Nur mit dem Beistand der Götter

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„Drew." Wisperte er fast unhörbar, denn er hatte die Stimme seiner Freundin sofort erkannt. Sie hatte ihr Leben gegeben um den Drachen zurück ins Leben zu bringen. Wie wichtig musste es ihr gewesen sein, den grausamsten Gott zurück zu bringen? Wieso hatte sie das getan? Und warum hatte sie ihn nicht eingeweiht? Hatte sie ihm nicht genug vertraut?

Sicher hinter das Stück Schutt kauernd, dachte er nach, doch ihm fiel nichts ein. Hätte er es bemerken und verhindern müssen? Hätte er es verhindern können? Hätte er Drew davon abbringen können, wo die doch so überzeugt davon war, das sie sogar bereit war ihr eigenes Leben zu opfern?

Er hätte doch... er konnte doch... er müsste doch. Er wusste nicht, ob er es hätte verhindern können, ob er etwas hätte ändern können, doch er wollte nicht glauben, dass es so enden musste. Wieso musste der Drache gerade zurück kommen, als er gerade etwas Glück für sich selbst gefunden hätte?

Neben ihm explodierte etwas und er wurde zur Seite geworfen. Mit dem Aufprall wurde er effektiv aus seinen Gedanken gerissen, als ein unglaublicher Schmerz durch seine Seite schoss und er sich unter Schmerzen auf den Rücken rollte um seine Seite zu entlasten. Noch während er sich drehte, schallt er sich selbst, den er war so in seinen inneren Konflikt gefangen gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte, was um ihn herum geschah.

Das feuerte jetzt zurück, denn um ihn herum war Chaos ausgebrochen und im Instinkt rollte er sich zusammen, zischte dabei vor Schmerzen auf. Um ihn herum folgen alle Elemente in allen möglichen Formen herum und das aus allen Richtungen. Scheinbar hatten auch die anderen bemerkt, dass da ein paar einen grausamen Gott zurück geholt hatten.

Sylex stoppte. Der Drache schien überhaupt nicht einzugreifen. Das war vermutlich auch besser so, denn ein Gott, der die Macht hatte Tote zurück zu holen, würde alles hier zerstören und alle töten. Sein Herz zog sich zusammen, als er an all die kleinen Kinder achte, die hoffentlich alle noch in ihren Häusern waren. Hier draußen wären sie in einer viel zu großen Gefahr.

Die noch immer herrschende Dunkelheit war für alle und alles ein Problem. Die Dunkelelementaren waren wohl im Moment deutlich im Vorteil, doch auch sie konnten nicht vorher sehen von wo ein Angriff erfolgen würde und auf welche Weise. Sie mussten sich selbst verteidigen und nach Möglichkeiten noch die, die auf ihrer Seite standen.

Das ihre fühlende Sicht durch die ständige Manipulation der Dunkelheit auch nicht die beste war, half vor allem den noch nicht so erfahrenen absolut nicht. Sylex stand auf und ging vorsichtig erneut hinter Trümmern in Deckung. In den Trümmern des Tempels schien der Kampf erbittert zu toben, weshalb Sylex hinter dem Teil Schutz suchte.

Er war einfach noch nicht gut genug um sich an so einem Kampf zu beteiligen. Er war eben einfach noch ein Anfänger und wenn er so an die Demonstrationen von Drew, Aaron oder auch Ceran dachte, dann war ihm klar, dass er keine Chance hatte. Außerdem, er könnte nie gegen Drew kämpfen, aber für den Drachen zu kämpfen? Nein, das kam ja mal gar nicht in Frage.

Nur wenn ein Lichtelementarer kämpfte, konnte er für ein paar Sekundenbruchteile etwas sehen, doch das verwirrte ihn nur mehr, als es ihm half. Er konnte sich auf keine seiner Sichten wirklich konzentrieren, weil beide so gut wie nicht arbeiteten. Hier, hinter seinem Trümmerteil war er vermutlich am sichersten.

Aber das half ihm nicht beim ordnen seiner Gedanken, denn noch immer konnte er seine Freundin nicht verstehen. Er schnaubte. Wie häufig hat er Männer oder Jungs über ihre Freundinnen jammern hören? Er selbst hatte nicht gedacht, dass je tun zu müssen, weil er Drew ja doch immer verstanden hatte.

