another black saturday

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Das Blatt hatte sich erschreckend schnell gewendet. Ich saß vor dem Laptop und starrte in den schwarzen Bildschirm. Ein bitteres- sehr bitteres- Lächeln auf den Lippen. Dean war nun schon über eine Stunde im Bad, während meine Gedanken sich gegenseitig jagten, töteten und auffraßen. Wie soll ein Mensch etwas derartiges verarbeiten? Ich liebte Dean, hatte Angst vor Jacob und den Drang nach einem Rachemord an ihm. Ohjah. Meine Gedanken wurden sehr dunkel und schwarz und etwas in mir regte sich auf eine erschreckend fröhliche Art: Die Vorstellung von einem gefesselten Jacob, der meiner Gnade ausgeliefert war, war zu schön. Das Problem: Dean war an Jacob gefesselt. Zwei Seelen, die sich einen Körper teilen mussten.
Bei dieser Problematik von einem "Stockholm-Syndrom" zu reden, war fast schon süß. Schließlich hatte ich zu Jacob kaum Kontakt gehabt, als dass ich irgendeine Beziehung hätte aufbauen können. Wie es um meine Psyche stand, war ein Rätsel, dass ich nur in Monaten hätte aufschlüsseln können. In Jahren. Also gab ich es sofort auf.
Dean. Dean Winchester!
Ihn musste ich retten, das war nun das einzige, was mich interessierte. Was zählte. Nebenbei diente das vermutlich auch meiner Rettung. Denn ich stand gefährlich nahe am Abgrund. Also- wie ging ich das an? Durfte Dean davon erfahren? Ja- er musste es sogar. Er war schließlich der ausschlaggebende Antrieb. Ich konnte ihm bei seiner Rettung helfen, aber schlussendlich musste er den Todesschuss abgeben.
Ich atmete tief ein und aus und lief hinüber zur Toilettentür. Wie lange ich vor ihr stand und nichts tat, als sie anzustarren, wusste ich nicht. Aber als ich meinen Arm hob, um anzuklopfen, schien er Tonnen zu wiegen. Meine Knöchel prallten unangenehm hart auf das Holz. Drei Mal. Eine Lawine fuhr durch meinen Körper und ich schüttelte die Gänsehaut von mir ab.
"Dean?", fragte ich leise, doch erschrak. Meine Stimme war verdammt laut. Noch leiser fuhr ich fort: "Dean- können wir reden?"
Keine Antwort. Natürlich. Ich klopfte noch ein Mal und wartete ab, doch nichts tat sich. Vielleicht war er ja geflohen? Durchs Badfenster? Das würde zu ihm passen. Ein leichtes Schmunzeln fuhr über meine Lippen: Nein. Er würde vielleicht verschwinden, aber er würde wieder zurück kommen. Jetzt, wo er weiß, dass sich Jacob mir schon gezeigt hatte. Dass Jacob eine Gefahr für mich war. Er hätte viel zu große Angst, mich an diesen Bastard zu verlieren. Schnaufend probierte ich, die Tür zu öffnen, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie verschlossen war.
"Gibst du mir ein Zeichen?", bat ich, "Ich will nicht mit der Luft reden, wie eine Verrückte. Nicht schon wieder..."
Ein leises Glucksen war zu hören, das schnell wieder verstummte. Es hätte auch irgendein anderes Geräusch sein können, aber ich war mir ziemlich sicher, dass mich Dean dort drinnen ausgelacht hatte. Erleichtert lehnte ich mich gegen den Türrahmen, schloss meine Augen und sammelte mich.
"Ja- Maria hat mir das alles erzählt. Ja- ich hätte sie nicht anrufen sollen, aber Dean. Ich hatte Angst."
Wieder nichts. Okay- das hier würde wohl oder übel ein Monolog werden.
"Ich bin mit Supernatural nicht besonders weit gekommen. Bisher warst du noch nicht von irgendetwas besessen gewesen. Glaube ich...Aber ich bin mir sicher, dass du schon mit solchen Dingen zu tun hattest, oder? Von Menschen, die von etwas anderem gelenkt waren? Vielleicht.. war sogar ein Kind dabei, wer weiß... Und dieser Mensch hat schreckliche Dinge getan, sehr schreckliche. Weil er gelenkt war, von etwas anderem. Und als das Monster weg war- als ihr den Menschen von dem Monster in ihm befreit hattet- da war der Mensch entsetzt. Denn niemals in seinem Leben, hätte er auch nur annähernd etwas so furchtbares tun können. Und der Mensch konnte mit dem Wissen, dass er mit seinen eigenen Händen so etwas getan hatte, nicht weiter leben. Und Monate später, habt ihr erfahren, dass sich der Mensch umgebracht hatte. Er wollte sich lieber selbst töten, als noch ein Mal einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Egal auf welche Weise..."
Stille.
"Dean..", ich legte meine Hand an die Tür, "Weißt du, worauf ich hinaus will?"
Nichts.
"Gott...", brachte ich hervor, "Ich will, dass du eines weißt. Nein! Dir eines bewusst machst- es verstehst! Egal, was hier los ist- egal, ob Jacob eine andere Seele in dir, ein Monster oder ein ganz Fremder ist: Ich werde dich lieben. Dich: Dean Winchester. Und alle Umstände sind mir egal. Es ist mir egal, ob ich dich in der Realität oder im Wahnsinn liebe. Es ist mir egal! Ich liebe dich und darauf kommt es an. Dein Feind bin nicht ich. Oder Maria. Wir -alle drei- haben einen gemeinsamen Feind und der heißt Jacob. Und nichts wird mich davon abbringen, den Mörder meiner Familie zu vernichten. Nicht ein Mal ein Dean Winchester, der nun anfängt, mich zu hassen. Wegen mir den Verstand zu verlieren."
Ich musste lachen, als ich an das Blatt dachte und konnte es mir nicht verkneifen: "Dean. Das Blatt hat sich gewendet. Jetzt bin ich am Zug und du musst schauen, dich beisammen zu halten."
Eigentlich wollte ich noch weiter reden. Aber mir fiel nichts mehr ein, was ihn hätte beschwichtigen können. Was ihn vielleicht zum reden gebracht hätte. Also blieb ich stumm und wartete. Und wartete. Die Zeit verstrich sehr langsam oder schnell? Ich hatte keine Ahnung und es war mir auch egal. Ich würde bis an Ende der Zeit auf ihn warten. Doch langsam wurde mein Körper schwer und ich sank zu Boden. Mein Kopf lehnte an der Tür und meine Lieder fielen mir immer wieder zu. Ich konnte nichts dagegen tun. Der Körper holte sich, was er brauchte. Und so schlief ich vor der Badtür ein.   
Als ich meine Augen wieder öffnete, fiel Licht in das Zimmer. Es schien später Nachmittag zu sein. Aber ob es noch der selbe Tag war, wusste ich nicht. Das, was ich geschockt feststellen musste, war, dass die Badtür weit aufstand und ich im Bett lag. Er war hier gewesen, ja, aber nun war er weg. Weg! Fluchend sprang ich auf die Beine und lief taumelnd, noch schlaftrunken, durch das Zimmer. Ich stank noch immer nach Blut und schweiß. Vielleicht wurde mir deshalb schlecht. Vielleicht aber auch von dem Gedanken, dass ich einen Menschen ermordet hatte. Oder, weil Dean verschwunden war. Und mit ihm Jacob.
"Fuck, fuck, fuck, fuck!", stieß ich aus, als ich alle Sachen zusammen sammelte. Den Laptop hatte er mitgenommen und auch den Rest seiner Habseligkeiten. Er hatte scheinbar nicht vor, zurück zu kommen. 
-Nein!- 
Ich musste ihm hinterher! Jetzt, wo ich endlich festen Boden unter meinen Füßen hatte, wo ich ihm endlich vertrauen konnte. Ohne Angst, ohne Wahnsinn, ohne Zweifel. Jetzt- wo ich endlich mehr ich war, als in den letzten 10 Jahren, haute er ab?! Das konnte er vergessen! Niemals! Jetzt war ich an der Reihe, ihn zu retten. Ihn zu beschützen. Vor Jacob. Vor sich selbst. So, wie er es für mich getan hatte.
Ich schleuderte mir den gepackten Rucksack auf den Rücken, zog mir hastig die Schuhe über und rannte aus dem Zimmer. Es war im ersten Stock und ich lehnte mich über das Geländer, um nach dem Impala zu sehen. Er war weg.
"Scheiße!", rief ich aus und rannte die Treppe hinab. Wo konnte er hinfahren? Wie lange war er schon weg? Hatte ich jemals die Chance, ihn wieder zu sehen? Mich... zu entschuldigen?
Tränen schossen mir in die Augen und machten mich blind. Mein Herz raste und trotz dem heißes Adrenalin in mir aufstieg, spürte ich meinen Körper nicht.
-Ich hatte nicht die Chance, mich zu bedanken!-
Ein Schluchzer drang über meine Lippen. 
-Das... das kann es doch nicht gewesen sein!-
Ich hatte schon fast den Boden erreicht und wollte schon Ausschau nach eventuellen Autospuren suchen, als mein Fuß an etwas hängen blieb. Ich konnte es nicht verhindern. Ich verlor den Halt, stürzte nach vorn und spürte nur noch einen heftigen Ruck. Mein Kopf dröhnte, als ich meine Augen öffnete und ich versuchte, meine Orientierung wieder zu finden. Doch keine Chance. Bevor ich auch nur den Versuch starten konnte, aufzustehen, wurde mir schwarz vor Augen.
"Dean.."



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