"Mach mich verdammt noch mal los!", schrie Dean mich an und ich zuckte zusammen. Ganz perplex von seiner Reaktion darauf, dass ich ihm gerade gesagt hatte, schwanger zu sein. Ich schluckte und verklemmte mir die Tränen. Mein Herz raste, als ich mit zitternden Händen den Schlüssel vom Boden hob und seine Fesseln aufschloss.
"Nun mach schon.", knurrte er.
"'schuldige.", ich konnte ein Schluchzen nicht verhindern. Endlich schaffte ich es, den Schlüssel zu drehen und kaum war er frei, befand ich mich schon in einer festen Umarmung. Keuchend ließ ich mich in seine Arme fallen und weinte auf seine Brust. Ich hatte Angst, oder war es Glück, was ich da spürte? Zitternd lehnte ich meine Stirn an seine Brust und weinte einfach drauf los. Er strich mir über den Rücken und geleitete uns zum Bett. Gemeinsam lagen wir da- er hielt mich und ich hielt hin.
"Soweit ist es also gekommen.", brachte ich leise und schmunzelnd hervor. Dean rollte sich aus unserer Umarmung auf den Rücken und starrte an die Decke. Antwortete nicht. Lag einfach nur da und starrte vor sich hin.
"Du hast noch nichts dazu gesagt, Dean.."
Er sah mich fragend an und ich legte meine Hand an seine Wange.
"Wir bekommen ein Kind!"
Er blinzelte, fasste nach meiner Hand. Seine Haut war eiskalt. Für einen Moment schloss er die Augen und schien meine Berührung zu genießen. Dann setzte er sich plötzlich auf und drehte mir den Rücken zu.
"Dean?", fragte ich, aber wieder antwortete er nicht. Ich beobachtete ihn, wie er sich anzog.
"Wo willst du denn hin?", meine Stimme war belegt. Er kam auf mich zu und gab mir einen langen, sanften Kuss.
"Ich bin bald zurück.", sagte er lächelnd, fasste mir noch ein Mal unters Kinn und dann war er weg. Und ich allein. Ich atmete tief ein und aus und ließ mich zurück ins Bett fallen. Nun starrte ich an die Decke, eine Hand auf meinem Unterleib und weinend. Jetzt würde sich wohl wirklich alles verändern. Ich schloss meine Augen und schlief ein.
"Samantha!", rief es und ich schreckte auf. Ich hatte Dean erwartet, stattdessen standen dort zwei andere große Gestalten vor mir. Mit einem Aufschrei, riss ich mir die Decke über den Körper.
"Cas! Sam!", rief ich erschrocken und empört. Niemand von beiden schien es peinlich zu finden. Cas war Cas und Sam war seelenlos- was hatte ich auch erwartet? Stattdessen stieg mir die Röte ins Gesicht.
"Wo ist Dean?", wollte Sam wissen.
"Was?", brachte ich hervor und rieb mir die Augen. Fahles Sonnenlicht fiel durch die Vorhänge auf das Bett.
"Ich muss mit ihm reden. Wo ist er?"
"Da musst du dich hinten anstellen.", gab ich brummend zurück, was er scheinbar nicht verstand. Augenverdrehend rutschte ich an die Kante des Bettes und sah zu den beiden auf.
"Er ist gegangen. Hat nicht gesagt wohin, oder was er vorhat."
Beide runzelten zeitgleich die Stirn und ich gluckste bitter auf.
"Geht mir genauso." Ich leckte mir über die Lippen und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Darf ich bitten?"
"Natürlich.", gab Cas zurück und sah mich freundlich lächelnd an. Keiner von beiden bewegte sich.
"Oh mein Gott!", rief ich aus, "Dreht euch um, ich will mich anziehen!"
"Oh.", sagte Sam nur und räusperte sich, "Natürlich."
Beide drehten sich um und ich zog mich an. Gerade hatte ich meinen Pullover übergestreift, da flog die Tür auf und ein ächzender Dean kam schwer beladen herein.
"Sam- ich habe...", aber er brach den Satz ab, als er Cas und Sam entdeckte. Eine unangenehme Stille trat ein, als die beiden das Ding in seinen Händen anstarrten.
"Ist das... eine...", Sam räusperte sich und mein Herz hüpfte wild auf und ab.
"Eine Wiege!", rief ich aus und rannte auf Dean zu, der es gerade so schaffte, sie abzustellen. Weinend fiel ich ihm um den Hals.
"Du-du hast eine Wiege gekauft...", brachte ich hervor. Als ich ihn los ließ, räusperte er sich und deutete auf das dunkle Holz in der Mitte. Lauter Zeichen waren in rot darin aufgezeichnet.
"Sie ist geschützt und das ist...heiliges Holz. Es war nicht leicht, eine zu finden. Aus heiligem Holz und-"
Ich unterbrach sein Gestammel mit einem Kuss.
"Scheiße Dean..", keuchte ich und mein Magen schien zu explodieren. Glücklicher, als in dem Moment, konnte ich nicht sein!
"Also..", es räusperte hinter uns. Sam meldete sich wieder zu Wort und wir wendeten uns ihm zu.
"Das heißt wohl, dass du nicht mehr mit jagen kommst?", wollte der jüngere Bruder wissen und ich sah versteckte Freude in seinen Augen. Ich lachte und schüttelte den Kopf. Cas sah verwirrt drein und runzelte die Stirn.
"Warum hast du eine Wiege gekauft, Dean?"
Stille. Dann brachen Dean und ich in Lachen aus, während Sam die Augen verdrehte und sich gelangweilt auf das Bett setzte. Ja- das würde wohl sehr lustig werden.
Die folgende Woche war sehr...merkwürdig. Selbst für Winchester Verhältnisse. Alle sorgten sich um mich und diese Wiege wurde mit größerer Sorgfalt behandelt, als ich. Cas nahm mich mehrmals am Tag in den Arm, wenn nicht gerade Dean mich festhielt und Sam hielt ein paar ernste Gespräche mit mir über die richtige Erziehung in einer Jägerfamilie und was es bedeutete, das "family business" auszuführen und was weiß ich noch alles. In der zweiten Woche zogen sie dann endlich los und ließen mich in Ruhe. Ehrlich gesagt, genoss ich die freien Tage und konnte mich langsam mit dem Gedanken anfreunden, wirklich schwanger zu sein. Und so liefen die nächsten paar Wochen ab. Die drei gingen jagen und brachten Geschenke und Klamotten und andere Dinge für das Baby und mich mit. Der Impala war langsam wirklich voll und ich befürchtete schon, wir bräuchten einen Anhänger. Nach drei Monaten wurde mir allerdings langweilig. Mein Bauch wölbte sich nun schon und sicher, es gab genug zu planen und was weiß ich, für das Baby, aber ständig in irgendeinem Motelzimmer rumzusitzen...das fraß mich langsam auf! Also kauften ich mir einen eigenen Laptop und setzte mich wieder ans Schreiben. Wie früher. Abgesehen davon, wollte ich meine Abmachung mit Sam ja einheilten! Aber egal, wie oft ich schrieb: "Sam bekam in dieser Nacht seine Seele zurück."- es passierte nichts. Meine Kräfte waren noch immer verloren.
An diesem Abend saß ich auf dem Bett, der Laptop auf dem Schoß und eine Tüte Ships neben mir. Das Internet war hier genauso Suchtfaktor, wie in meiner Realität. Ich hatte Dean gefragt, ob er Maria Bescheid gegeben hatte, ob er ihr die Angst nehmen konnte. Er meinte: Ja natürlich. Angeblich habe er ihr einen Brief geschrieben, aber ich kannte Dean. Er schrieb keine Briefe. Cas hatte mir zwar erzählt, dass ich keinen Kontakt von hier zu ihr aufnehmen könnte, aber irgendetwas in mir hatte die Hoffnung auf eine Art Wunder. Mein schlechtes Gewissen zerfraß mich und ich vermisste sie. Jeden Abend schrieb ich ihr eine e-mail, ohne bisher auch nur eine zurückbekommen zu haben. So auch heute. Gerade versuchte ich ihr mitzuteilen, dass ich schwanger war. Die richtigen Worte zu finden, war nicht besonders leicht.
'vor ein paar Monaten hatte ich Sex mit Dean und da'
"Heilige scheiße, nein.", murmelte ich und schob mir Ships in den Mund, während ich die Zeile wieder löschte.
'Du wirst es nicht glauben, aber in mir wächst jetzt ein Jäger heran.'
"Was zum Teufel?!"
Wütend löschte ich auch die Zeile. Warum kriegte ich es nicht hin, es zu schreiben: Maria, ich bin schwanger. Dean und ich bekommen ein Kind.
Ich atmete tief ein und aus und wollte es tippen, da kam ein lauter Knall aus dem Bad. Geschockt sah ich auf und sofort lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Langsam klappte ich den Laptop zu und bewegte mich so leise es ging, vom Bett herunter. Noch viel langsam zog ich die Nachtschrank auf und holte die Waffe heraus. Nicht eine Sekunde lang ließ ich die Badtür aus den Augen.
"Ha-hallo?", brachte ich kläglich hervor. Wieder krachte es und mein Herz raste. Es hörte sich an, als würde jemand alles aus den Schränken schmeißen.
"Wer ist da!", rief ich. Etwas klapperte, aber die Geräusche verstummten nun. Ich hob die Waffe und zielte auf die Tür. Lud sie und ging einen Schritt nach dem anderen auf die Tür zu. Schweiß rann mir über die Schläfen.
"Komm raus!", brüllte ich, "Oder ich komm rein!"
Stille. Viel zu lang blieb es still. Ich entschloss mich gerade dazu, auf das Bad zuzustürmen, als es wieder laut krachte und klapperte. Ich zuckte zusammen und ließ beinahe die Waffe fallen. Im selben Moment kam etwas durch die geschlossene Tür. Ein- ein Mädchen! Ein dunkelhaariges, schlankes Mädchen mit einer tiefen hässlichen Wunde am Kopf. Scheiße..
"Ginny?!", keuchte ich.
DU LIEST GERADE
Life is not what it seems.
FanfictionTW: Gewalt, Alkoholabhängigkeit, toxische Beziehungen, Mord, Manipulation, Depressionen, Sex, KEIN HAPPY END Ein grauenvoller Mord an ihrer Familie machte Samantha Wolf schlagartig zu einer Waise. Alkohol, Maria und ihre Lieblingsserie "Supernatural...