Aber war das auch wahr? Wenn seine Freundin den Drachen erweckt und er davon nicht einmal etwas geahnt hatte, wie gut kannte und verstand er sie dann wirklich? Sylex konnte nicht anders als sich selbst in Frage zu stellen im Angesicht der Situation in der er sich befand. Drew kämpfte für den dunklen Gott und er selbst hatte keine Ahnung.

Seine Freundin dürfte wie alle anderen kämpfen. Ob wohl auch de Lehrer mittlerweile mitbekommen hatte, was hier abging? Hoffentlich waren sie es, denn dann waren sie nicht ganz chancenlos. Wobei, die andere Seite hatte einen verdammten Gott auf ihrer Seite. Und selbst wenn nicht, er erinnerte sich, dass die anderem ihn erzählten, dass die meisten Schüler besser waren als die Lehrer.

Hoffnungslos ließ er den Kopf sinken. Wenn die anderen sie töten wollten, dann waren sie dran. Wenn sie töten wollten. Er konnte und wollte nicht glauben, dass seine Freunde Kinder abschlachteten, wenn sie einen Kampf auch ohne den Tot ihres Gegners beenden konnten. Das er sich auch dabei irren konnte, wusste er, doch er hoffte, dass er dies nicht tat.

Direkt neben seinem Gesicht schoss etwas vorbei und er fasste an die Hand, die sich ganz klar nass anfühlte. Er blutet, stellte er gelassen fest. Bei weitem nicht das erste Mal, aber er hoffte, dass es an diesem Abend das letzte Mal sein würde, denn er war sich nicht sicher, ob er weitere Treffen überleben würde.

Hier, in der Dunkelheit, die jedem die Orientierung nahm, würde jede Person erst einmal als Gefahr gesehen und deshalb angegriffen. Nur die wirklich starken Dunkelelementaren könnten sich hier wohl noch orientieren, aber dazu gehörte er nun einmal nicht, also konnte er sich auch nicht verteidigen, wenn etwas auf ihn zu käme.

Immer tiefer drückte er sich hinter das Trümmerteil und langsam aber sicher fühlte er sich hilfloser als je zuvor in seinem Leben. Nie zuvor war er so ängstlich gewesen, hatte eine solche Angst gehabt, wie in diesem Moment, die sich noch verstärkte als es in der Dunkelheit ein lautes Getöse gab. Vielleicht ein Erdrutsch von einem Erdelementaren, doch er wusste es nicht und das machte es nur schlimmer.

Niemals, niemals zuvor hatte er sich je so gefühlt und wenn es nach ihm ging, dann würde er es auch nie wieder fühlen. Aber darauf hatte er überhaupt keinen Einfluss und er glaubte auch nicht, dass er sobald aus dieser Situation heraus käme.

Erneut schlugen die Angriffs durch die Dunkelheit und ein Lichtstrahl fegte über das Schuttfeld. Im Licht dieser Attacke sah Sylex etwas, dass sein Herz für einen Moment still stehen schien. Mitten auf dem Feld stand ein kleines Mädchen, in Schlafanzug, verstrubbelten Augen und einen Teddy an sich gedrückt.

Sylex konzentrierte sich so sehr er konnte, das Bild des vollkommen unschuldigen Mädchens noch vor den Augen, wie sie barfuß dastand. Sie wollte er unbedingt retten und nichts würde ihn davon abbringen. Er würde die Kleine, wenn sie noch da war vom Feld bringen, er konnte das.

Mit einem Mal sah er wieder mit der Dunkelheit, sicher, ex flimmert etwas, wenn eine Attacke die Dunkelheit durchschnitt, doch er konnte seine Umgebung wieder klar erfüllen. Und die Kleine stand noch immer am selben Fleck, mitten in einem Kampf und wusste es vermutlich nicht einmal. Schneller als er noch darüber nachdenken konnte, stand er auf seinen Füße und rannte zu der Kleinen.

Als er die Arme um sie legte, ging es ihr auf. Er stand hier Schutzlos, mit einem kleinen Mädchen, nichts, was ihnen irgendwie Schutz geben konnte in der Nähe. Jetzt brauchten sie beide den Beistands aller Götter, wenn sie das hier überleben wollten.

Gegen den DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt