Göttliche Macht

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Dort, inmitten der Ruine des Tempels stand der Drache in all seiner Pracht und die Macht, die er ausstrahlte, nahm Sylex den Atem. Er konnte den Drachen nicht mal wirklich beschreiben, weil es nichts vergleichbares gab, nichts auf der Welt konnte sich mit einer Göttlichkeit messen. Nun, da er einen Gott gesehen hatte, konnte er dies mit Sicherheit bestätigen.

Aus den Trümmern rund um den Drachen erhoben sich nun die Personen, die in dem Tempel gewesen waren, aus den Trümmern und es wurde klar, dass einige Erdelementare dort sein mussten, denn die Menge an Schutt und Trümmern, die zur Seite wichen um ein paar von ihnen frei zu geben, war immens. Aber wohl nicht nur.

Die Macht schien sich in ihre Quelle, den Drachen zurück zu ziehen, und sofort senkte sich die Dunkelheit wieder über alles. Sylex schaffte es erneut auf diese fühlende Sicht zurück zu greifen, die er zwar noch immer nicht verstand, aber er wollte unbedingt wissen, was nun passieren würde. Zudem schien sie ihm nicht in einem schlechten Sinn zu beeinflussen.

Der Drache senkte den Kopf und sah sich scheinbar um. Um ihn herum saßen die sechs, die den Machtkreis gestemmt hatten. Sie schienen noch schwer erschöpft zu sein und nicht die Kraft zu haben, sich aufzurichten. Allein in Sitzen, abgestützt auf beide Arme, zitterten sie noch und ihre Arme wirkten als würden sie gleich nachgeben.

Es schien beinahe als wäre der grausame Gott vorsichtig, als er den Kopf noch weiter senkte und einen nach dem anderen mit der Schnauze an der Stirn berührte. Sofort wich das Zittern, sie standen auf und wirkten nicht mehr im geringsten erschöpft. Sylex begriff, dass der Gott ihnen Kraft gab.

Er konnte es nicht glauben. Der Drache war doch der Böse, der der Städte zerstörte und Menschen ohne Reue einfach tötete. Das konnte nicht dasselbe Wesen wie das aus den Schauergeschichten der Frauen im Waisenhaus und der Priester sein. Es war mit Sicherheit ein anderer Drache. Es gelang Sylex nicht einmal sich selbst zu überzeugen.

Der Drache selbst aber schien noch immer nicht zufrieden zu sein, denn er sah sich um und letztendlich schien sein Blick auf den letzten, nicht stehenden Personen zu liegen. Eine Person hockte am Boden, schien aber weder erschöpft, noch verletzt. Die junge Frau in seinen Armen dagegen rührte sich gar nicht.

Entweder die Frau war bewusstlos oder sie war Tod. Sylex versuchte ein Heben des Brustkorbes zu sehen, als Zeichen dafür, dass die Frau eben doch noch lebte, doch da war nichts Die Frau war tot. Der Drache hatte doch ein Opfer gefordert. Sylex wusste nicht, wie er darauf nun reagieren sollte. Er fühlte sich für einen Moment einfach nur leer, weder fühlte er Trauer über den Tod, noch das kleinste bisschen Triumpf dafür, dass der Drache eben doch böse sei.

„Bring sie zu mir." Die Stimme war uneinordbar. Scheinbar waren Götter wirklich in allem unvergleichbar, nicht nur in ihrem Aussehen. Diese Stimme hätte jeden bezaubert, sie war melodisch, nur ein wenig tiefer als normale Stimmen und schmiegte sich irgendwie unglaublich an die Seele.

Der Junge, der die Frau in den Armen hielt, stand auf, die Frau auf den Armen und ging auf den Drachen zu. Der Schutt und die Trümmerteile in seinem Weg wichen zur Seite, ein Erdelementarer zog sie ihm aus dem Weg. Der Drache ließ beide nicht aus seinem Blick und wartete ruhig auf sie.

Am Rand des Loches, in dem der Drache noch immer stand, blieb der Mann stehen, die Tote in den Armen. Kopf und Beine hingen einfach herunter und zeigten nur zu deutlich, dass etwas nicht stimmen konnte. Alle senkten die Köpfe und es legte sich eine trauernde Stille über alles. Jetzt wirkte die Dunkelheit erdrückend.

Doch der Drache schien andere Pläne zu haben, denn er senkte den Kopf noch weiter, stoppte erst wenige Zentimeter vor dem toten Mädchen. Ein paar Momente schien er sich zu sammeln, dann senkte er den Kopf weiter, legte die Schnauze gegen die Brust des Mädchens und mit einem Mal schnappte diese gut hörbar nach Luft.

Sylex konnte es nicht fassen. Der Gott hatte gerade eine Tote wieder zum Leben erweckt. Niemand konnte ein Lebewesen, egal was für eines, zurück ins Leben holen. Warum konnte der Drache es und warum tat er es? Das konnte doch nicht sein, nicht der grausame Drache. Jedem anderem Gott hätte er es zutrauen können, aber nicht diesem.

Eine kleine Kugel Macht bildete sich zwischen dem Mädchen und dem Drachen, bevor diese in dem Mädchen verschwand. Der Mann, der sie bis dahin getragen hatte, stellte sie vorsichtig wieder auf ihre Beine und hielt die Arme neben ihr, wie als wolle er sicher gehen, dass ihre Beine sie tragen würden.

Als er sah, dass dies der Fall war, zog er seine Arme zurück und beide sahen zu dem Drachen, wie auch jeder anderer. Dieser sah sich langsam um, als würde er schauen ob er alle kannte, die anwesend waren und das alle da waren, die er erwartete. Scheinbar zufrieden richtete er sich auf und sah dann von oben auf alle herab.

„Ihr habt es geschafft. Ihr habt mich gefunden und mich zurück geholt. Ohne Achtung um euer eigenes Leben. Diese habt ihr riskiert und meine Geweihte selbst, hat mi ihrem gezahlt. Es ist kein einfaches Unterfangen gewesen, doch ihr habt es geschafft. Habt jedes Hindernis aus dem Weg geräumt und seid dabei nicht aufgefallen. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt."

„Ich danke euch dafür, dass ihr mir mein Leben zurückgabt." Die junge Frau nutzte die Pause um sich bei dem Gott vor sich zu bedanken. Sylex dagegen wurde mit einem Mal eiskalt.

Gegen den DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt