Paint it black.

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"Wie geht es dir, Sam?", fragte er vorsichtig. Ich sah aus dem Fenster und antwortete nicht. In mir tobte es, während ich ihn am liebsten geküsst, geschlagen und geheult hätte. Meiner Gefühle waren etwas verwirrt. Aber das ging ihn einen Scheißdreck an. 
"Was ist mit deiner Kette?", fragte er und ich warf ihm einen Hassblick zu- zumindest hoffte ich es.
"Sie fehlt.", stellte er unschuldig fest.
Seine Stimme war tiefer geworden. Er hatte sich generell verändert. Irgendwie war mehr dazu gekommen und gleichzeitig so viel verloren gegangen. Dean strahlte nicht mehr, wirkte beinahe stumpf. Und trotzdem gaben mir sein Augenaufschlag, seine Stimme und seine Bewegungen beschissener Weise die altbekannte Wärme und Sicherheit.
"Was ist mit deiner?", gab ich zurück und meine Stimme klang so provozierend, wie ich es gewollt hatte. Er lächelte mich erst an, bis er bemerkte, dass ich immer noch schlecht gelaunt war.
"Ist eine lange Geschichte.", sagte er, krampfhaft fröhlich klingend.
"Wer hat nach der Geschichte gefragt?", zischte ich.
"Sam..", seufzte er. Ich reagierte nicht. "Bitte, rede mit mir."
"Blabla...", ich sah aus dem Fenster, "Blaaaa."
"Samantha!"
"Samantha!", äffte ich ihn nach, "Was willst du denn hören, huh? Was anderes kommt aus deinem Mund auch nicht!"
Ich spürte seinen Blick, aber er blieb ruhig. Bis er mich zu Hause absetzte.
"Du wohnst also wieder hier."
"Wenn ich nicht in meiner Villa am Strand bin?", gab ich zurück und riss die Tür auf.
"Jetzt reicht es mir.", hörte ich ihn zischen, bevor ich die Tür zu knallte. Ich verkniff mir ein Lachen. Oh! Jetzt reichte es ihm! Jetzt hatte ich aber Angst!
"Was ist dein Problem?!", rief er über das Dach des Impalas hinweg.
"Nichts, nichts..", ich winkte lächelnd ab, "Ich verliere nur meinen Verstand wegen dir." Ich schulterte meine Tasche, "Und jeder, einschließlich mir, glaubt, ich wäre verrückt." Ich warf ihm ein Lächeln zu, während er mich nur stirnrunzelnd ansah.
"Abgesehen davon, liebe ich einen Arsch.", sagte ich zuckersüß, während ich an ihm vorbei lief. Ich hörte, wie er das Auto abschloss und mir hinterher lief.
"Bleib mir vom Leib.", zischte ich, als ich ihn hinter mir spürte. Meine Finger zitterten, während ich versuchte, den Schlüssel zu finden.
"Nicht in deiner Lage."
"In welcher verfickten Lage?!", brüllte ich und fuhr zu ihm herum, "Der Waldmann ist tot!" Ich funkelte ihn an und sah die Schuld in seinen Augen.
"Ach.", sagte ich und lächelte, "Ich hätte es mir denken können."
"Ich muss bei dir bleiben."
Ich lachte bitter auf und wandte mich um. Deja Vu. Tränen schossen mir in die Augen.
"Ja.", sagte ich und riss die Tür auf. Hielt sie nicht für ihn zurück sondern stampfte die ersten drei Stufen hinauf. Die nächsten fünf, lief ich über das Geländer. Die nächsten drei, nahm ich wieder die Stufen und so weiter.
"Warum hättest du mich auch sonst küssen und ficken sollen?", gab ich zurück. Ich sprach nicht laut, ich wusste, er ist direkt hinter mir.
"Wer würde schon die verrückte, kleine Jungfrau haben wollen?" Ich war noch nie so schnell die Treppen hinauf gekommen.
"Sam.."
Ich fuhr herum und stieß ihn fast die Treppen hinunter- doof, dass ich noch immer nicht die reinste Chance gegen ihn hatte.
"Oh bitte!", rief ich, "Komm mir nicht mit: "Da war nichts als Liebe!". Bullshit!" Ich packte ihn am T-shirt: "Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du in dieser Bar zu mir gekommen bist, ohne mich gekannt zu haben!"
Er zögerte und presste die Lippen aufeinander, bis sie weiß wurden. Sein Blick wie ein kleiner Welpe. Aber das nützte nichts. Selbst seine aufkommenden Tränen, prallten an mir ab.
"Merk dir eins, Winchester.", zischte ich und stieg eine Stufe hinab. Ich war jetzt wieder kleiner als er, aber das machte mir nichts aus.
"Du hast damals- vor fucking sechs Jahren- etwas in mir geweckt. Das, was du aus mir gemacht hast, ist gefährlich. Glaub mir."
Ich wollte seinen verletzten Blick nicht sehen und wandte mich hastig um, um in meine Wohnung zu kommen. Die Haustür ließ ich einfach offen stehen und verzog mich ins Bad. Schloss ab. Stellte mich an das Waschbecken und starrte mich an. In das blasse Gesicht, mit den roten Augen und den, trotz make-up, dunklen Augenringen. 
-Das ist, was du dir gewünscht hast, Samantha.-, sagte ich mir selbst, -Also spar dir die Heulerei! Spar sie dir!-
"Sam?" Es klopfte sachte an der Tür und es hörte sich so verdammt weit entfernt an, "Bitte lass uns darüber reden."
"Worüber?" keuchte ich. Ich wollte brüllen, aber ich war zu kraftlos. Eine Pause entstand und ich warf den Fliesen ein bitteres Lächeln zu. 
"Alles.." sagte er schließlich und ich lachte auf, brachte meinen Körper auf tauben Füßen hinüber zur Tür. Dabei trat ich erst kurz vor der Tür auf die Fugen zwischen den Fliesen. Meine Hand fuhr über das glatte, weiß bemalte Holz, das so warm unter meiner eiskalten Haut wirkte. Meine Fingernägel gruben sich in die Rille, wo die Farbe aufgeplatzt war. 
"Alles wäre etwas viel für den Anfang." sagte ich. 
"Samantha!" rief er und klopfte jetzt heftig an die Tür, "Mach auf, verdammt!"
Vor mich hinlächelnd, lehnte ich mich an das Holz, das so beruhigend auf mich wirkte. Beinahe wie Arme, die mich fest umschlossen. 
"Wenn du echt bist, Winchester.." begann ich, während er weiterhin gegen die Tür hämmerte und pausenlos auf mich einredete, "Wirst du morgen früh auch noch da sein. Wenn du es bist! Echt.."
"Was redest du da, Samantha! Natürlich bin ich das! Ich-"
"Und du wirst bluten." unterbrach ich ihn, "Wenn du echt bist, wirst du bluten. Sterben können."
Das Klopfen verstummte und er selbst auch. 
"Ha!" rief ich und strich mit der flachen Hand über die Tür, "Weißt du, wie viele Männer ich schon auf diese Weise an dieser Tür verjagt habe?"
"Du bist nicht bei Sinnen."
"Nein.." antwortete ich lahm, "Und es ist deine Schuld."
"Lass mich rein!" rief er verzweifelt, "Lass mich zu dir!"
"Nein." ich stieß mich ab und trat wankend ein paar Schritte zurück. Selbst ohne darauf zu achten, trat ich auf keine Fuge. Die Tür vibrierte wieder unter seinen Schlägen, ich konnte es deutlich erkennen. Das Holz zitterte. Es drohte zu bersten! Die Tür, die mich vor Gefahren schützte. Mich von der Realität, von allem ablenkenden Grellen oder Schönen abhielt.
Ich schrie. Ich schrie ihr entgegen, er solle aufhören. Aber er machte weiter. Hastig ging ich zurück zum Waschbecken und sah mich an. Etwas versuchte gerade, mich zu übermannen. Etwas, dass ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. Es ähnelte dem, was Justus in mir auslöste. Aber nur entfernt. Ich holte tief Luft und brüllte mich an. Befahl dem Soldaten im Spiegel, meine Befehle auszuführen. Doch alles anbrüllen nützte nichts. Mein Brustkorb zog sich schmerzvoll zusammen und die Schluchzer waren die Hölle. Alles brannte, alles tat weh. Als würde jemand meine Innereien fest verschnüren und in Brand stecken. Das konnte nicht gesund sein! Diese verdammte Liebe war alles andere als gesund! Die letzten Jahre hatte ich prima in der wabernden, zuckenden Schwärze des grellen Wahnsinns überlebt. Nun brachte er alles durcheinander.
Doch es nützte nichts. Nein. Er hat mich zu einer Irren gemacht. Und daran könnte nicht mal mehr sein Tod etwas ändern. Ich musste da, wohl oder übel durch. 


Was schlecht ist, gehört verbessert! Vielen Dank! Lasst mich hören, was ihr denkt! :*

Life is not what it seems.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt