Every breath you take.

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Mein Herz raste, meine Hände schwitzten. Wie erstarrt saß ich vor dem Laptop, während es mir eiskalt den Rücken herunterlief. Tränen schossen mir in die Augen.
Hobbys. Wortschatz. Phrasen. familiäre Hintergründe. Mimik/Gestik. Kleidungsstil. Etappen der Charakterentwicklung.
Ich öffnete nach und nach die Dateien, aber bei dem 7. konnte ich nicht mehr. Mit einem stummen Aufschrei sprang ich vom Stuhl und lief Rückwärts hinüber zum Bett. Spürte die Kante in meinen Kniekehlen und krabbelte dann rücklinks weiter, bis zur Wand. Den Laptop nicht aus den Augen lassend. Mit der Existenz von Geistern konnte ich weitaus besser umgehen, als damit! Tränen rannen mir die Wangen hinunter und mein gesamter Körper bebte jetzt. Die Taubheit ist dem Fluchtinstinkt gewichen. Ich war auf dem Weg zur Tür, ohne es richtig mitzubekommen.
'Lauf! Jetzt! Solange er noch weg ist! Das ist nicht Dean Winchester!', rief es in meinem Kopf, aber meine Hand, die auf der Türklinke lag, bewegte sich nicht. Ich starrte panisch auf sie hinab. Angstschweiß rann mir die Schläfen hinab.
'Nun mach schon! Willst du, dass er dich tötet? Wenn er rausfindet, was du rausgefunden hast, dann hat deine letzte Stunde geschlagen!'
Mein Herz wummerte heftig gegen meine Brust, meine Stirn lag an der Tür, jeder Muskel in meinem Körper war angespannt. Alles- einfach alles in mir wollte hier raus. Hier weg! Vor diesem Mann flüchten, mit dem ich so viel Zeit verbracht habe. Den ich liebte! Oh Gott- ich hatte mit meinem Entführer geschlafen! Mit dem, der meine Familie ermordet hat, der mir ein Messer in den Bauch gerammt, auf mich geschossen und mich erstochen hat! Mit dem Waldmann!
Ich schrie auf, als sich in mir alles schmerzerfüllt zusammenzog. Das gab mir die Kraft, die Tür aufzureißen. Frische Luft stieß mir förmlich ins Gesicht. Ja- dort draußen war es sicherer. Doch gerade wollte ich hinaus, da klingelte mein Handy. Ich hätte es ignorieren können, aber tat es nicht. Stattdessen blieb ich stehen und holte das Handy mit zitternden Händen aus meiner Hosentasche.
'Maria?'
"Maria!", brachte ich atemlos hervor und nahm den Anruf sofort an, "Maria!"
"Du gehst ans Handy?", fragte sie sowohl erstaunt, erleichtert, als auch wütend, "Ich bin Polizistin verdammt, und du rennst mit jemanden herum, der des Mordes verdächtigt wird! Und bei Gott, ich hoffe er hat den Polizisten ermordet, der dich damals missbraucht hat!", ihre Stimme überschlug sich, "Samantha- vor unserer Wohnung stehen zwei Autowracks mit einer Leiche darin und nach dem Kunstwerk an unserer Wand zu urteilen und dem Zustand der Wohnung, warst du mit ihm hier und-" Sie unterbrach sich selbst, holte tief Luft und schrie beinahe: "Gehe nie wieder ans Telefon, wenn ich dran bin! Ich. Bin. Polizistin!"
Ich schlug mir weinend eine Hand vor den Mund und hielt das Handy etwas weg. Sie sollte mich nicht schluchzen hören. Ich war so verdammt erleichtert und beinahe glücklich, ihre Stimme zu hören, dass ich vergessen hatte, in welcher Situation ich war. Hastig legte ich das Handy wieder an mein Ohr.
"... wissen noch nicht, wer das gewesen sein könnte oder warum ein Messer in seiner Schulter steckt, aber-"
"Maria!", unterbrach ich sie, "Sag nichts, hör mir einfach nur zu."
"Das wollte ich zu dir sagen."
"Zu spät.", ein flüchtiges Lächeln huschte über meine Lippen, aber es wich einem Schluchzen. Maria blieb ruhig. Ich konnte mir gut vorstellen, wie ihr zu Mute war. Doch das spielte jetzt keine Rolle.
"Ich bin an einem Punkt..", ich brachte die Worte nur schwer hervor, meine Stimme zitterte, "..an dem ich eine Entscheidung treffen muss."
"An dem Punkt warst du sch-"
"Maria, bitte.", bat ich, "Es tut mir Leid, alles. Schon die ganze Zeit, aber bitte, tu mir einen Gefallen, ja?"
