Wir haben somit dieses Clubhaus verlassen und Dilara, hat ein schickes Samurai Schwert mit passender Scheide. Ja, die Hülle für das Schwert nennt man Scheide. Diese kann man ja auch am Gürtel des Trägers befestigen und genau so, hat Dilara es jetzt an ihrer Hüfte gebunden. Ich bin froh, dass sie damit jetzt auf unserem Level an Waffen ist, schließlich kann es trotzdem dazu kommen, dass wir kurz nicht auf sie achtgeben können und da sollte sie schon Angriffsbereit sein. Das ist nämlich mit einem kleinen Küchenmesser nicht so einfach, wenn man bedenke, der Täter hat eine Pistole oder Luftgewehr und hält diese an ihren Kopf. Da hilft das kleine Messerchen auch nicht mehr viel.
Wir laufen jetzt schon locker ca. zwei Stunden zum Outlet, jedoch ohne Konflikte. Jeder würde sich darüber freuen, ich hingegen, empfinde das als sehr komisch. Aber auch, dass die Straßen kaum mit Erkrankten oder toten belegt ist, zeigt nur, dass hier irgendetwas gewaltig nicht stimmte.
„Ich sehe schon das Outlet Center! Es sieht auf dem Prakplatz auch frei aus." rief Janine nach hinten und riss mich somit aus meinen Gedankensprüngen. Sie winkte uns drei noch zu sich und wir blinzeln ebenfalls über die halb zerstörte Mauer vor uns. Parkplatz ist frei. Kein Mensch. Weder noch Geräusche, die auf Lebewesen passen könnten. Somit geht Selin vor die Mauer und sichert die linke Straßenseite, Janine tut es ihr gleich mit der rechten. Dilara und ich warteten auf deren Handzeichen. Die Dame kurz hinter mir stupst mich leicht an, um mir zu zeigen, dass die Handzeichen schon gesetzt wurden und ich setze mich augenblicklich in Bewegung Richtung Outlet Center mit Dilara als meine Rückendeckung, Selin und Janine schleichen langsam rückwärts hinter uns her.
Ich öffne langsam die halboffenstehende Tür des Outlets und begutachte sofort meine Seiten links und rechts, durch das kleine Fernglas meines Luftgewehrs. Luft ist rein. Niemand, wirklich niemand ist hier. Ich gebe somit meinen Gefährten ein Handzeichen, um zu zeigen, dass alles gut ist. Nun stehen wir vier hier und starren all' die zerstörten Läden, Nobelrestaurants und auch Leichen an. Erst jetzt bemerke ich einen unangenehmen Geruch durch meinen Schal, bevor ich überhaupt handeln konnte, sehe ich wie Janine zum Geländer geht und nach unten zu den Rolltreppen starrt. Wir sind anscheinend im ersten Obergeschoss. Selin, Dilara und ich setzten uns ebenfalls in Bewegung, ergreifen das Geländer und schauten.
Uns stockte der Atem. Berge, Berge voll mit verkokelten Leichen. Große Berge. All' diese Menschen haben ihre Würde und Seele schon an dem Virus verloren und jetzt, wo sie schon tot sind, trampelt man noch mehr auf ihrer Würde rum. Als wären sie totes Vieh, werden sie auf einen Haufen geschmissen und anschließend verbrannt. Ich erkenne auch einige Kinder darunter. Welcher Mensch ist bitte für so etwas in der Lage? Das ist wahrhaftig ein Schattenspiel der Seele.
„Wir sollten uns da nicht einmischen. Komm' gehen wir schnell unsere Sachen zusammen sammeln und gehen dann wieder." schmeißte Dilara leise in meine Gedanken. „Dilara hat Recht, komm' Noelle, deine Gedanken können sie auch nicht mehr zum Leben erwecken." sagte Janine mitfühlend und zog mich in ihrer, Dilaras und Selins Richtung, hinterher. Ich schaffte es nur noch zu nicken und lief dann an deren Seite.
Wir sind in ein paar Läden hinein gegangen, zu unserem Glück haben wir sogar ein paar schöne Stücke gefunden. Janine fand noch ein paar Wollknäueln zum Stricken und hat sich noch standardmäßig ein paar Shirts, die ein oder andere Hose und einen Pulli eingesteckt. Aber auch eine schöne, zerfranste Jeansjacke war kurz in ihren Händen. Innerhalb von Sekunden trug sie diese schon an ihrem Körper. Es stand ihr verdammt gut. Dilara hingegen hat mehr Zeit in Pullis und Jeans investiert, die sie schon sorgfältig in ihrem Rucksack packte. Selin hat in einem Berg von Holzregalen ihre Traum Cappy gefunden. Eine schwarze Cap von Nike, diese an der linken Seite drei silberne Ringe in der Haube der Cap, hatten. Sie zog diese einfach über ihre Mütze und komischerweise sah es sogar gut aus. Ich packte mir ebenfalls einfach Hosen und Pullis ein, aber auch ein paar Bücher, seid die Epidemie angefangen hat ist mir manchmal richtig langweilig und da brauch' man so etwas zu 100%. Danach gehen wir alle zum verwahrlosen Nobelrestaurant, ein paar Meter weiter und durchstöbern die Küche. Es sind noch ein paar Dosen Spargelsuppe, Tomatensuppe und Hühnersuppe da und auch kleine Tüten Reis. Wir teilten diese auf vier auf und jeder bekam etwas in seinen Rucksack.
Wir gehen gerade Richtung Ausgang, da hören wir wie Leute die defekte Rolltreppe runtersteigen. Wir sind sofort leise, gehen in die Hocke und schleichen zur nächsten dunklen Ecke. Schließlich sind wir wegen dem Restaurant gezwungen gewesen ins Erdgeschoß zu gehen, zurück kommen wir aber nur durchs erste Obergeschoß. Mein Kopf platzt gleich, so nervös bin ich. Wir sitzen in der Klemme.
„Ich schaue mal, wie viele es sind." kam es kaum hörbar von Selin, Janine folgte ihr ebenfalls. „Es sind nur 3, aber sie sind bewaffnet. Bestimmt mehr Munition, als wir jemals haben könnten. Was machen wir jetze?" wispert Janine verunsichert. Ich winkte ihnen zu, sie sollen mir leise folgen. Wir schleichen langsam zu einem halb zusammen gebrochenen Laden im Outlet Center und bogen dort erst mal ein, jetzt können wir etwas in Ruhe, planen.
‚Knarrknarrknarrr' machte es nur noch und ich fühle wie der Boden unter mir gefühlt weg fließt, ich schaue sofort hoch und sehe, dass es den anderen genauso ergeht. Ich höre nur noch unser aller Geschrei und schon fallen wir in die dunkle Fremde.
Wir fielen zum Glück nicht sehr tief, mit den Füßen haben wir alle auch zum Glück kein Problem. Der komplette Boden des Ladens ist eingekracht, anscheinend war es komplett aus Holz. Dumme Idee, jetzt wo es dauerhaft reinregnen kann, ist es klar das das Holz schmorr wird. Hätte ich dran denken müssen. Verflixt. Nun stehen wir hier in der Dunkelheit, ohne zu wissen wo wir sind. Plötzlich erscheint links an meiner Seite ein grelles Licht, ich schrecke zusammen als ich das monotone, unzufriedene Gesicht von Selin darin erblicke. Sie hält ein Feuerzug rechts neben ihrem Gesicht. „Was guckst du so angepisst, ja?" sagte ich ironisch und von ihr kam „Mein Arsch ist jetzt nass, das geht gar nicht klar." belustigt und Janine stieg mit „Jetzt kannst du dir wenigstens in die Hose machen, ohne dass man es checkt." lachend mit ein. Dilara lachte ebenfalls in einer undefinierbaren Ecke, dieser Dunkelheit.
Wir gingen jetzt langsam, schritt für schritt, weiter bis wir erkennen, dass es eine Unterführung ist. Bei einer Unterführung gibt es immer einen Ausgang. Gerade als wir losgehen wollten, höre ich nur noch Knarren, die ihre Patronen in der Nähe meiner Ohren, an den Wänden abprallen lassen. „RENNT!" schreie ich nur noch. Selin und Janine rennen sofort in die kleine Gasse, ich drücke Dilara vor mir und beschütze sie mit meinem Leben. Ich entfache das Feuer meines Feuerzeuges und werfe es gegen den riesen Holzhaufen hinten mir, der das Feuer sofort aufnahm und entfacht es, jetzt renne ich Richtung Gasse und spüre nur noch wie eine Kugel sich durch meine Wade bohrt. Ich verziehe das Gesicht vor Schmerzen, renne aber weiter. Die Behinderten können uns nicht folgen, der Weg ist versperrt. Gott sei Dank. Nun renne ich hinten den drei Mädchen her. Janine hat schon eine Fackel mit etwas Holz und einem Stofffetzen zum Leuchten gebracht und zeigt uns den Weg. Hoffentlich kommen wir hier schnell raus, sonst krepiere ich wortwörtlich unter der Erde.
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Dramatic Change
ActionEine Epidemie bricht aus. Überall tot und Unheil, doch was sollen wir tuen? Können wir überhaupt etwas tuen, können wir den anderen helfen ? Nein. Wir müssen Überleben, wir alle die noch um ihr Leben kämpfen und die, die dem Virus zum Opfer gefallen...