Not Today

Photograph

In dem Umschlag war ein Bild, was mir sofort das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es zeigte einen dunkeren Hinterhof eines alten zerfallenen Gebäudes, was sich allerdings nicht auf der Insel befand. Drei Personen standen darauf. Zwei überragend große und eine, im gegensatz zu den beiden, kleine Person. Laut Körperbau und Kleidung waren es Männer. Zwei von ihnen hatten dem Fotografen den Rücken zugedreht beim dritten konnte man das Gesicht klar erkennen. Es war Luhan der ziemlich angespannt und wütend wirkte. Mehr Bilder gab es allerdings nich in dem Umschlag. Ich drehte das Foto um, doch auf der weißen Rückseite stand kein Wort. Das Bild wurde vor wenigen Tagen aufgenommen, so stand es zumindest auf der Fotografie.

Wie konnte er aber bitte frei sein? Laut Claudette hatte man ihn lebenslänglich einweisen lassen, da er sogar für den Knast zu unzurechnungsfähig war. Dieses Bild konnte nicht real sein und doch hielt ich es in der Hand. Luhan hatte meinem Mann vor über sechszehn Jahren nahezu das Leben genommen, nach dem seine Brüder mich mit dem Eraser verschleppt hatten und mich mit nach China schleppen wollten. Ich konnte von Glück reden, dass Bam, zusammen mit Hongki, so wie mit diesem Zico und ihren Männern die ganze Sache stoppen konnten, so wie dass BamBam  knapp überleben konnte.

Ich sog die Luft um mich herum tief ein und steckte das Bild zurück in den Umschlag. Wollte Mark mich davor warnen? Davor, dass Luhan es wieder in die richtige Welt geschafft hatte? Gewollt verdrängte ich den ganzen Mist. So wie Luhan auf dem Bild aussah schien er von Medikamenten in der Klapse nur so zugrdröhnt worden zu sein, vielleicht würde er sich an all das von vor Jahren auch nicht mehr erinnern, da sein Hirn es ausgebrannt hatte nach sämtlichen kranken Behandlungen, die er wohl über sich ergehen lassen musste.

Mit übriger Lockerheit warf ich das Bild in den nächsten Mülleimer und sah mich ein wenig in den Läden für Touristen und sonstigen Besuchern um. Es gab Massen an Merchandise und sonder Alben, die es freiverkäuflich nur bei uns in der Hauptstelle, des JYP gab. In Korea gab es seit wenigen Jahren zwar eine kleinere Zweigstelle, die von Chens Frau Zarah geleitet wurde, aber viel bringen tat diese nicht.

"Ah Theresa zu lange nicht mehr gesehen." wie aus dem nichts tauchte Taemin mit einem breiten lächeln auf und umarmte mich zur Begrüßung. "Wie geht es dir?" wollte er sofort wissen. Ich seufzte "Ganz gut und euch beiden?"  harkte ich bei ihm nach. Das Gesicht des blond haarigen hellte sich sofort auf. "Bestens. Wir adoptieren demnäschst ein kleines Mädchen. Ganz süßer Engel die kleine." säuselte er aufgeregt und wuselte weiter durch die Klamotten im Laden. Ein wenig sprachlos tappte ich ihm hinter her. "Habt ihr zwei dafür überhaupt Zeit? Und habt ihr euch das auch gut überlegt?" fragte ich ein wenig besorgt.

Taemin und Jonghyun hatten doch so schon zu wenig Zeit für sich selber und jetzt auch noch ein Kind? Bestimmt war es einer von Taemins eingenständigen und überbegeisterten Entscheidungen, die sein langjähriger Lebensgefährte nur wenig begeistert annahm.

"Klar Rhesa. Das haben wir alles schon durchgeplant. Wir nehmen sie über all hin mit. Sie ist unser kleiner Schutzengel, wir können sie unmöglich von einem unfähigen Kindermädchen betreuen lasen." plapperte er munter. "Das geht nicht. Für die kleine selber wäre das doch stress selber und einem kleinen Kind bekommt das nicht gut. Taemin vertrau mir überdenkt das ganze nochmal. Du weißt ich bin selber Mutter und grade Kleinkinder brauchen die meiste Aufmerksamkeit und Zuneigung ihrer Elternteile." versuchte ich ihm gutmütig klar zu machen. "Wir werden es nochmal überdenken, danke für den Rad." meinte Taemin aufrichtig und wollte gehen. doch mir viel ein, dass ich ihn unbedingt noch was fragen musste, also hielt ich ihn hastig am Arm zurück.

Verwundert drehte er sich um und sah auf mich herunter. "Sorry für die grobe Aktion, aber ich muss unbedingt mit dir reden." bat ich ihn ein wenig überstürzt. "Was gibts? Schieß los." meinte er mit breitem Lächeln. "Puh. Wo soll ich da anfangen, ohne dass es im dämlichen endet." lachte ich und fuhr durch meine Haare. "Es gibt keine dämlichen Aussagen, es sind die Auffassungen der Menschen, die sie zu einer machen." haute Taemin einen seiner tiefgründigen Facebooksprüche heraus, der mich lachen ließ.

"Also... Jungsoo hat uns letztens gebeichtet das er schwul ist und er schon seit einem halben Jahr einen Freund hat und naja... was ich dich, oder wohl eher euch beide Fragen wollte ist..." druckste ich wie ein unbeholfener Teenager herum. Taemin lachte amüsiert. "Du willst uns Fragen, ob wir deinem Jungen die Augen öffnen, in anderen Worten ein wenig aufklären sollen?" vervollständigte er meinen Satz, als hätte er meine Gedanken gelesen. Seufzend nickte ich.

"Kein Problem, wenn wir das nächste mal bei euch vorbei geschneit kommen, nehmen wir uns deinen Jungen mal zur Seite." ging er sofort darauf ein und lachte. "Das ist übrigens keineswegs dämlich. Du bist, sagen wir mal, normal gepolt, da ist es klar das du nicht wirklich was über, nennen wir es andere Polungen, weißt und als Mutter machst du dir da nochmal so viele sorgen, die aber eigentlich unbegründet sind Theresa." beschwichtigte er mich und tätschelte mir liebevoll die Schulter. Ich nickte als kenntnissnahme seiner Worte und er verabschiedete sich schließlich von mir, da er noch ein wichtiges Meeting hier im Gebäude hatte.