Talent

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„Wusstest du, dass Aaron eine Freundin in unserem Haus hat?“ Drew sah ihn an und lachte. „Ja, ich weiß über die Beziehung Bescheid.“ Das überraschte Sylex nicht wirklich. Die beiden waren so gute Freunde, dass Aaron es Drew sicher gesagt hätte, selbst wenn die Beziehung wirklich geheim war. Zudem war es sicher einfacher, wenn man den Wohlwollend des Hausvorstand es hatte, was Aaron und seine Freundin wirklich hatten, schloss Sylex in Gedanken.

„Warum macht er es nicht offiziell? Er lebt doch schon fast bei uns im Haus.“ Drew zuckte mit den Schultern. Sylex nahm an, dass sie es nicht nur nicht wusste, sondern, dass es sie auch nicht interessierte. Er bemerkte, dass es ihn doch interessierte und das überraschte ihn. Er hatte sich noch nie für jemand oder dessen Leben interessiert und fragte sich nun, ob das Freundschaft ausmachte.

Auf einmal spürte er Drews Hand auf seiner Schulter und sah zu ihr. Sie lächelte ihm aufmunternd zu und Sylex bemerkt, dass sie ihm damit eine schöne Stunde wünschte. „Dir auch.“ Drew nickte mit einem strahlenden Lächeln, ließ ihn dann los und wand sich ab.

Sylex sah ihr einen Moment lang nach und betrat dann das Gebäude, wobei auch er nun leicht lächelte.  In dem Raum vom letzten Mal stellte er fest, dass er diesmal der erste im Raum war, der Bus auf ihn noch leer war. Es machte ihm aber nichts aus, er genoss die Stille und das Fehlen der ängstlichen Blicke, die er auch hier bekam.

Er erinnerte sich, dass er solche Blicke schon immer bekommen hatte. Von den Betreuern im Waisenhaus, den anderen Kindern, alle Leute, die ihn sahen. Mit der Zeit hatte er gelernt seine Aura zu lieben, denn dadurch wer er immer alleine und um ihn herum war es still. Die ängstlichen Blicke aber verletzten ihn beinahe so sehr wie die abschätzig, als wäre er Ungeziefer.

„Oh, dann fehlt jetzt noch Juja. Hast du gestern schon etwas gelesen?“ Sylex sah auf und sah seinen Professor. Er erinnerte sich, dass Drew diesen beim Vornamen genannt hatte und fragte sich, in welcher Beziehung die beiden standen. In seinem Inneren brodelte es, als er daran dachte und Sylex fragte sich, was das wer. Er kannte das Gefühl nicht.

„Ich habe angefangen, aber weit bin ich nicht gekommen. Ich soll ja meinen Unterricht nicht vernachlässigen.“ Antwortet er monoton auf die Frage. „Hast du Fragen zu dem, was du gelesen hast?“ Sylex schüttelte den Kopf und er hatte das Gefühl, als würden ihn alle für dumm halten, weil er im Waisenhaus aufgewachsen war. Es war kein angenehmes Gefühl und Sylex begann es zu hassen, so angesehen zu werden.

Die Tür öffnete sich und Juja kam herein. Sylex war ihr dankbar,  denn er wollte den Professor nicht hassen, was er aber tun würde, wenn er sich länger über ihn aufregen würde. Er stand auf, ließ seine Tasche aber an der Wand stehen.

„So Juja, du wiederholst bitte einfach die Übung vom letzten Mal. Sylex, du hälst deine Hand bitte ein paar cm über das Papier. Lass so viel Abstand wie du willst.“ Beide Schüler nickten und gingen zu ihren Kästen. Schon ohne Konzentration fühlte Sylex da angenehme, machtvolle Pulsieren. War es tatsächlich so, dass er von zwei Tagen üben schon ein so deutlich besseres Gefühl für sein Element hatte, fragte er sich selbst.

Er versuchte die Gedanken von sich zu schieben und sich auf das Pulsieren zu konzentrieren, es war wie am Nachmittag des Vortages zu sich zu ziehen, passte dabei allerdings nicht auf, wo er wer. Die Augen des Professors weiteten sich, denn sein Schüler zog gerade aus über zwei Meter die Dunkelheit zu sich, in seiner zweiten Stunde. Professor Opata wusste sofort, dass er sich nicht verschätzt hatte, er hatte hier einen sehr talentierten Schüler.

„Sylex.“ Der Junge Mann sah auf und seinen Professor an, überlegte, ob er etwas falsch gemacht haben könnte. Ihm fiel nichts ein, so sah er der Professor einfach abwartend an. „Du hast geübt, nicht wahr?“ Sylex nickte. Er schämte sich nicht dafür und glaubte nicht, dass der Professor ihm dafür eine Strafe geben würde.

„Dann zeig mal, was du kannst.“ Er verriet Sylex nicht, dass er mit dieser Leistung schon in der zweiten oder dritten Klasse wäre. Seiner Meinung nach wäre es besser für seinen talentierten Schüler, wenn dieser persönlich gefördert würde. Würde Sylex in einer normalen Klasse lernen, würde er sich schnell langweilen und ausgebreitet werden.

Sylex schloss die Fingerspitzen und zog die gesammelten Dunkelheit an dem Punkt der Berührung und nun musste er sich doch komplett konzentrieren. Nach wie vor war es schwer für ihn, wenn auch deutlich einfacher als die Dunkelheit einfach an einem Finger zu sammeln. Der Professor sah ihn an und seine Augen wurde immer größer, je mehr Dunkelheit sich an den Fingerspitzen sammelte.

Sylex bemerkte es stolz. Ich habe meinen Professor zum staunen gebracht, dachte er triumphierend, als sich die Dunkelheit vollständig gesammelt hatte. Er erinnerte sich daran, dass Drew am Vortag auch gestaunt hatte und stellte fest, dass ihm Drews Staunen mehr bedeutete als das des Professors. Es überraschte ihn auf der einen Seite,  aber als er an Drew dachte war ihm egal, warum es so war.

„Nun. Du bist wirklich gut. Solange deine Noten  nicht darunter leiden, darfst du gerne weiter üben. Wenn du eines der Bücher dabei hat, ließ bitte weiter.“ Sylex nickte, denn es hatte ihm einiges an Energie gekostet. Es ärgerte sich, denn für die anderen schien die Beherrschung ihres Elements kaum anstrengend.

Aus seiner Tasche nahm er sein Buch und setzte sich an die Wand gelehnt auf den Boden. In Gedanken wiederholt er die Sachen, die er schon wusste. Das die Energie, die man aufwenden musste, mit der Begabung und der Einstellung zusammenhing, sowie dass die Vorgänge bei allen elementaren gleich waren, egal um welches Element es sich drehte.

Das interessierte Sylex besonders, denn wenn alle Vorgänge gleich waren, warum konnte man dann die Dunkelelementare niedermachen? Er hatte mitbekommen, wie die Menschen die Dunkelelementare als einzigartig und durch und durch böse bezeichnet, sagten, dass dies auch vererbt wurde. Er öffnete das Buch und vertiefte schon wieder in die Vorgänge im menschlichen Körper und dem menschlichen Geist.

Gegen den DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt