Kapitel 11.

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Wir fahren jetzt eine gefühlte Ewigkeit, durch Stadt und Land. Die Sonne hat auch mein inneres Augenlicht erhellt, daher weiß ich, dass wir zumindest schon mal Mittag haben. Selin hat über ihr Handy Musik laufen lassen, während Dilara seit ein paar Stunden das Lenkrad bedient. Sie müsste bald langsam erschöpft sein, vermutlich tauscht sie dann mit Janine. Diese sich noch immer um mein Fieber kümmert.

Ich habe die meiste Zeit geschlafen, aber gefühlt, wie Janine nochmal meine Wunde desinfiziert hatte. Bei diesem Schmerz, kann kein Mensch schlafen. Dazu schmerzt es gleich doppelt und dreifach, weil es sich ja Entzündet hatte. Ich hätte mein Bein ja still halten müssen, aber war ja die ganze Zeit auf meinen Beinen unterwegs. „Ich bin sehr erschöpft. Können wir eine Pause machen? Ich bin auch hungrig und will, dass jemand anderes weiter fährt." nörgelt Dilara in meine Gedanken hinein. „Dort hinten ist eine Tankstelle, stell' den Truck da ab, ich fahre dann weiter." sagte Janine während sie mit ihrem Zeigefinger, die Tankstelle anvisiert. Der Truck kommt zum Stehen. „Ich gehe mal rein, eventuell gibt es noch ein paar Snacks. Ich hab richtig bock drauf." hörte ich ungenau von Selin, da sie sich schon Richtung Tankstelle bewegt. Dank, der schon halb zerstörten Fenster und Wände, der Tankstelle, kann ich ihre Schritte noch nach verfolgen. Unglaublich, wie gut meine Ohren funktionieren.

Sie macht einiges mit ihrem Baseballschläger zunichte. Daran merkt man schon, dass die lange Fahrt verdammt langweilig für sie ist, aber sie meinte mal selbst, dass sie gerne mal in einen Raum gehen würde und alles zerschmettern will was dort drinnen ist. Wunsch erfüllt, würde ich jetzt mal sagen. Somit kam Selin raschelnd aus dem Tankstellenshop, wieder. „Ich habe noch 2 Tüten Chips, gesalzene, ergattert. Sowie eine Tüte Cashewkerne. Ich bin so der Boss, Ja." stolzierte sie zum Truck zurück und wirft sich selbst und den Baseballschläger wieder auf den Beifahrersitz. Kurz danach hört man auch noch ein reißen und darauf folgte genüssliches Schmatzen von Selin. „Ey, lerne mal zu teilen." kam es empört von Dilara und man hört noch ein weiters Schmatzen. Ach, Mädels. Janine tauschte nochmal das Tuch auf meiner Stirn und stieg dann aus. „Ich fahre dann mal weiter Richtung Osten, ich glaube, dass ich auch schon ein Schild gesehen habe, dass uns den Weg dahin zeigt. Schließlich ist das ja ein sehr befahrener Ort gewesen." informierte Janine uns und steigt auf der Fahrerseite ein. Dann höre ich noch ein einrasten des Anschnallers. Dilara begibt sich nun auch nach hinten in den Fußraum und hält aufmunternd mein Arm, nach dem sie sich ihre Kopfhörer in die Ohren steckte und wieder Musik hörte. Nun bewegte sich auch der Truck wieder. Wir fahren wieder ein paar Stunden. Aber wir sind schon verdammt nah dran. Das einzige was mich unheimlich beschäftigt ist, dass seit wir die Wohnung verlassen haben, kaum in Konflikte geraten sind. Aber auch nirgends sind Erkrankte, Überlebenden oder gar Tote. Als würde sich jemand die arbeiten machen und all' die Überlebenden verschwinden lassen, mit den Erkrankten und die Toten werden verschärbelt. Es ist einfach, als wäre nie etwas gewesen und wir sind einfach die einzigen Lebenden in dieser Stadt. In der, die für uns, fremden Stadt, auf einem fremden Kontinent. Ich würde mich viel wohler fühlen, wäre ich in der EU gewesen. Aber Nein, das Schicksal ereilt uns natürlich während unseres Urlaubs.

Meine Gedanken häuften sich immer mehr, während ich immer mehr über die jetzige Situation nachdenke. Aber ich fühle mich langsam schon etwas fitter, zwar nicht um jetzt aufzustehen und einen 100 Kilometer zu laufen, aber gut genug um mal meine Augen zu öffnen. Die Helligkeit lässt mich wieder zusammenzucken und kurz darauf hört man mich nur noch murren. „Yeiiii, Noelle hat die Augen geöffnet." quiekte Dilara und stupst mit ihrem Ellenbogen Selin an, diese sich dann abrupt zu mir umdrehte. „Das nächste Mal gibst du uns Bescheid, wenn du verrecken willst." sagte Selin aufmunternd. Ich schmunzle nur und drehe meinen Kopf langsam zu unserem Fahrer und Beifahrer. „W-Wo s-s-sind w-i-ir schon?" ätze ich langsam und Janine guckt sofort durch den Rückspiegel zu mir. „Höchstens noch eine Stunde, dann sind wir an der Küste. Selin hat auch dein Handy in der Hand, weil Noël noch anrufen wollte." kam es dann von ihr. „Also ruh' dich noch etwas aus, dass schaffen wir." sagte Dilara abwesend zum Thema, weil sie mit ihrem Handy beschäftigt war. Sie machte nochmal das Tuch auf meiner Stirn nass mit kaltem Wasser von ihrem Trinkwasser, lächelt mir beruhigend zu und hockte sich wieder in den Fußraum. Ich bin über die Teamarbeit meiner Kollegen überrascht und schließe langsam wieder meine Augen. Eine Stunde, kann ich bestimmt noch schlafen. Und so schnell ich das auch gedacht hatte, war ich auch schon eingeschlafen.

*42 Minuten später*

Ich werde von den Geklingel eines Handys aus meinem Schlaf gerissen. „Haulu?" hörte ich Selin in den Hörer sprechen. Darauf folgte nur noch die alltäglichen Antworten, wie ‚Ja' und ‚Okay'. Ich kann jedoch nicht deuten, ob sie mit Noël oder Niklas sprach. „Alles klar, dann sind wir fast gleich pünktlich an der Küste. Haltet auch Medikamente bereit. Noelle ist schwer krank und Nein, es ist nicht der Virus. Bis gleich." sprach Selin noch und dann war das Gespräch beendet. „So ich habe kurz mit Niklas geredet. Die sind erst circa in 30 Minuten an der Küste, die hatten schlimme Sturmböen, somit ist das Schiff langsamer und somit zieht sich das in die Länge. Aber wir sollen dort warten, am besten im Truck." berichtete Selin uns von dem Telefonat. „Aber die Küste hat mehrere Stege, wo Schiffe halten können, bei welchem halten die?" kam es verwirrt von Janine, die versucht jetzt Informationen und lenken des Trucks, zu kombinieren. „Er meinte noch, dass es ein Steg in der Nähe eines kleinen Häuschens ist. Er hat gesagt, es ähnelt diesen Surferhäuser am Strand und es ist blau." beantwortet Selin Janines Frage und sie nickte zu dieser Information. „Also halten wir einfach nach einem kleinen blauen Haus an einem Steg, Ausschau?" kam es plötzlich von Dilara, die ihren Kopf zwischen den beiden vorderen Sitzen, gequetscht hat. „Genau, das machen wir, Kollege." kam es noch von Selin und dann kehrte wieder Ruhe in den Truck ein.

Nach nicht allzu langer Zeit, hörte ich auch schon das Meer. Wie jede einzelne Welle gegen die Wände, der Stege, schlagen. Ich bin wie berauscht von dieser Geräuschkulisse und genieße diese ein paar Minuten, bis ich dann doch zu neugierig war und meine Augen öffnete. Es ist hier noch viel schöner, als in meinem Zimmer, den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich hieve mich etwas hoch und gucke etwas aus dem Fenster des Trucks. Küsten sind schon was Tolles. Von all' meiner Träumerei, habe ich kaum bemerkt, wie die Mädchen in die andere Richtung rausstarrten. Ich tue es ihnen gleich und bemerke erst jetzt, dass riesen Schiff was vor uns am Steg einläuft. „Wofür gibt er mir überhaupt einen Steg als Wegweiser an, wenn das ganze verdammte Schiff der Wegweiser ist. Dieser verdammte Depp." nörgelte Selin noch und stieg aus. Dann öffnete sie die Tür auf der Seite, wo mein Kopf war und half mir mit Dilara raus. Stehen konnte ich halbwegs, aber laufen ging nicht mehr. Janine tut es uns gleich und steigt ebenfalls aus, aber checkt nochmal den Ort ab, aber anscheinend ist hier nichts.

Das Schiff hat nun geparkt und schon fliegen Strickleitern auf die linke Seite des Schiffes runter und schon stiegen ein paar Herren aus. Dazwischen auch Noël und Niklas. Unglaublich, dass die beiden es geschafft haben. „Eyyyyyyyyyy, meine Boruto-Freunde." schrie Noël und winkte uns hektisch zu. Ich vermute, dass er so glücklich ist, weil er wieder festen Boden unter seinen Füßen hat. Der Verrückte. Hinter den beiden läuft auch der Doktor. Wie man es kennt, mit einem weißem Kittel und einer kleinen schwarzen Tasche, nebenbei fuchtelt er mit der anderen Hand in der eine kleine Flasche ist, in der Luft herum. Vermutlich um zu zeigen, dass es mein Medikament war. Ich lächle nur noch stark und klappe schlussendlich zusammen. Das letzte was ich sah war nur noch, wie hektisch Noël und Niklas ihre Hände nach mir ausstreckten um mich mit aufzufangen. Ob es funktioniert hat, hab ich jedoch nicht mehr mitbekommen.

Dramatic ChangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt