Der Kampf endet

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Sylex fühlte, was um sie herum passierte und das machte alles so viel realer und angsteinflößender. Er hatte das Gefühl, dass die Feuerattacken, die ihn um Meter verfehlten, die Härchen auf den Armen verbrannten und auch andere Attacken wesentlich näher an ihnen vorbei rauschten, als sie es eigentlich taten.

Einen Moment war er wie erstarrt, doch dann hob er die Kleine auf die Arme, die erschrocken aufschrie. „Ganz ruhig, Kleine. Ich werde versuchen dich zu beschützen. Aber du musst leise sein, ja." Sylex spürte die dünnen Arme, die sich ganz fest um seinen Hals schlossen, den kleinen Kopf, der auf seiner Schulter abgelegt wurde, und das Nicken an seinem Hals.

Er selbst legte beide Arme um die Kleine, einen auf ihren Rücken, eine stützen unter ihrem Po. So drückte er sie an sich und sah sich nach der nächsten Deckung um. Es ängstigt ihn, als er fühlen könnte, wo sie sich verstecken könnten. Aber er wusste, er musste sich ein Herz nehmen, nicht nur für sich, sondern vor allem um die Kleine zu beschützen.

Der erste Schritt fiel ihm am schwersten, doch keiner war wirklich leicht. Seine Sinne waren zum Zerreißen gespannt, sein Herz schlug so schnell, dass er befürchtete, dass es ihm aus der Brust springen wollte. Trotzdem versuchte er es sich nicht anmerken zu lassen, um der Kleinen auf seinem Arm keine Angst zu machen.

Immer schneller und hektischer wurden seine Schritte, auch weil er das Gefühl hatte, dass sich die Attacken nun auch vermehrt gegen ihn wanden. Seine Atmung verschnellerte sich und in ihm baute sich Panik auf. Er stand auf einem Kampffeld, auf dem sich Leute bekämpften, die so viel mächtiger waren als er selbst. Wie sollte er die Kleine auf seinem Arm denn beschützen, wenn er sich selbst kaum beschützen konnte?

Direkt neben ihm schlug ein Feuerball ein, ließ ihn zur Seite stolpern, doch er konnte verhindern, dass er fiel. Die Kleine krallte sich nun schmerzhaft in seinen Rücken und Sylex verkniff sich ein Keuchen. Er rannte einfach nur weiter, während seine Sinne auf Hochtouren liefen und versuchten alles zu ergreifen, was um ihn herum passierte.

Dem Haufen von Geröll, bei dem sie sich verbergen könnten kam immer näher, aber Sylex musste auch immer häufiger Haken schlagen, denn nun schien man ihn tatsächlich entdeckt zu haben. Die Kleine auf seinen Armen schien nun doch gemerkt zu haben, was um sie herum passierte, denn sie wimmerte leise vor sich hin und es wurde nass an Sylex Nacken, wo ihr Kopf lag.

Am liebsten hätte Sylex der Kleine über den Kopf gestrichen, doch er musste sich auf etwas anderes konzentrieren und konnte es daher nicht. Er war der Kleinen aber ungeheuer dankbar dafür, dass sie leise blieb und kein Theater machte. Das sie scheinbar eh schon entdeckt worden waren, hatte in seinem panischen Gedanken gerade keinen Platz.

Der Boden unter seinen Füßen wackelte und dann schoss vor ihm eine Wand aus dem Boden, dicht gefolgt von jeweils einer links und rechts. Sylex stoppte abrupt, doch er saß bereits in der Falle. Instinktiv wirbelte er zur einzigen noch offenen Seite herum und seine Sinne konzentrierten sich nur auf die Öffnung.

Doch das half ihm nichts, denn er wusste sofort, als er die Attacke spürte, dass er dieser nicht ausweichen konnte. Es war ihm unmöglich und das wusste er. Für einen Moment war er versucht die Augen zu schließen, doch ein gequälte Wimmern schreckte ihn auf.

Er könnte aufgeben, es würde ihm nicht einmal etwas ausmachen. Er hatte Drew verloren, er hatte seine Freunde verloren, die er glaubte gewonnen zu haben. Er hatte nichts mehr. Die Kleine auf seinem Arm aber, dieser kleine Engel sollte nicht sterben. Sie hatte die Welt noch nicht erlebt, sie hatte ihr Leben noch vor sich. Er würde nicht zulassen, dass sie sterben würde.

Sich an diesen Gedanken klammern spürte er aufeinander etwas, dass aus ihm herausbrach. Es fühlte sich komisch an, fremd und doch gleichzeitig vertraut. Sylex könnte es nicht beschreiben, wusste nicht, ob er es kalt oder warm war, weich oder hart. Aber er wusste, solange dieses etwas sie umhüllte, solange würden sie sicher sein.

Es dämpfte seine Sinne. Er nahm kaum wahr, was außerhalb passierte, dass aber alle Attacken, die auf sie gerichtet wurden, an dem etwas zerschellt. Nun strich er der Kleinen auf seinen Armen doch über Kopf und Rücken und freute sich darüber. Sie lebten noch, die Kleine wurde wieder ruhiger und scheinbar konnte er sie beschützen.

Die Attacken auf die nahmen zunächst zu und kamen für eine Weile in einer Frequenz, die Sylex doch Sorge bereitete. Er hoffte, dass es halten würde und betete zu seinem Schutzgott, dass dieser ihn jetzt nicht im Stich ließ. Dann, mit einem Mal, stoppten die Attacken komplett.

Innerlich zitterte Sylex, denn er hatte keine Ahnung, was nun passierte. Seine Sinne kamen nicht durch die schützende Blase um sie herum und es machte ihm Angst, dass er irgendwas nicht mitbekam, dass für ihn oder besonders für die Kleine gefährlich werden könnte.

Doch dann hatte er das Gefühl, dass sein Herz stockte. „Wer ist das?" Aarons Stimme drang an Sylex Ohren und das zeigte ihm nur zu deutlich, welche Seite gewonnen hatte. Er war sich sicher, dass ihre besten Freunde an Drews Seite standen. „Ich weiß es nicht. Ich kann es dir nicht sagen... Sylex?"

Die Stimme seiner Freundin traf ihn mitten ins Herz als sie dann auch noch seinen Namen nannte, da verließ ihn mit einem Mal alle Anspannung. Die Blase schnappte zu ihm zurück und er brach kraftlos zusammen.

Gegen den DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt