Dean hatte sich seinen Whiskey geholt und ich mir ein neues Glas Wein eingefüllt. Und nun saßen wir da - er auf dem Sessel, ich auf dem Bett - und starrten stumm voreinander hin. Bis ich es nicht mehr aushielt. Mir war es egal- wenn ich verrückt war, wüsste er es eh schon!
"Bin-bin ich verrückt, oder bist du echt?", stotterte ich leise vor mich hin, ohne ihn anzusehen. Meine Hände umfassten das kühle Glas und ich schluckte. Meine Kehle wurde trocken.
"Ich bin Dean Winchester.", sagte er nach einer Weile. Ich gluckste- gute Antwort. Hastig nahm ich einen Schluck und leckte mir über die Lippen. Meine Fingerspitzen wurden schon leicht taub. Die Luft war so verdammt dick und ich wäre gern näher an ihm und gleichzeitig auf einem anderen Planeten.
"Woher kennst du meinen Nachnamen?"
Jetzt entfuhr mir sogar ein lautes Auflachen und ich wagte es, ihn anzusehen. Er runzelte die Stirn, seine Augenlider sanken schon verdammt tief. Ich hätte mir statt Wein, Jack holen sollen. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein wäre jetzt ganz gut.
"Komm-", ich räusperte mich, "Komm her." Ich rückte ein Stück zur Seite und klappte den Laptop auf. Als die Matratze rechts neben mir tiefer sank, bekam ich eine Gänsehaut, aber ignorierte sie. Stattdessen gab ich drei Mal hintereinander das falsche Passwort ein- meine Hände zitterten. Dean lachte neben mir und ich schlug ihm automatisch gegen den Oberarm. Zu spät bemerkte ich, was ich da gemacht hatte. Ich schluckte und konzentrierte mich auf meinen langsamen Laptop. Endlich lud das Bild. Immer noch das selbe, wie vorhin, als er in das Zimmer gestürzt war. Räuspernd fasste ich mir an den Oberarm und meine Wangen wurden heiß.
"Uhm.." Dean gab nur Geräusche von sich und ich musste grinsen. Gleichzeitig spürte ich eine Aufregung, die unmöglich gesund sein konnte. Noch dazu kam das Mitleid zu ihm.
"Was ist das?", brachte er endlich hervor und ich grinste noch breiter. Wie niedlich!
"Die Serie heißt Supernatural und das-"
Ich wurde von ihm unterbrochen. Er seufzte lauthals auf und stand fluchend auf. "Hier auch?!"
Ehrlich gesagt hatte ich eine andere Reaktion erwartet.
"Hier?", fragte ich verwirrt, bis ich begriff. Stimmt- er war ja aus einer anderen Realität. Heilige Scheiße. Er war aus einer anderen Realität! Scheiße!
"Du bist real!!", schrie ich beinahe. Er stand am Fenster und fuhr herum. Zog die Augenbrauen hoch und hob schmunzelnd sein Glas. "Ya."
Ich blinzelte und sackte in mich zusammen.
"Nicht schon wieder!", rief Dean aus und kam hastig auf mich zu. Ich schüttelte den Kopf und hob eine Hand. "Keine Sorge, ich falle nicht in Ohnmacht."
Erleichtert atmete er aus und trank den Rest Whiskey aus, um sich nachzufüllen. Auch ich nahm einen großen Schluck Wein. Eine Weile saßen wir wieder stumm da.
"Der Waldmann!", rief ich plötzlich.
Dean nickte: "Arachne."
"Arachne?", fragte ich verwirrt und dachte an seine Fußnägel, "Warum will das Ding mich töten? Und meine Familie..."
Dean wich meinem Blick aus und ich schluckte. Stille.
"Wo ist Sam?"
"In Spandau."
Als ich ihn verwirrt ansah, lachte Dean auf.
"Als Castiel uns her gebracht hat, hat sich Sam dabei ein Bein gebrochen."
"Das heißt, dass er in Spandau festsitzt?"
Dean nickte und lachte wieder. Stille.
"Monster!", mir schoss es durch den Kopf und ich konnte nicht verhindern, es heraus zu brüllen. "Mein Gott!"
Dean sah mich mit großen Augen und schmunzelnd an. Aber ich fand das gar nicht lustig! Sofort begann ich wieder, zu zittern. Hastig trank ich den letzten Schluck Wein aus, doch es brachte nichts! Ich griff schon nach der Weinflasche, als Dean sie mir mit einem ernsten Gesichtsausdruck aus den Händen nahm.
"Glaub mir.", sagte er, "Das lässt sie auch nicht verschwinden."
Meine Atmung wurde schneller. Ich stand kurz vor einer Panikattacke!
"Nicht schon wieder.", seufzte Dean und dieses Mal konnte ich ihn nicht vom Gegenteil überzeugen. Als er den Laptop auf den Boden legte und sich neben mich setzte, war alles vorbei. Er zog mich an seinen Körper und da wusste ich, dass es das letzte Mal ein Traum gewesen sein musste. Denn das hier- das war so intensiv, dass es mir den Atem raubte. In meinem Fall nicht förderlich. Ein Schluchzen kam aus mir heraus und es tat weh. Es fühlte sich so leicht und weit an, aber es tat weh!
Was hab ich denn noch? Meine Ausbildung dürfte ich neu antreten können- wenn überhaupt. Maria würde mir nie verzeihen, dass ich einfach gegangen war, ihre Kontaktversuche ignorierte. Meine Familie war tot. Umgebracht von einem Monster, das mich aus welchen Gründen auch immer, jagte. Die Realität war nur noch ein Wort. Schwarze Buchstaben auf weißem Papier. Nutzlos. Das einzige, an dem ich mich festhalten konnte, war Dean Winchester. Dean Winchester, verdammt noch Mal!
"Beruhige dich, Sam."
Ich nickte und konzentrierte mich. Auf meinen Herzschlag. Auf meine Atembewegungen. Auf meine Wärme. Moment- das war alles Dean! Mein Kopf lag an seiner Schulter und sein Arm lag um meinem Körper. Hielt mich fest. In der anderen hielt er sein Glas und nahm immer wieder einen Schluck. Mein Blick ruhte auf seinem Schoß. Der Jeans. Ich schluckte.
Es war simpel. So simpel. Und doch tat es weh.
Ich wollte nach meinem Arm greifen und dabei stieß ich gegen seine Hand. Geschockt zuckte ich wieder zurück. Sein Händedruck verstärkte sich und er zog mich etwas dichter.
"Ich habe den Impala gestohlen.", begann er und seine warme, tiefe Stimme drängte die Geräusche meines Keuchens hinweg. Ich schloss meine Augen.
"Geliehen, meinte ich."
Er entlockte mir sogar ein Lächeln.
"Ich habe dem Typ einen Gefallen getan.", fuhr er fast wütend fort, "Wie man so mit einem solchen Auto umgehen kann, das ist..."
Und er redete. Untypisch, dachte ich noch. Aber dann war es mir so vollkommen egal. Mir war es egal, dass ich im Nichts hing. Denn ich hatte ja ihn. Seine Stimme, seine Wärme, seine Hände, die mich fest hielten. Sein Schmunzeln, dass mir den Atem raubte und diese Blicke, die mich streichelten. Oder zur Vernunft brachten. Er hielt mich an der Luft.
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Life is not what it seems.
FanfictionTW: Gewalt, Alkoholabhängigkeit, toxische Beziehungen, Mord, Manipulation, Depressionen, Sex, KEIN HAPPY END Ein grauenvoller Mord an ihrer Familie machte Samantha Wolf schlagartig zu einer Waise. Alkohol, Maria und ihre Lieblingsserie "Supernatural...