One

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Das Monster packte mich und schleuderte mich über das Bett. Ich krachte hart auf der anderen Seite auf den Boden. Verzweifelt kroch ich darunter, aber es packte mein Fußgelenk und zerrte mich wieder hervor. Und ich brüllte. Schrie so laut ich konnte. Als es sich tief über mich beugte, stieß ich mit meinem Knie genau auf die Stelle, wo ich es verletzt hatte. Es zuckte zurück und ich stand hastig auf. Packte meinen Laptop und schlug auf das Ding ein. Und immer wieder schrie ich nach Dean. Ich hatte das Ding zurück gezwungen und ging rückwärts auf die Tür zu. Mit einem letzten Schlag, nockte ich das Ding aus. Es krachte zu Boden und blieb reglos liegen. Ich flüchtete in den Flur und zerrte die Tür zu. Meine tauben Beine trugen mich die Treppe herunter, aber den Tresen erreichte ich nicht mehr. Ich fiel atemlos auf die Knie.
"Fräulein!" Die Dame kam auf mich zu gelaufen und nahm mich in den Arm, ihr Blick ging immer wieder angsterfüllt über meinen Kopf die Treppe rauf.
"Ich habe die Polizei gerufen, Fräulein." Die Sirene hörte ich schon in der Ferne. Ich brach kraftlos in ihren Armen zusammen und ließ mich einfach halten. Als die Polizei kam fragten sie nach der Zimmernummer und ich wurde auf das Sofa im Eingangsbereich gebracht. Ich bekam nichts mit. Starrte einfach nur ins Leere. Wie konnte es sein, dass Dean nicht da war? Hatte ich das vielleicht alles geträumt? Die Gespräche mit ihm? Die Küsse? Den Abend in der Disco? Hatte ich den Verstand schon so sehr verloren? Das konnte nicht sein! Er musste einfach real sein!
"Ich, ich brauch frische Luft.", stammelte ich.
"Aber, Fräulein!"
Ich wehrte die helfenden Hände ab und ging nach draußen. Es war genug Polizei unterwegs- mir konnte keiner was anhaben. Sie würden das Ding da oben finden und wer weiß was damit anstellen. Wenn es überhaupt ein Ding war. Und nicht nur ein Mensch im Kostüm. Und Dean war ein Psychopath. Ich schluckte und lief die Fassade entlang um das Haus herum. Ein Mann stand etwas abseits und betrachtete das Geschehen rauchend. Ich bat nach einer Zigarette und verschwand rauchend um die Ecke. Es war so verdammt kalt und ich fiel erschöpft gegen die Mauer. Als ich die Augen schloss, konnte ich seine Augen vor mir sehen. Und das Schmunzeln. Seine Schultern und die Arme. Eine Gänsehaut schob sich über meinen Rücken, als ich seine Umarmung spüren konnte! Ihn roch. Weinend rutschte ich auf den Boden und kauerte mich zusammen. Das konnte nicht nur ein Traum gewesen sein. Das ging nicht.
"Sam?" Jemand zog mich an den Armen hoch. Ich konnte meine Augen kaum noch öffnen. Vielleicht war ich auch schon unterkühlt. Vielleicht träumte ich auch, dass ich weggetragen wurde. Vielleicht starb ich ja gerade und der Impala war mein Himmel. Und Dean. Dean war mein Himmel. Seine grünen Augen tauchten rot und glänzend über mir auf und eine Hand lag warm auf meiner Stirn.
"Ich habe die Arachne getötet, Sam." Er betrachtete mich panisch, "Es tut mir so Leid! Sam? Du bist in Sicherheit."
Ich blinzelte träge. Scheiß doch drauf. Scheiß auf die Realität, auf das Leben. Das hier war einfach perfekt. Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich und ich schluchzte auf.
"Wehe du stirbst!" Er schlug die Tür zu und setzte sich ans Steuer. Der Impala brauste los. "Wehe du stirbst, Samantha!", brüllte er wütend und ich wurde in die Lehne gepresst, so schnell fuhr er.

Ich wachte blinzelnd auf und sofort schüttelte ich mich. Heißes Wasser prasselte auf meinen nackten Körper und ich fuhr zur Seite. Stöhnte auf vor Schmerz. 
Sofort zwangen mich Hände zurück in die Position. Ich wehrte mich, aber hatte keine Chance. Panisch riss ich meine Augen auf. Wo war ich?! In einer Badewanne?
"Ist schon gut, Sam. Schon gut!" 
Ich fuhr in die Aufrechte und starrte Dean an. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich in das Grün sah und Tränen schossen mir in die Augen. Er wich meinem Blick aus und versuchte, mich wieder zurück zu drücken. 
"Bitte, Sam. Du bist unterkühlt, du musst dich aufwärmen."
Ich ergab mich seinem Willen, aber ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen. Seine Augen waren tatsächlich rot und er war bleich, wie eine Leiche. Die Haut an seiner Augenbraue war aufgeplatzte und darum herum war die Haut blau und lila. Blut lief ihm die Schläfe herab. Seine Haare standen wild von seinem Kopf ab und das schwarze T-shirt, das er trug, war zerrissen. Darunter blutete er. 
"Dean.." Meine Stimme war nur ein Krächzen. Er sah mir kurz in die Augen, schüttelte den Kopf und wandte sich dann wieder ab. Er steckte mir ein gefaltetes Handtuch in den Rücken und stöpselte die Wanne zu. Jetzt lief die Wanne mit dem viel zu heißem Wasser voll. 
Dean stand auf und ging zum Waschbecken. Zerrte sich das T-shirt vom Leib und begann, sich zu waschen. Eine Stichwunde zierte seinen Bauch und ich weinte. Was war nur mit ihm passiert? Was war hier nur los? 
"Bist du echt?" 
Er sah mich über den Spiegel hinweg an. Seine Hände fassten das Waschbecken so fest, dass die Haut über seinen Knöcheln weiß wurde. Er nickte nur und machte dann weiter. Das Wasser reichte mir schon über die Brust und ich rutschte ein Stück tiefer, sodass mein Mund unter Wasser war. Ich fühlte mich sicher, wohl- Dean war da. Aber am liebsten hätte ich laut aufgeschrien und mit einem Vorschlaghammer auf etwas eingeschlagen.
Als er fertig war, sich gewaschen und verbunden hatte, half er mir aus der Wanne und mich abzutrocknen. Dabei war er, der der Hilfe brauchte. Er nahm meine Hand und wir liefen hinüber zum Bett. Irgendetwas war anders. Sein Händedruck war sehr fest, aber auf eine unglaublich sanfte Weise. Die starken, breiten Schultern angespannt. Wir waren nackt. Erst jetzt realisierte ich es. Erst jetzt, da mein Blick auf seinen Po fiel und ich blickte verschämt auf den Boden. Als wir vor dem Bett stehen blieben, hob er mein Kinn mit seiner Hand an und zwang mich so, ihm in die grünen Augen zu sehen. Sein Blick umarmte mich. Lächelnd beugte er sich zu mir herunter, dabei bildeten sich kleine Fältchen um seine Augen und etwas helles, strahlendes fuhr durch das Grün. Ich schluckte, während er seine Hände auf meine Hüften legte und versuchte dieses neue Gefühl in mir zu verstehen. Es war nichts aufregendes dabei. Es war die pure, absolute Wärme und Sicherheit. Seine weichen Lippen legten sich vorsichtig auf meine. Es war befreiend. Zitternd legte ich meine Hände in seinen Nacken und zog ihn näher an mich heran. Seine warmen, etwas rauen Hände fuhren in meinen Rücken und ich überwand den letzten Abstand zwischen uns. Seine warme Haut schmiegte sich an meine, als wäre sein Körper dafür gemacht. Eine Gänsehaut fuhr über meinen Rücken und ich schüttelte mich. Leise lachend löste er sich von meinen Lippen und setzte sich auf das Bett, sodass ich auf seinen Schoß glitt. Ich spürte ihn unter mir und keuchte nervös. Wich seinem Blick aus. Aber er fasste mir wieder unter das Kinn und lächelte Mut machend zu mir herauf. Es brauchte keine Worte. Ich wusste, dass alles ok war. Es war ok.
Zitternd legte ich meine Arme auf seine Schulter und hielt die Luft an. Mein Herz raste, als ich mich langsam hochstützte. Seine Stirn lag an meiner Brust und ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Und als er meine Hüfte zurück drückte, drang er in mich und ich schloss lächelnd meine Augen. Doch statt der Dunkelheit, war da ein warmes Leuchten. Erleichtert seufzte ich auf. Dean umschlang meinen Körper und presste mich an sich. Seine Lippen liebkosten mein Schlüsselbein. Meinen Busen. Und als er mich auf das Bett legte, küsste er sich den Weg nach unten. Die Rippen, der Bauchnabel, die Hüfte...
Es war... anders, neu. Vollkommen und warm. 

Life is not what it seems.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt