Kapitel 9.

24 3 0
                                    

                  

Nun begeben wir uns auf ein Abenteuer. Wir lassen unsere Wohnung + unser Harb Gut zurück, nur um ehemaligen Klassenkameraden zu helfen. Wir sind schon verrückt, es könnte ja auch ein hirnloser Streich von denen sein, aber was für einen Grund sollten die bei solch' einer Katastrophe schon haben?

Nun schlendern wir langsam, Straße zu Straße ab. Wir müssen mindestens 788 Meilen zu Fuß abklappern, das sind umgerechnet 1268 km. Wenn wir stramm laufen, könnten wir es bis dorthin schaffen. Aber ich vermute mal, dass wir uns unterwegs ein Auto dazu holen werden. Selin und ich haben zwar keinen Führerschein, aber wer würde uns bitte kontrollieren? Wir sind frei.

„Ich habe jetzt schon keine Lust mehr, meine Füße tun weh." maulte eine bissige Stimme hinter mir, die sich als Dilara herausstellt. „Du hast auch einfach voll die unbequemen Schuhe an, Dilara. Das trägt man doch nicht, wenn eine lange Reise bevor steht." maulte Selin genauso bissig, zurück. „Naja, nach Mordor würdest du es wirklich nicht schaffen, Baka." schmiss ich fröhlich hinein und drehe mich mit einem fiesen Grinsen zu Dilara um. Diese schaute jetzt gemobbt zu Boden und fängt wieder mit der Mobbingtheorie nach Dahlmann an. Sie wäre das Opfer. Selin und ich die Täter und Janine wäre Mittäter, da sie geschmunzelt hat über unsere Späße. Dilara, nimmt schon seit längerer Zeit die Mobbingtheorie als Schutz, um sich selber als Theoretikerin darstellen zu können. Ich weiß nur nicht, ob sie erkennt, dass es reine Ironie ist? Aber egal, es ist amüsant.

Wir sind nun schon einige Stunden zu Fuß unterwegs. Selin und Dilara haben die ganze Zeit Musik gehört, während Janine und ich über dies und das gequatscht haben. Es war echt schwer sich über amüsante Geschichten zu unterhalten, während man ab und an, über den einen oder anderen Kopf steigt. Schade, dass die Menschheit nie wirklich für solch' ein niederträchtigen Werdegang, vorbereitet war. Dass hätte die Leben unzähliger Familien gerettet und auch die der unseren. Bald muss ich auch mit der Wahrheit rausrücken, aber ich kann nicht. Ich vermute unsere Familien waren das, was uns so kämpfen ließ, neben unserer Freundschaft. Aber wenn die Hoffnung, dass unsere Familien noch leben, stirbt – dann stirbt auch unsere erworbene Freude und auch unser Kampfgeist. Ich bin total verwirrt und weiß nicht weiter. Bald werde ich meine Antwort finden.
Nun schaue ich in den Himmel, nehme kaum wahr was Janine mir gerade erzählt und lächle den klar, blauen Himmel entgegen. Wir leben noch und das sollte unseren Kampfgeist, übermächtig anspornen. Bald, werde ich meine Freunde damit anspornen können und nur damit.

Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, eine riesige Explosion entfacht sich circa einen Kilometer weiter in der Stadt, vor unseren Augen. Durch diese Druckwelle, werden wir etwas nach hinten gestoßen. Wir Vier halten unsere Arme vor den Augen, um mögliche fliegende Splitter und Metallteile, vor unserem Augenlicht zu schützen. Als die Druckwelle nachließ, nehme ich auch ein paar Schreie wahr. Es hört sich an wie eine kleine Gruppe Überlebende, dazwischen auch Kinder.

„Das sollten wir uns besser mal anschauen, wenn das eine Art Protest ist, will ich dem Wichser, das Gesicht kaputt drischen." kam es von Selin, ruhig und gelassen, neben mir. Ich bin etwas perplex und suche nach meinem Vokabular. „Ich bin dabei, da sind bestimmt Kinder dazwischen. Das hab ich gehört. Die brauchen bestimmt Hilfe." argumentierte eine mitfühlende Dilara, „Wir schleichen uns von Wohnhaus zu Wohnhaus, im Falle einer Konfrontation können wir in Deckung gehen. Und nur so nebenbei können wir alle etwas Übung gebrauchen." hakte Janine noch nach. Ich atmete noch einmal tief durch und nickte dann zur Bestätigung. Manchmal hab ich das Gefühl, wir könnten eine Art Avengers sein, nur halt als normale Menschen. Aber so ein Hulk, wäre schon eine coole Nummer, aber man kann nicht alles haben. Selin und Dilara, nehmen nun ihre Kopfhörer mit der bereits beendeten Musik ab und packten sie noch sachte in ihre Rucksäcke. Schon niedlich, was sie an Herzblut darein stecken. Links neben mir hockt schon Janine, die ihre Glock entsichert und nun mit beiden Händen hält und schaut mich an, nickt mir zu, um mir zu zeigen, dass sie bereit ist. Somit gebe ich den beiden Weibern hinter mir ein Fingerzeichen, dass sie mir folgen sollen und gehe langsam, gebückt Richtung der Explosion. Jedoch halten wir uns mehr an den Wänden der verwahrlosten Häuser fest, weil wir aufpassen müssen. Hier könnten ja schließlich immer noch welche mit einer Bombe in der Hand, unterwegs sein.

Also laufen wir jetzt James Bond mäßig, schwarz gekleidet, nacheinander an den Wänden entlang. Ich fühle mich wie ein Leader, ein richtiger Pain. Nur so nebenbei, Pain ist der Leader von Akatsuki, bei dem Anime Naruto. Ich liebe diesen Charakter. Aber egal, kommen wir wieder zu unserer jetzigen Situation. Wir nähern uns dem geschehen, da ich schon verkohlte Holzbalken und Metallscheiben rieche. Allerdings höre ich auch keine menschens Seele, was mich ebenfalls beunruhigt. Ich schaue nun nach hinten zu den Mädchen. Gebe Selin und Janine Bescheid, dass sie vorgehen sollen. Janine Fernkampf und Selin Nahkampf. Dilara gebe ich ein Zeichen, dass die vor mir laufen soll, damit ich ihr und den anderen Rückendeckung verschaffen kann. Für meine Freunde fange ich jede Kugel ab, solange sie überleben können.

Selin guckt langsam nach links. Nichts zu sehen. Die Straße ist wie leer gefegt nach der Explosion. Nun schließe ich meine Augen und vertiefe mich mit meine Ohren, in die Geräuschkulisse. Auch nichts. Ich nicke den beiden zu und sie marschieren langsam, um die Ecke, los. Dilara tut es denen gleich und marschiert an mir vorbei, denen hinterher. Nun begebe ich mich ebenfalls in Bewegung, schaue nochmal über meine Schulter nach rechts und verschwinde dann auch, um die Ecke. Wir gehen langsam um den Krater aus Kohle, drum rum. Schließlich ist das noch heiß und wenn eine Dilara mit ihren Sohlen darauf trifft, war's das mit der Sohle. Die schmilzt ihr dann förmlich davon. Selin schaut auf und bekundet die Gegend. Vermutlich haben in einem dieser Häuser, die Überlebenden gewohnt, deren schreie wir vorhin noch gehört haben. Merkwürdig. Wir sind nur circa 15 Minuten nach dieser Tragödie hier eingetroffen und es ist hier, als wäre nie etwas gewesen. „Wir sollten sofort gehen. Es ist hier, als wäre nichts gewesen. Da ist irgendetwas faul, Noelle." sagte Janine leise in mein rechtes Ohr, als könnte sie jemanden damit verletzen. „Ich glaube, ich weiß wohin die Überlebenden gegangen sind." läutete es plötzlich an meines und Janines Ohren und wir starren zu Dilara, diese ein paar Meter von uns entfernt, ein Plakat begutachtet. Ich gehe langsam zu ihr und starre dieses mit an. Das ist eine Karte, darauf ist ein Stadion eingekreist und darüber steht ‚Grüne Zone', ich vermute mal eine Art Schutzbunker, für Überlebende. „Bööööh, lass mal mit Niklas und Noel später dahin. Da haben die bestimmt genug Ruhe und Experimentmaterial für das Gegenmittel." sprach Selin begeistert hinter Dilara. „Nein Selin, wäre das wirklich eine Art Schutzbunker, hätten die das schon längst über Radio, oder anderen Funkgeräten, erzählt. Da stimmt irgendetwas nicht. Wir müssen sofort von hier verschwinden. Lass und einfach erstmal zur Küste kommen, um die beiden Schwachmatten einzusammeln. Danach kümmern wir uns darum." kam es monoton aus mir heraus. Dilara schaut mich nur gequält an und nickt mir zu.

Wie aufs Stichwort fangen wir an Schritt zu Schritt, von diesem Ort zu verschwinden. Noch immer in Kampfposition schreiten wir auf unser Ziel zurück und begeben uns Richtung Küste. Wir haben noch ein paar Stunden, bis es anfängt zu dämmern. Dann sollten wir unser Lager aufschlagen und auf den nächsten Tag warten. Irgendetwas in meinem Magen sagt mir, dass bei diesem Stadion irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu geht, jedoch kann ich jetzt nichts tun. Es fällt mir schwer, aber die Jungs sind jetzt ein wichtigeres Ziel.

Dramatic ChangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt