Die Generalprobe war der Hammer. Klar, einige Fehler gab es schon noch, aber im Ganzen lief es doch gut. Nach unseren vielen Terminen und Planungen, nach dem Teammeeting, dem Rest und allem, lehne ich mich gemütlich in unsere Lounge. >Generalprobe war gut. Wie geht es dir so?<, schreibe ich an Kelly. Ein bisschen muss ich mich kümmern. Doch eine Antwort bleibt aus. Stattdessen stürmt Andreas den Nightliner, er ist an seinem Handy beschäftigt. Aber er schnappt sich auch den Laptop und fummelt daran herum. Dann tippt er eifrig auf seinem Handy herum. Und macht auch noch eine Sprachnachricht. Gut, dass man heutzutage Whatsapp hat. „Gut, ich habe dir alles rausgesucht. Das wird Hammer...", sagt er und ich sehe ihn verdutzt an. Was meint er? „Geht es dir gut?", frage ich vorsichtig. Ich will ihn ja nicht beunruhigen. „Ja, ja. Ich bin nur so aufgeregt und freue mich.", sagt er und lacht. Dann verschwindet Andreas auch schon wieder. Einen Augenblick später schreibt Kelly auch schon. >Mir geht es super. Freue mich auf morgen.<, antwortet sie. Auf morgen? Sie ist doch gar nicht dabei! Aber gut, wenn sie meint. >Auf morgen? Kommst du doch hoch?<, frage ich sie. Ich ziehe mich um und packe meine Sachen schön ordentlich zusammen. Noch einmal bisschen abschminken, dann kann ich mich auch schon ins Bett legen. >Nein, aber ich plane eine Überraschung für jemanden. Und das wird sicher toll. Du hattest übrigens Recht, dass ich mich aufraffen soll. Also, morgen werde ich endlich mal wieder nur lachen. Dank dir...<, lese ich. Ich schmunzle. Das klingt doch mal gut. Dann weiß ich wenigstens, dass es ihr gut geht. Wenigstens etwas. Ich freue mich. Und so kann ich in Ruhe in den Schlaf kuscheln. Ohne Decke, denn es ist total warm. Aber schlafen geht irgendwann...
„Guten Morgen, Sonnenschein.", brummt jemand an mein Ohr. „Guter Morgen? Du weckst mich!", fauche ich zurück. Andreas steht vor mir und reicht mir einen Becher voller Kaffee. „Hier, als Entschuldigung.", meint er. Ich nicke. Wir machen uns auf. Eine Runde joggen, das kam in den letzten Tagen mal wieder zu kurz. Danach geht es unter die Dusche. „Wunderbar....", seufze ich. Hamburg hat hier echt schöne Duschen. Gerade stelle ich das Wasser aus, als ich ihre Stimme höre... Aber dann ist es wieder ruhig. Ich schnappe mir ein Handtuch und laufe aus der Garderobe. Mitten auf dem Gang sehe ich mich um. Nichts, nirgendwo. Ich halluziniere doch nicht! Hektisch sehe ich mich wieder um. Ich bin doch nicht so! Nein! NEIN! ICH BIN NICHT KRANK! Ich habe mir das nicht eingebildet. Nein, nein. Viele gehen an mir vorbei. Sie schauen mich verdutzt an, doch was soll ich sagen? Habe einen Geist gehört? Ich gehe wieder zurück in die Umkleide und ziehe mich an. Ich mache mir noch schnell die Haare und dann ein bisschen Puder. Fertig stehe ich wenige Minuten vor meiner Umkleide. Andreas kommt von weitem auf mich zu. „Bruder!", ruft er. „Du hast beim Frühstück gefehlt!", mosert er. Ich zucke mit den Schultern. „Mir ist gerade etwas ganz schlimmes passiert.", flüstere ich und sehe mich um. Sie ist wirklich nicht hier. „Was denn?", mein Bruder sieht mich sorgenvoll an. Aber irgendwie lacht er auch. Als würde er mir nicht glauben wollen. Und dabei weiß er nicht mal davon... „Sie ist hier... Kelly, ich habe ihre Stimme gehört, Andreas...", flüstere ich und klammere mich an ihn. Ich bin krank! Krank! Das ist doch krank! Wir werden niemals gesund sein! „Ich muss kurz...", huste ich und sprinte davon. Zu den Toiletten! LOS! Schnell. Ich habe nichts gegessen! Irgendwas muss es geben und ich kotze nur die vorhandene Magensäure aus. Auch wenn es brennt, es muss alles raus. Andreas klopft erschrocken an meine Tür. „CHRIS! Sag mal was! Chris!", ruft er. Doch ich bin erst mal mit mir beschäftigt. Warum? Warum? Wie habe ich das nur verdient? „Mir geht es gut... Musste nur dringend.", antworte ich leise. Ob er mir gehört hat, weiß ich nicht. Ist mir aber auch egal. Jetzt egal. „Chris, bitte. Ich mache mir Sorgen.", höre ich Andreas immer noch. Ich richte mich auf, spüle den Mist weg und dann wasche ich mir meine Hände. Dann kann ich die Tür öffnen. Habe auch meinen Mund ausgespült. Sicher ist sicher. „Alles gut. Was wolltest du?", frage ich und tue als wäre nichts gewesen. Andreas nickt. „Wir wollen den Tanz noch mal üben. Kommst du? Das muss es kleine Änderungen geben...", meint Andreas. Ich nicke. „Gerne, ist Tina schon da? Tina tanzt doch, oder?", frage ich und lasse mich von Andreas mitziehen. Er sagt nichts. Kein gutes Zeichen.
DU LIEST GERADE
Anam Cara ~ Ehrlich Brothers FF
FanfictionJeder hat einen besten Freund, seinen Seelenfreund. Mit ihm ist man auf unzertrennliche Weise auf ewig verbunden. Eine solche Verbindung schenkt uns das Bewusstsein, verstanden zu werden. Und zwar genauso, wie wir sind - ohne uns verstellen zu mü...