Ich stand noch eine Weile regungslos da und starrte die leere Straße herunter, ehe ich mich umwandte und los hetzte. Meine Hände suchten verzweifelt nach den Schlüsseln in meinen großen Manteltaschen. Klimpernd vielen sie auf den Boden und als ich sie aufhob, blieb Schmutz an meinen schweißnassen Händen kleben.
Es reichte nicht, dass sich ein Mann für mich interessierte und sich gleich zwei wegen mir prügelten, nein. Einer davon musste auch noch Dean Winchester sein!
Ich hetzte die Treppe hinauf und stürzte in die Wohnung. Als ich durch den kleinen Flur hetzte, riss ich die Schüsselschale auf dem Schränkchen direkt neben der Tür herunter. Ein Bild von einem Drachen ließ einen dumpfen Knall hören und zu allem Unnütz blieb ich auch noch wie immer mit meinem Mantel an dieser blöden, offen stehenden Toilettentür hängen! Wer war für diese furchtbare Architektur verantwortlich!? Ich versuchte, mich loszureißen, aber es nützte nichts. Also zog ich mir den Mantel aus und ließ ihn an der Türklinke baumeln.
"Das ist unmöglich!", zischte ich, als ich mich mit wehendem Pferdeschwanz an den Laptop auf meinem Schreibtisch warf. Er war aufgeklappt und an. Normalerweise verbat ich Maria ihn in meiner Abwesenheit zu benutzen, aber jetzt war es einfach nur praktisch! Das Internet war furchtbar langsam, also öffnete ich meine Bibliothek. Bilder. "Fanfiktion". Gute 100 Bilder blinkten eines nach dem anderen auf und ich fiel mit angehaltenem Atem zurück in die Lehne. Tränen schossen mir in die Augen und mein Herz pochte so sehr, dass sich mein T-shirt leicht auf und ab bewegte. Immer wieder rief ich mir die grünen Augen des Mannes hervor, der gerade mit einem Impala davon gefahren war. Immer wieder suchte ich nach einem Fehler. Irgendetwas, was mir erlaubte, mit Gewissheit zu sagen, dass das da unten ein Doppelgänger war, ein Nachahmer- ein mieses, kleines, perverses Arschloch, dass mich einfach nur verarschen wollte! Aber nichts. Stirnrunzelnd schloss ich meine Augen und massierte mir die nun heftig schmerzende Stirn. Es rauschte in meinen Ohren.
"Das kann doch alles nicht wahr sein." Mit einem Ruck beförderte ich mich herum und stieß mich auf die Beine. Nur um sofort nach vorn auf mein riesiges Bett zu fallen, das beinahe das gesamte Zimmer ausfüllte.
"Ich werde verarscht.." Ich sagte es mir immer wieder, "Es kann gar nicht anders sein."
"Hast du schon von diesen Serienmorden gehört?"
Ich antwortete nicht, sondern schnaufte nur vor mich hin.
"Samantha?" Maria tauchte in der Tür auf. Ihre polternden Schritte spürte ich bis hoch in mein Bett. Sie polterte, wenn sie wütend war.
"Gibt es einen Grund für deinen Wutausbruch im Flur? Was hat dir Willy getan, eh?"
"Willy der Drache hat seine Flugkräfte verloren.", antwortete ich lahm, "Dafür kann ich nichts."
"Dein Trenchcoat stinkt."
"Du bist die einzige, die dazu Trench-"
"Du stinkst, Samantha!", unterbrach sie mich.
Jetzt spürte ich sie hinter mir auf dem Bett. Ihr Gewicht drückte die Matratze herunter und die Wucht warf mich auf die Seite. Ihre Hand zerrte mich schließlich auf den Rücken. Dunkelbraune, riesige Augen tauchten über mir auf und sahen mich vorwurfsvoll an.
"Ich war in einer Bar.", beichtete ich sofort. An ihren dunklen Lippen hingen noch ein paar Farbfetzen ihres goldenen Lippenstiftes. Ihre schwarzen, krausen Locken standen ihr perfekt vom Kopf ab. Ich musste, wie immer, schmunzeln. Sie war einfach wunderschön.
"Du hast geraucht, Madame!" Ihre vollen Lippen pressten sich aufeinander und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Das ich gesoffen hab, stört dich nicht?", scherzte ich und drückte sie von meinem Körper, "Oder, dass ich die Schule geschwänzt habe?"
Ihre Augen wurden nun groß, wie Tischtennisbälle. "Du hast was?!"
Ich verzog meinen Mund, wurde rot und konnte ihrem Blick nicht stand halten. "Ich bin nicht stolz drauf, aber da war...- Maria!" Haare landeten in meinem Mund, während sie mich beschnüffelte, wie ein Hund. Niemand würde glauben, dass Maria schon fast dreißig war! Als sie an meinem Gesicht ankam, grinste sie breit.
"Wa-was?", stotterte ich und rieb mir nervös den Oberarm. Sie grinste noch breiter, während sie meine heißen Wangen mit ihrem beringten Zeigefinger anstupste.
"Wie heißt er, huh?"
"Wer?", fragte ich so unschuldig ich konnte und stieg aus dem Bett. Ich wollte duschen und jetzt war eindeutig die beste Zeit dafür.