"Einen Gefallen? Warum sollte ich das tun? Hast du überhaupt eine Ahnung, was du mir mit deiner Scheiße antust, Samantha?!"
"Ja und du kannst mich sofort vergessen, nachdem du mir den Gefallen getan hast. Ich werde dich nie wieder ...", ich schluchzte auf, "... irgendwo mit reinziehen."
Eine Weile war es stumm und ich war schon drauf und dran loszurennen. Aber aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Dieses Telefongespräch würde darüber entscheiden, ob ich bleibe oder fliehe.
"Okay.", sagte Maria schließlich. Ernst und knapp und ich hörte ihre unterdrückte Wut in der Stimme. Erleichtert atmete ich tief ein und aus.
"Sag mir alles, was ihr bisher über Dean rausgefunden habt. Alles."
"Sam-", begann sie verunsichert und mit hoher Stimme, "Ich habe niemandem von meinen Vermutungen erzählt. Ich-"
"Lüg' mich nicht an, dafür ist jetzt nicht die Zeit!", mein Blick huschte zum Laptop und zurück nach draußen. "Erzähl mir, was ihr rausgefunden habt."
"Okay.", gab sie sofort nach, "Mein Team hat ein paar Recherchen betrieben. Mir war dieser Dean nicht geheuer. Schon von Anfang an nicht und da hab ich-"
"Maria. Kurz und knapp, bitte.", unterbrach ich sie und lief hinüber zum Laptop. Egal, für was ich mich gleich entscheiden würde. Es wäre besser, wenn der Laptop aus war.
"Es ist nicht bewiesen, aber wir nehmen an, dass er Jacob heißt und Jensen Ackles' Zwilling ist. Er wurde von einer Krankenschwester entführt."
Ich hielt geschockt inne.
"Jacob kam dann irgendwann in ein Heim, musste schlimme Dinge durchmachen.", fuhr sie fort, "Er hat sich in sich selbst und andere Realitäten geflüchtet und wir nehmen an, dass eine davon "Supernatural" gewesen sein muss und er den Charakter "Dean Winchester" als zweite Persönlichkeit angenommen hat. Warte einen Moment..."
Ich schluckte.
"Sam?"
Geschockt wandte ich mich um. Das war nicht Mary. Nein- Dean stand in der Tür. Oder Jacob? Ich hielt mir die Hand auf den Mund, sodass Mary mich nicht hören konnte. Seine Kleidung war Blut verschmiert und in seiner Hand hielt er ein langes Messer. Als wäre es ganz normal! Ich hielt es bis jetzt für ganz normal!
"Es tut mir Leid. Du hattest Recht, ich-" Doch er stockte mitten im Satz und sah zuerst zu dem Handy an meinem Ohr und dann zum Laptop. Sofort wich jede Farbe aus seinem Gesicht. Geschockt sah er mich wieder an und ich war genauso schockstarr wie er.
"Schuldige, hab was getrunken.", meldete sich Mary zurück, sodass ich zusammenzuckte, "Jacob muss irgendwie auf dich aufmerksam geworden sein. Und dadurch auch Dean- der allerdings nichts von Jacobs Existenz weiß. Kannst du mir noch folgen?", redete sie unbeirrt weiter, während ich krampfhaft nach einer Entscheidung suchte. Nach Hilfe rufen? Bleiben? Fliehen?
"Sam?", fragte Dean oder Jacob und kam einen Schritt auf mich zu. Wer war das da vor mir?! Ich wich automatisch einen Schritt zurück.
"Sam?", fragte Mary am Handy.
"J-Ja.", brachte ich stotternd hervor.
"Okay. Jacob weiß, dass Dean jemanden braucht, wie seinen Bruder, aber hier in unserer Realität. Sodass sein Schutzcharakter immer einen Grund hat, wieder hier her zurück zu kommen. Also zu ihm. Das ist sehr kompliziert zu erklären.", erklärte Mary.
"Du warst an meinem Laptop?", fragte er empört. Ich wusste nicht, was ich tun sollte! Lähmende Angst baute sich in mir auf und ich wich immer weiter zurück. Bis ich an das Fenster stieß.
"Auf jeden Fall hat er vermutlich deswegen deine Familie ermordet. Er ist der Waldmann. So konnte er dich für Dean haben. Ganz allein und ständig. Und er hat alles getan, um dich an Dean Winchester zu binden. Er ist sehr gefährlich und nicht dumm, Sam. Das alles war er! Alles, was ab dem Abend in der Bar passiert ist, ist passiert, weil Jacob das so wollte!"
Stille. 



Was schlecht ist, gehört verbessert! ;) 


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