange und ließ ihm einen Zettel da. Mit Dean hatte ich kein einzigen Wort gesprochen oder ihn auch nur eines Blickes gewürdigt. Und nun- nun stand ich auf der Straße und sog den Rauch in meine Lungen. Starrte den schwarzen Impala an, sah hinauf zu meinem Schlafzimmerfenster und wieder zurück zum Impala. In meinem Kopf stritt ich gefühlte Minuten lang mit mir. Hier in der Realität waren es nur Sekunden.
"Fuck it." zischte ich, klemmte die Zigarette in meinen Mundwinkel und zog mit einem Kribbeln im Bauch die Kapuze über meinen Kopf. Ich zog noch ein Mal an der Zigarette, bevor ich sie austrat und das Bandana Tuch bis über meine Nase zog. Das Kribbeln in meinem Buch wuchs zu einem Adrenalinschub und ich konnte nicht anders, als grinsen. Wie damals.
Ich besorgte mir einen großen Stein. Ein Blick auf meine Uhr, ein Blick hinauf in den Himmel. Zwei Minuten lang, bewunderte ich die Sterne, bis der Lärm des Flugzeuges begann. Mein Herz raste, als ich die Scheibe einschlug und ich konnte einen Glücksschrei nicht verhindern. Die Scheiben gingen lauthals zu Boden, aber das wird niemand mitbekommen haben. Hastig machte ich die Tür von innen auf, fegte die Scheiben mit meiner Hand zur Seite und setzte mich. Hastig beugte ich mich unter die Amatur, holte mein Taschenmesser heraus und brachte nach ein paar Minuten - meine Panik stieg nun doch - das Auto zum Laufen.
"Verfickte Scheiße!" brüllte Dean von Oben aus meinem Fenster. Er hatte sich nicht an die Regeln gehalten:Misch dich nicht in mein Leben ein und gehe niemals in mein Zimmer. Niemals!
Beide Regeln hatte er noch in der selben Nacht gebrochen. Oh, er hätte Justus nicht anfassen dürfen. Oh, das war ein Fehler.
Ich konnte selbst von hier oben erkennen, wie sein Gesicht rot vor Wut wurde.
"Bewege deinen Arsch hier hoch, oder ich komme runter!" schrie er. Lachend zog ich die Tür zu und da er mein Gesicht nicht sah, zeigte ich ihm den Finger, bevor ich aufs Gas trat und davon fuhr. Der Wind stieß mir die Kapuze vom Kopf. Eine Gänsehaut schob sich über meinen gesamten Körper. Auf der Autobahn drehte ich die Musik laut auf. Es war einfach unglaublich! Der Wind, die Lichter, die an mir vorbei huschten. Das Hupen der Autos, das nur flüchtig an meine Ohren drang. Mit einem lauten Schrei, preschte ich den Motor auf die 200 km/h. Er jaulte laut auf. So lebendig hatte ich mich lange nicht mehr gefühlt.
Leider hatte ich noch etwas anderes vor. Ich fuhr wieder zurück nach Berlin und hielt an einem kleinen Laden in einer Seitengasse. Ich kannte ihn, aber die Inhaber auch mich. Die Scheibe in der Tür hatten sie gerade ersetzt und ein kleiner Biss fuhr mir überraschend durch den Magen. Aber ich schob ihn hastig bei Seite, stieg mit dem Stein in der Hand aus und brach in den Laden ein. Natürlich ging sofort die Alarmanlage an, aber ich wusste, was ich wollte und wo es stand und nach weniger als einer Minute, war ich schon wieder auf dem Weg.Dieses Mal ließ ich mir Zeit. Ließ das Adrenalin langsam abklingen. Doch noch war ich nicht ganz fertig. Zu Hause angekommen, checkte ich die Fenster. Es brannte kein Licht und die Scherben vom Fenster lagen überall auf der Straße verteilt. Ein deutlicher Beweis für einen Wutausbruch von Dean, der mit einem eigens geklauten Auto auf der Suche nach mir sein dürfte. Und so wie ich ihn kannte, würde er mich auch bald gefunden haben. Also stieg ich aus und als ich die Sprühdose in meiner Hand schüttelte, klapperte sie. Ein herrliches Geräusch. Ich zog mir das Bandana von der Nase, zündete mir eine Zigarette an und lief hinüber zum Haus. Entspannt machte ich mich ans Werk.
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Life is not what it seems.
FanfictionTW: Gewalt, Alkoholabhängigkeit, toxische Beziehungen, Mord, Manipulation, Depressionen, Sex, KEIN HAPPY END Ein grauenvoller Mord an ihrer Familie machte Samantha Wolf schlagartig zu einer Waise. Alkohol, Maria und ihre Lieblingsserie "Supernatural...