"Der dir einen männlichen Duft verpasst hat."
Ich zog die Augenbrauen zusammen und gluckste, während ich den Mantel von der Klinke fummelte und in mein Zimmer warf. Maria war mir gefolgt und ich sah zur ihr auf. "Es ist nichts passiert, okay?"
"Oh mein Gott!", rief sie breit grinsend aus und packte mein Gesicht, "Wie sieht er aus?!"
"Ganz..- ganz okay.", brachte ich zwischen meinen zusammengepressten Wangen hervor. Sie giggelte und zerrte mich an ihre üppige Brust. Mann- diese Frau war perfekt. Ich konnte nicht anders, als grinsen.
"Du hast doch seine Nummer?", sagte sie plötzlich ernst und drückte mich von ihr. Ich wich ihrem Blick aus. Natürlich nicht- sie kannte mich doch.
"Das ist nicht dein Ernst!", brüllte sie fast, "Willst du für immer Jungfrau bleiben?!"
"Maria!", rief ich empört und löste mich von ihr, um ins Bad zu gehen. Sie folgte mir, natürlich. Schnaufend zerrte ich mir die Sachen vom Leib und stieg in die Dusche, während sie mir ununterbrochen Fragen stellte.
"Hör zu!", rief ich ungeduldig über das Rauschen der Dusche und ihren Wortfall hinweg. Sie verstummte und ich atmete tief ein, während heißes Wasser über meinen Rücken rauschte. Ich schob die Gänsehaut darauf. Aber ich wusste nicht, womit ich den Knoten in meinem Magen erklären sollte.
"Sein Name ist Dean." Mein Herz raste, wie auf Kommando.
"Dean?", fragte sie langsam. Ich wartete, bis es ihr selbst auffiel. "Er kommt nicht aus Berlin.", brachte sie hervor.
"Maria- er kommt nicht aus Deutschland.", seufzte ich, "Er hat mich nach Hause gefahren, weil es geregnet hat und das wars."
"Oh, Sammy..." Maria klang nach einer Umarmung, aber das würde sie doch niemals... Die Schiebetür der Dusche wurde aufgezerrt und zwei Arme zerrten mich heraus. Ich landete abermals an ihrer Brust. Ihre Hände fuhren über meine nassen Haare und sie machte sich nichts daraus, dass sie komplett nass wurde.
"Meine arme Kleine.", ihre Stimme triefte vor Mitleid, "Da lernst du endlich Mal jemanden kennen, den du willst und der dich will.."
"Ich weiß gar nicht, ob-"
"... und dann sowas!", redete sie einfach weiter, "Als hättest du nicht schon genug Pech im Leben gehabt."
Mein Magen überschlug sich. Hätte ich mich nicht etwas zu grob von ihr gelöst und wäre mit einem Handtuch in mein Zimmer gestürzt, hätte ich mich übergeben. Zitternd und flach atmend setzte ich mich auf das Bett. Erinnerungen schossen mir durch den Kopf. So grauenvolle Erinnerungen. Ich schloss meine brennenden Augen und ließ es geschehen. Mein Körper fuhr zusammen, als ich schluchzte.
"Hey, Kleine?" Maria stand an der Tür, "Ich wollte nicht- es tut mir Leid!"
Ich öffnete meine Augen und sah durch den Schleier die Bilder auf dem Laptop. -Dean Winchester, huh? Das ich ich nicht lache.- Ich klappte den Laptop zu und trocknete mich wütend ab. Ich war verrückt, ja. Und krank. Aber noch hatte ich einen Funken Verstand übrig. Das da unten war er nicht gewesen. Das war nur irgendein kranker Scherz von irgendeinem kranken Bastard von der Schule.
Ich zerrte mir ein Nachthemd über den Kopf und in dem Moment kam Maria herein. Es gab keine Schlüssel mehr in diesem Haus, außer den Haustürschlüssel.
"Du gehst schlafen?" Sie sah mich skeptisch an. Bevor ich eine Antwort geben konnte, schnappte sie mein Handgelenk und zerrte mich in die Küche.
"Du isst etwas, Madame." Maria wuselte am Herd herum und ein paar Minuten später, stand ein Teller mit Rührei und Würstchen vor mir.
"Dein Lieblingsfrühstück.", grinste sie und setzte sich vor mich. Es war zwar beinahe Abend, aber meine erste Mahlzeit heute. Mein Magen knurrte wie wild und Übelkeit überkam mich.
"Dich hats richtig erwischt, huh?" Maria klang halb glücklich, halb traurig. Ich wagte es nicht aufzusehen. Vielleicht sah man die Wahrheit in meinen Augen. Aber nein- das konnte nicht sein. Wie sollte ich jetzt schon verknallt sein?
Während ich das Essen herunter quälte, saß Dean neben mir im Impala und lächelte abwesend vor sich hin.
Was schlecht ist, gehört verbessert! Vielen Dank! :)
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Life is not what it seems.
FanfictionTW: Gewalt, Alkoholabhängigkeit, toxische Beziehungen, Mord, Manipulation, Depressionen, Sex, KEIN HAPPY END Ein grauenvoller Mord an ihrer Familie machte Samantha Wolf schlagartig zu einer Waise. Alkohol, Maria und ihre Lieblingsserie "Supernatural...