Der nächste Morgen kam plötzlich. Als hätte ich erst vor fünf Sekunden die Augen geschlossen. Aber keine Frage- als wir ankamen, war es Nacht. Nun war es hell, als Dean mir über die Wange streichelte. Ein Schwung unerwarteter Wärme durchfuhr meinen Magen, als er mich anlächelte.
"Ist Gestern tatsächlich passiert?", brachte ich heiser hervor. Dean hockte sich vor mich und schloss meine Handschellen auf. Ich lächelte ihn dankend an und rieb mir mein Handgelenk. Meine Schulter tat noch immer höllisch weh, aber alles, was ich grade spürte, war Zufriedenheit und Sicherheit. Als wäre ich hier richtig.
Ohne etwas zu sagen, setzte er sich an mein Fußende und sah mich an. Verwirrt blinzelte ich und musste sofort auflachen. Verwirrt- wann war ich zum letzten Mal nicht verwirrt?
"Was ist?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf. Sofort wurde mir schwindelig und ein Dröhnen fuhr durch meinen Kopf. Stöhnend fasste ich an meine Stirn. Kurz danach tauchte ein Glas Wasser vor meiner Nase auf und ich leerte es in einem Zug.
"Grade ist mir was bewusst geworden, glaube ich.", murmelte ich, das Glas Wasser in meiner Hand drehend. Dean ließ mir Zeit.
"Dass du Jacobs Schutzcharakter bist, habe ich genauso schnell akzeptiert, wie die Tatsache, dass du echt bist."
Von Dean kam nur ein leises Schnaufen und ich musste schmunzeln. Wagte es jedoch nicht, ihn anzusehen.
"Was bedeutet das, Samantha?", wollte er nach einer langen Pause wissen. Etwas schwang in seiner Stimme mit, was ich nicht erwartet hatte. Ärger. Doch bevor ich nachfragen konnte, redete er weiter: "Muss ich damit rechnen, dass du in der nächsten Sekunde wieder versuchst, zu fliehen? Durchdrehst und mich anschreist? Vor meinen Berührungen zurück zuckst, als wäre ich..."
Er brach den Satz ab und ein Stechen fuhr durch meine Brust. Trotzdem er mir unsagbar Leid tat, wurde auch ich jetzt wütend.
"Fang nicht an, zu verurteilen Dean!", brachte ich barsch hervor, "Du weißt genau, dass du verlierst, sobald ich die Waage heraus hole!"
Er verzog seinen Mund und sah auf den Boden. Wieder blieb es eine Weile stumm und meine Kopfschmerzen brachten mich um.
"Nun gut- da ich jetzt hier bin, bleibt mir ja nichts anderes übrig, als dort zu bleiben, wo ich am sichersten bin, nicht wahr?", sagte ich leise und versönlich.
"Stimmt.", gab Dean zurück.
"Abgesehen davon liebe ich dich ja. Warum auch immer..", ich schnaufte, "Du treibst mich in den Wahnsinn."
"Das kann ich nur zurück geben.", gluckste er und ich wagte es, aufzusehen. Das grün war sanft, wie eine warme Umarmung. Wärme fuhr erneut durch meinen Magen. Er runzelte die Stirn und fasste mir unters Kinn.
"Darf ich?", fragte er zögerlich. Ich musste leise lachen.
"Natürlich, du Idiot!"
Noch bevor er sich auf mich zubewegen konnte, griff ich sein Gesicht und drückte meine Lippen auf seine. Verdammt, war das eine Wohltat. Diese...Lippen!! Nur schwer löste ich mich von seinem Kuss und als ich es tat, fühlte ich mich, als wäre ich grade unter der Dusche gewesen. Erfrischt, wohlig warm und sicher.
Dean grinste mich an und stand auf.
"Also gut..", sagte er motiviert, "Was willst du als erstes sehen?"
Ich runzelte überlegend die Stirn und nach und nach schossen mir immer mehr Fragen durch den Kopf. In meinem Bauch kribbelte es und ich lachte auf vor Vorfreude.
"Ein Monster! Ein richtig echtes Monster!"
Dean ließ sich nur schwer überzeugen und auch der seelenlose Sam hatte Schwierigkeiten mit der Vorstellung, mich auf einer Jagd dabei zu haben. Aber das war meine Bedingung: "Wenn ich dir deine Seele zurück holen soll, Samuel Winchester, dann komme ich mit auf die Jagd!"
Er hatte nur die Augen verdreht und nach einem Blick zu Dean keine andere Wahl gehabt, als zuzustimmen.
"Aber kreisch nicht bei jedem Scheiß rum, okay?", brummte er genervt und drückte mir eine Waffe in die Hand. Kichernd nahm ich sie an und fuchtelte mit ihr herum, was alle drei ziemlich beunruhigend fanden. Und so ging es los! Zuerst töteten wir einen Guhl, dann retteten wir eine Frau vor einem rachsüchtigen Geist und schließlich konnte ich mit einem Werwolfsmädchen über ihren Alltag plaudern. Es vergingen noch weitere Wochen und es war einfach fantastisch! Ein Adrenalinkick, jagte den anderen. Eine lustvolle Nacht mit Dean der anderen. Es schien sich eindeutig sicherer in seiner Welt zu fühlen, aber auch ich hatte ordentlich an Selbstbewusstsein zugelegt. So kam es, dass er eines Nachts nackt und gefesselt vor mir kniete und flehend zu mir aufsah. Das Adrenalin der letzten Jagt schoss noch durch unsere Adern und unsere Herzen pulsierten wild. Dean Winchester war mir gefügig und das war ein berauschendes Gefühl. Wenn er meine Befehle befolgte, mich dort berührte, wo und wie ich es wollte, wie er sich unter dem Lederriemen bog. Das erweckte eine ganz neue Seite in mir und es war... unglaublich. Gerade hockte ich nackt auf ihm, natürlich auch nackt. Seine Arme an das Bett gefesselt, die Kratzer auf seiner Haut noch frisch von letzter Nacht. Eine Platzwunde von der letzten Jagd zierte sein Schlüsselbein und seine Lippe war aufgerissen. Ich knebelte ihn und als ich mich vorsichtig auf ihm vor und zurück bewegte, entlockte ich ihm ein verzweifeltes Stöhnen.
"Du willst mehr Dean?", fragte ich, seine verzweifelte Sehnsucht in den Augen genießend. Unter mir wurde er schon hart. Er gab nur ein Stöhnen von sich und ich beugte mich zu ihm herunter.
"Willst du, dass ich-"
Verwirrt richtete ich mich auf und fasste mir an den Bauch. Etwas rumorte heftig darin. Hastig wandte ich mich wieder Dean zu und schmunzelte auf ihn hinab.
"Willst du-"
Jetzt drehte sich mir mein Magen richtig um und mir wurde urplötzlich schlecht. Ich versuchte, es zu unterdrücken. Das konnte doch nicht sein- gerade jetzt?! Aber als ich den Mund wieder aufmachen wollte, kam es mir hoch. Panisch stürzte ich ins Bad und ließ Dean allein auf dem Bett. Lauthals übergab ich mich. Tränen schossen mir in die Augen und als endlich nichts mehr herauskam, fiel ich erschöpft zurück. Schweiß perlte von meiner Stirn und verwirrt starrte ich die Toilette an.
"Samantha?", hörte ich Dean besorgt rufen und die Handschellen am Bett klapperten.
"Alles gut Dean, einen Moment noch, ja?"
Eine Ahnung breitete sich in mir aus, aber das konnte nicht sein. Ich fasste mir an die Stirn und versuchte, zu rechnen. Es dauerte bestimmt fünf Minuten, bis ich mir eingestehen konnte, dass meine Rechnungen stimmten: Ich war drüber. Fuck! Hastig stand ich auf und kramte in meiner Waschtasche nach der Pillendose. Wie konnte ich vergessen, sie zu nehmen?! Ich habe es tatsächlich vergessen! Blinzelnd ließ ich sie fallen und fiel ein paar Schritte zurück.
"Samantha, komm schon! Mach mich los!"
"Noch ein paar Minuten, Dean!", rief ich zurück und kramte beinahe panisch nach in meiner Tasche herum. Irgendwo musste doch- ja! Da war er! Schon vor ein paar Wochen hatte ich mir sicherheitshalber einen Schwangerschaftstest gekauft. Toll- da dachte ich an die Sicherheit, aber vergas, die Pille zu nehmen?! Ich zögerte, aber schließlich wagte ich es.
Minuten vergingen. Noch mehr Minuten. Verdammt! Wie lange dauert so ein beschissener Test! Ungeduldig lief ich im Bad auf und ab und ignorierte den rufenden Dean im Schlafzimmer. Endlich! Mein Herz setzte einen Schlag aus, mir wurde wieder übel und ich hielt die Luft an. Mit zitternden Händen sah ich mir das Ergebnis an und ein Fluch kam über meine Lippen. Geschockt ließ ich das Ding fallen und wandte mich, wie in Zeitlupe, zur Badtür hin.
"Ach du scheiße, ach du Scheiße, ach du-"
"Samantha Wolf!", Dean klang nun vollends genervt, "Ich warne dich! Wenn du nicht sofort-"
Aber ich unterbrach ihn, in dem ich die Tür aufstieß und vor dem Bett stehen blieb. Er starrte mich fragend und verwundert an.
"Du siehst scheiße aus.", stellte er fest.
"Ich hoffe nicht...", gab ich langsam zurück.
Die Furchen zwischen seinen Augenbrauen vertieften sich. Wieder klapperten die Handschellen.
"Verdammt, Samantha, was ist hier-"
"Ich bin schwanger!", stieß ich hervor und schlug sofort meine Hand auf den Mund. Dean starrte mich an und ich starrte zurück. Stille.
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Life is not what it seems.
FanfictionTW: Gewalt, Alkoholabhängigkeit, toxische Beziehungen, Mord, Manipulation, Depressionen, Sex, KEIN HAPPY END Ein grauenvoller Mord an ihrer Familie machte Samantha Wolf schlagartig zu einer Waise. Alkohol, Maria und ihre Lieblingsserie "Supernatural...