„Drew? Bist du da?" Sylex stand vor ihrem Zimmer und klopfte. „Ja, komm rein." Sylex trat ein und sah zu Drew, die in ihrem Sitzsack saß, ein Buch in der Hand, einen ganzen Stapel davon neben ihren Füßen. Sie sah ihn neugierig an, wollte wissen, was er von ihr wollte.
„Ich kann nun problemlos die Dunkelheit an einer beliebigen Stelle meines Körpers sammeln und konzentrieren. Was soll ich als nächstes machen?" Drew schmunzelte. „Weiter üben, damit es dir leichter fällt." „Ich will aber etwas Neues machen." Sylex will sich unbedingt verbessern und nicht mehr hinter Drew zurück stehen. Er wusste zwar, dass dies ein langer Weg sein würde, doch er wollte ihn so schnell wie möglich meistern.
Das er Drew damit auch beeindruckend wollte, wollte er sich nicht eingestehen. Er versuchte sich selbst einzureden, dass er nur von den Gleichaltrigen respektiert werden wollte. Auch wenn alle wussten, dass er den Respekt der anderen auch auf andere Arten erlangen konnte.
„Es ist das Beste für dich. Wir andere haben zehn Jahre mit unserem Element gearbeitet, uns erschöpft das schon lange nicht mehr. Du aber lernst das im Schnelldurchlauf, also brauchst du so viel Übung wie möglich."
Drew sah Sylex an, der dies zwar verstand, aber gefallen tat es ihm nicht. Er sammelte Dunkelheit und konzentrierte sie auf seinem Handrücken, wo sie eine Art Fleck formte. Mit einem Lächeln lehnte sich Drew wieder zurück, hob ihr Buch und las weiter. Sylex merkte, dass es ihm nicht gefiel, dass sie sich mit dem Buch beschäftigte.
Er setzte sich auf ihr Sofa, ließ die Dunkelheit frei und sammelte sie erneut, obwohl es ihm unglaublich langweilig wurde. Immer wieder spielte er das Spielchen an verschiedenen Flecken seines Körpers durch, merkte aber schnell, dass es begann ihn zu ermüden. Drew hingegen las noch immer in ihrem Buch
Sylex beendete seine Übung, denn er merkte, dass er es kaum noch schaffen würde, und beugte sich vor, sodass er den Titel auf Drews Buch lesen konnte. „Glaube, die wahre Macht" stand darauf und das verwunderte Sylex dann doch. Er hatte Drew nicht als stark gläubige Person kennen gelernt. Sie ging nicht täglich in den Tempel, wie es die Gläubigen taten. Sie trug nicht einmal eine Schutzkette, was sonst jeder, egal wie gläubig, tat. Auch Sylex trug seine.
Ein Blick auf ihren Bücherstapel, gab ihm noch mehr Informationen über sie. „Leben im Krieg", „Götterkriege – Nicht vermeidbar?", „Geheimnisse des Krieges", „Kunstwerke der Zeit", „Veränderung der Karten", „Lexikon vergessener Worte". Sie las quer durch alle Gebiete, was erklärte, wo ihr beeindruckender Wissensschatz herkam. „Was liest du eigentlich am liebsten?"
Drew sah überrascht auf. „Die obersten zwei Regalbretter." Sylex warf ein Blick auf ihr Bücherregal und stellte fest, dass die beiden Bretter mit Büchern über dunkle Fantasy gefüllt waren. Ein Buch fiel ihm ins Auge, weil es zweimal vorhanden war und er zog es heraus. „Engelsherz" kannte er sogar und er fand es gut, denn es ging um einen Dämon, der Engelsherzen sammelte.
Sylex öffnete es und erkannte, warum es zweimal d war. Im Inneren des Buches waren keine Blätter, sondern ein Kasten in dem sich andere, dünnere Bücher befanden. „Master&Slave" Oder „Daddys Kitten" lauteten die Titel und Sylex wurde klar, dass er gerade Drews kleines Geheimnis entdeckt hatte und schnell stellte er das Buch zurück. Er wollte, dass Drew nicht wusste, dass er ihr Geheimnis kannte.
Mit einem Finger fuhr er über die Buchrücken und erkannte einige Titel, andere waren ihm vollkommen fremd. Er zuckte zusammen, als es hinter ihm knallte. Drew hatte ihr Buch zugeschlagen und sah nun zu Sylex, der sich zu ihr umgedreht hatte. „Warst du heute schon im Tempel?" wollte sie wissen und legte das Buch auf den Stapel.
„Nein, aber wir können ja gemeinsam hingehen." Schlug er vor und Drew nickte zustimmend. Gemeinsam verließen sie en Raum und gingen die Treppe hinunter. Im gesamten Raum herrschte eine unglaubliche Lautstärke, da die meisten im Haus waren. Draußen war es kalt, ein eisiger und fegte scharf über das Gelände und jagte dunkle, schwere Wolken über den Himmel.
„Das sieht aus, als gäbe es heute noch einen richtig heftigen Sturm." Stellte Sylex fest und Drew nickte. Ohne sich abzusprechen wurden beide schneller und eilten zum Tempel, den sie leise betraten. Im Inneren herrschte Stille, im kompletten Gegensatz zu draußen, wo der Wind Geräusche in Hülle und Fülle erzeugte.
Sylex sah in die Kuppel und fühlte sich mal wieder unwohl. Nie hatte er sich in Tempeln wohl gefühlt, was ihm von den meisten Lebewesen unterschied. Jeder, ob Mensch oder Tier, ob Elementarer oder nicht, alle fühlten sich im Tempel wohl, nur er nicht. Er wollte es Drew und seine Freunden nicht zeigen, damit sie nicht merkten, wie seltsam er war.
Als er aber zu Drew sah, bemerkte er, dass sie dies überhaupt nicht verbarg. Sie schien sich definitiv nicht wohl zu fühlen, was Sylex wunderte. Er konnte sich nicht erklären, warum sie sich nicht wohlfühlen sollte, die Götter müssten sie seiner Meinung nach wirklich mögen. Er dachte, dass nur Leute, die nicht von allen Göttern angenommen waren, sich im Tempel nicht wohl fühlten.
Ihm fiel das große Gemälde in der Kuppel auf. Es war ihm nicht neu, denn jeder Tempel war mit so etwas verziert. Meist prahlten die Tempel damit, welcher berühmte Künstler ihr Gemälde gestaltet hatte. Sylex fand es widerlich. Die Künstler hatten die Gemälde den Göttern geschenkt, nicht den Tempeln und man prahlte mit dem Besitz der Götter nicht.
„Das ist ziemlich gut erhalten." Drew sah ihn überrascht an , folgte dann seinen Blick, warf den Kopf in den Nacken und lachte los. Nun hatte Sylex das Gefühl, als hätte er den Witz verpasst, denn er wusste nicht, was so lustig sein sollte.
„ Es ist ganz neu. Das alte war so alt und kaputt, dass es nicht mal mehr restauriert werden konnte. Also haben die in den letzten Ferien einen Künstler beauftragt, der dies hier gemacht hat." Erklärte Drew, als sie sich wieder beruhigt hatte, und nun verstand auch Sylex, was Drew so amüsiert hatte.
„Der Stein ist unglaublich." Sylex deutete auf den ungeschliffenen Stein, der die höchste Stelle der Kuppel markierte. Er war durchsichtig schwarz und im Inneren schien ein grauer Nebel zu herrschen. „Ein schwarzer Rauchdiamant aus Menebra. Selbst so ungeschliffen sehr wertvoll."
Das glaubte Sylx sofort. Sämtliche Kristalle und Edelsteine aus dem hohen Norden waren teuer, denn deren Qualität war am besten. Doch nur selten wurden sie nicht geschliffen. Im Norden sah man ungeschliffene Steine als Makel, während im Osten die naturbelassenen Steine als schönste galten.
Weil ich jemand eine Lesenacht versprochen habe, kommt jetzt ein Kapitel, um elf, um zwölf, um eins und vielleicht um zwei. Zwischen drinnen kommt noch was bei Wolfsaugen, wenn jemand Werwolf Geschichten mag.
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Gegen den Drachen
FantasíaIn einer Welt, in der manche Menschen die Kraft haben ein Element zu kontrollieren, müssen diese an gesonderte Schulen gehen um niemandem gefährlich zu werden. So auch der Einzelgänger Sylex, der später als alle anderen erst entdeckt wurde. Er kann...