Kapitel 32.

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Wir befanden uns nur noch wenige Minuten bei unserem verstorbenen Freund, dieser seine Seele in die andere Welt geleiten lassen hat. Es hat uns eine menge Überwindung gekostet, dieses Schicksal zu akzeptieren. Dennoch hat Noël seinen Körper in das Haus gelegt, wo wir uns vor einigen Minuten noch verkrochen hatten.

„Es ist okay, im Himmel treffen wir uns doch alle wieder." lockerte Noël die Stimmung und lächelte falsch. Er kratzt seinen Hinterkopf, um seine Schwäche zu verbergen. Schließlich stand er Niklas näher, als wir.

Aber egal, Noël wollte gerade seinen Auflockerungsversuch seufzend niederlassen, da sprach ihm jemand zu. „Du hast Recht, wir werden alle bald wieder sehen, ob heute, morgen oder in einem Jahr."  argumentiert Janine das Gespräch und lächelt breit. Dilara hat daraufhin auch ein Lächeln auf den Lippen. Selin hingegen versucht es zu vertuschen, in dem sie sich in den Schatten gestellt hat, aber nein nein nein – ich sehe alles.

„Dann lass uns jetzt zurückgehen. Die anderen warten bestimmt schon auf uns, dazu müssen wir noch den Bedürftigen helfen." sagte ich aufmunternd und bewege mich aus dem grausamen Haus raus. Die anderen nehmen sich meinen Befehl an und folgen mir.

Ich trete langsam durch die Blutlaiche die sich schon ihren eigenen Weg gebahnt hatte und trage sie ein paar Schritte weiter mit. Von Schritt zu Schritt, verabschiedet sich die rote Farbe von meinen Schuhen. So schnell kann also jemand ausgelöscht werden, mh. Ich hoffe, dass ich keinen der anderen verlieren tue, dass würde ich nicht verkraften.

„Zieh' nicht so ein Gesicht, Noelle. Wir sind doch noch da." holt mich Dilara wieder zurück ins Jenseits. Und lächelt mir von der Seite zu. Manchmal habe ich das Gefühl, als könnte sie meine Gedanken lassen. Vielleicht sollte ich sie mal fragen, man kann ja nie wissen. „Danke, du weißt immer die richtigen Worte." grinse ich harmonisch zurück und bewege meine Füße weiterhin Richtung Schiff.

Selin und Janine tauschen alte Geschichten mit Noël aus, als wir alle noch dieselbe Klasse bewohnt hatten. Das war schon eine angenehme Zeit. Ich war nie der Freund von menschlichen Kontakten, ich habe sie so gut es ging gemieden. Anfangs konnte ich mich auch nicht an Noël und Selin gewöhnen, jedoch brauch jeder Mensch seine Zeit um Veränderungen zu akzeptieren. Manche weniger, manche mehr. Schlussendlich ist jeder Lernfähig in irgendeinem Punkt und man sollte die Veränderung annehmen, bevor sie einen ereilt.

Durch meine ganze Nachdenkerei, habe ich kaum gemerkt, dass wir bereits beim Schiff wieder angekommen waren.

Janine ging mit Dilara und Noël an Bord und gab Kapitän Chandler ein Bericht. Dazu sollte sich Noël einmal vorstellen, schließlich war er bei Major James stationiert.

Somit wende ich meinen Blick von denen dort oben ab und schaue jetzt zur meiner Rechten. Hier steht eine Art Stand und davor eine Menge von infizierten Menschen.

Jungkook, Jooheon und Suga verteilen das Gegenmittel an die Meute, während Jin im Hintergrund kleine Schüsseln mit Suppe verteilt.

Die sind war koreanische Stars im Bereich Pop, haben aber ein freundliches Herz. Bei Berühmtheiten weiß man ja nie, wie die so ticken.

„Lass uns etwas aushelfen, bis die drei dort oben wiederkommen." sprach Selin nun seufzend zu mir. „Na gut, ausnahmsweise." gab ich von mir und wir liefen rüber zu dem Stand. Selin half Jin mit den Suppen und ich gesellte mich zu Jooheon. Dieser schaut mich prüfend an und tippt mit seinem Zeigefinger auf meine blutgetränkte Jeans. Ich hob meine Hand und klopfte auf seine Schulter, als Symbol meiner Gesundheit. Glücklicherweise verstand er meine Nachricht sogar und verteilte weiterhin das Gegenmittel.

Das Gegenmittel wurde in kleine Döschen verpackt und mit einer Flüssigkeit verdünnt, die mir nicht bekannt ist, jedoch hilft es uns somit, mehrere Stationen abzulaufen um so vielen Menschen wie nur möglich zu helfen.

„Da ihr vier wieder da seid, werde ich euch jetzt in das Städtchen dort drüben schicken. Nehmt bitte jeder ein Pack vom Gegenmittel mit und verteilt es an die Leute, die es nicht schaffen, bis nach hier zu kommen." übernahm der Kapitän das Wort, der sich langsam hinter uns gesellt hatte. Selin und ich nickten nur verständlich und er drehte sich schon wieder weg.

„Ähm, Sir, warum nur wir vier?" fragte Selin nun etwas überrumpelt. „Der Herr Noël, wird erstmal unter meiner Aufsicht bleiben." erwiderte Kapitän Chandler sachlich und bewegt sich wieder an Bord. „Scheiße, waaah? Ich klapp' gleich zusammen, eeyyyh." hörten wir Noël nörgeln, der sich wie ein betrunkener übers Gelände des Schiffes hängen ließ. „Dummkopf eh." kommentierte Selin dieses Bild und wir schütteln nur noch unseren Kopf, im Sinne von, der gehört nicht zu uns.

„Ach, da seid ihr ja." sprach Dilara nun zu uns, die mit Janine auf uns zu gelaufen kamen. Beide haben jemals zwei Taschen in der Hand. „Sind das die Taschen mit dem Gegenmittel?" fragte ich neugierig. „Ja, der Kapitän hat es uns schon vorhin erklärt, somit haben wir die Taschen schon mal gepackt." erklärte Janine uns und reichte uns eine Tasche. Jeder von uns hängt sich die um, außer Selin. Wir starren sie nun verblüfft an.

„Das ist ja mal nicht meine Farbe, meine Freunde." erklärte sie uns ihren Sachverhalt und starrt uns Monoton an. „Stell' dich nicht so an." schrie jetzt jemand vom Deck des Schiffes. Wir alle gucken nach oben und sehen wie Deniz sich neben dem hängenden Noël gesellte und dreckig grinst. „Deeeeniz." seufzte Dilara jetzt und schlägt sich die Hand vor den Kopf. Janine und ich können in diesem Moment nur Lachen und schauen dabei in das düstere Gesicht von Selin.

„Wir gehen jetzt. Schnell." gibt sie von sich und hängt sich nun die hässliche Tasche um.

„Bevor ihr euch verpisst... Lebt der noch?" fragt er überfordert und tippt auf Noëls Körper. „Ehhhww." Gibt Noel zurück und schwenkt seine Handfläche hin und her. „Ich glaube nicht, kümmere dich aber um das häufchen Elend." antworte ich sarkastisch und bewege mich Richtung Städtchen. Man hörte nur noch ein ‚Och nöööö' und wir alle vier, schmunzeln vor uns hin.

Als wir fast schon außer Reichweite waren, kamen uns Jungkook, Suga und Taeyhung hinterher. Suga gab Selin ein fettes Highfive und lief zurück. Jungkook nahm Janine in den Arm, als Zeichen seiner Dankbarkeit. Erst verstand sie nichts, bis er auf seinen Schal tippte, den Janine vor einige Zeit für ihn gestrickt hatte. Janine errötete nur noch und kam zu mir. „Er weiß nun, dass der Schal von mir ist. Ich bin so happy." schwärmte sie mir einen ins Ohr. Gefühlt flog sie mit einer Wolke um mich herum. Wolke 7, meine Freunde. Wolke 7.

Dilara und Taeyhung knuddelten sich wie Teddybären. Fast schon niedlich.

Als die Jungs sich dann von uns abgewendet haben, zogen wir nun unseren Weg fort, in das Städtchen.

„Warum ist Jooheon nicht zu dir gekommen, my friend?" fragte mich Janine und ich habe gehört, wie sich die Ohren der anderen beiden gespitzt haben, um kein einziges Wort zu verpassen. „Keine Ahnung, ist aber auch nicht schlimm. Er kann schon in meiner Nähe schlafen, dass reicht." gebe ich lachend von mir. Die anderen stimmen mit ein und wir liefen somit in die nächste Phase unseres Lebens, in der Hoffnung – bald das Ende sehen zu können. Unsere Erlösung um genau zu sein – aber das dauert anscheinend noch. Aber wie lange?

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