No Jokes

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Wie ein Hund, der das Klingeln an der Tür hörte, ließ ich meinen Laptop vor mir auf dem Küchentisch in Ruhe und sah aufmerksam auf, als ich hörte, wie jemand am Samstagabend die Schlüssel in das Schloss der Haustür steckte. BamBam war mit seinen Kopfhörern auf den Ohren in einer völlig anderen Welt und bekam von dem öffnen der Haustür nichts mit. Soo tappste mit einem glücklichen Ausdruck in seinem Gesicht zu uns und legte die Haustschlüssel auf den Küchentisch. "Ma? Yuhans Dad ist so cool. Er war sogar mal selber Sänger, als er noch in China gelebt hat und hat er das Geld dafür genutzt um sein Studium in LA zu bezahlen. Und Yuhan hat voll viele Onkels, die er aber noch nie gesehen hat, weil sie viel zu weit weg leben." plapperte er begeistert los und erzählte, was ich bereits lange vor ihm wusste, dennoch nickte ich, um ihn zu zeigen, dass ich seinen Wortschwall zur kenntnis genommen hatte.

Mein Mann bekam die Anwesenheit seines Sohnes mit und nahm seine Kopfhörer ab. "Schön, dass du dich hier auch mal wieder blicken lässt." scherzte BamBam und grinste Jungsoo breit an, der dies völlig ignorierte und sich wieder in seinem munteren geplappere verlor. "Yus Paps ist total nett und stürzt auch nicht immer in sein Zimmer, ohne anzuklopfen. Seine Ma is auch voll okay, aber arbeitet ziemlich viel. Ich kann euch ja mal was von Yus Vater zeigen." aufgeregt griff er nach meinem Laptop, den ich ihm unter der Nase weg zog. Ein wenig verdattert, aber auch verletzt sah er mich an. Würde BamBam wissen, das unser Sohn mit dem Nachkommen zusammen war, dessen Vater ihn umbringen wollte, könnte ich dem Hausfrieden hier auf wiedersehen sagen. "Soo. Später vielleicht." wimmelte ich ihn vorsichtig ab und klappte den Laptop zu.

Seufzend setzte er sich auf den Stuhl neben mich und spielte an seinem Schlüssel auf dem Tisch herum. "Wie geht es Onkel Jae? Ist er schon aufgewacht?" fragte er beiläufig und ziemlich knietschig. Bam und ich sahen uns an und lächelten. "Ja ist er. Heute morgen, als ich mit deiner Mutter im Krankenhaus war, kam uns Amber entgegen, weil sie sich etwas zu essen holen wollte. Kira hat sie angerufen und meinte er ist aufgewacht." plapperte mein Mann los. Jungsoo sah uns entgeistert an. "Wieso wart ihr im Krankenhaus!?" harkte er entsetzt und besorgt nach. Ich trat meinem Mann unter dem Tisch auf den Fuß. "Weil wir ihn heute morgen besuchen wollten." redete ich uns heraus. "Ohne Jia und mich?" wieder strahlten seine großen braunen Augen blanke Verletztheit aus. "Du wolltest doch was mit Yuhan unternehmen und Jia war an ihrem Handy beschäftigt." umging ich weiter, doch Soo zog nur ungläubig eine Augenbraue hoch. "So eilig wie ihr davon seit, kann ich euch nicht glauben, dass ihr nur zu Besuch wart, zumal ihr da etwas erwähnt hättet." ertappte er mich beim Lügen. "Euch beiden geht es aber gut oder?" plötzlich lag pure besorgnis in seinen Augen. Ich lächelte ihn aufmunternd an. "Geh mal deine Schwester holen, wir müssen euch etwas erzählen." bat ich meinen wenig jüngeren Sohn, der mich nur noch verunsicherter ansah, aber aufstand und die Treppen hoch stieg.

"Du willst es ihnen jetzt schon sagen?" BamBam schielte zu mir rüber und verschränkte die Arme. "Du willst, dass unser Sohn sich noch mehr sorgen um das Leben in seiner Familie macht?" konterte ich und zog eine Augenbraue hoch und blickte zu meinem Mann, der sich geschlagen durch die Haare fuhr. "Ma? Wieso wart ihr heute Morgen im Krankenhaus?" fragte Jia mich besorgt. "Also von der Tatsache, dass Onkel Jae aufgewacht ist natürlich." stellte sie ihre Frage richtig.

Ich seufzte und atmete tief durch. In meinen Gedanken lief es wesentlich einfacher ab meinen Kindern zu sagen, dass sie ein kleines Geschwisterchen bekommen würden, doch jetzt brachte ich irgendwie kein Ton zustande. BamBam griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand und verschränkte sie mit seiner. Deutlich konnte ich das Funkeln seiner Augen und sein stolzes Lächeln auf mir spüren. "Wie... Wie findet ihr die Idee von einem kleinen Geschwisterchen?" warf ich in den Raum, was die Zwillinge mit einem ersten, verwirrten Ausdruck aufnahmen, den ich hätte einrahmen können.

Jia war die erste die Begriff und riss ihre Augen auf, als ihr Vater aufstand, sich auf den Stuhl hinter mich setzte, mich von hinten Umarmte und seine Hände auf meinem Bauch ruhen ließ. "Mom das ist n Witz oder?" schmiss sie mir begeistert und ziemlich ungläubig an den Kopf. BamBam, der seinen Kopf auf meiner Schulter abgelegt hatte schüttelte den Kopf und drückte mir einen Kuss auf meine Wange auf. "Wir bekommen echt noch ein Geschwisterchen?" bekam auch endlich Jungsoo die Nachricht. Ich nickte und ließ meine Hände selber auf meinem Bauch ruhen. Die Gesichter meiner Kinder hellten sich auf. Eh ich mich versah hatten sie sich auf mich gestürzt und sich je auf mein linkes und rechtes Bein gesetzt. Fliegengewichte waren das nicht unbedingt, aber in diesem Moment störrte mich das nicht. "Wie lange wisst ihrs schon?" wollte Jia aufgeregt wissen und legte ihre Hand auf meine. "Ich seit einer Woche, euer Vater hat die Bestätigung seit gestern." ließ ich die beiden auf meinem Schoß wissen, die mich begeistert anlächelten. "Deshalb wart ihr heute morgen im Krankenhaus." fasste Soo aus dem Zusammenhang. Ich nickte. "Euer Vater ist überfürsorglich was das anbelangt, war er damals bei euch auch schon. Aber keine Sorgen. Es ist alles okay mit dem kleinen, bis auf dass der Depp, den ich da hinter mir habe die ganze Aufmerksamkeit aufsich gezogen hat." teilte ich unseren Kindern mit, die sofort loskicherten. "Hast du das damals bei uns auch gemacht?" wollte Jia mit blanker neugier von ihrem Vater wissen. Grade als er antworten wollte, unterbrach ich ihn. "Als ich ihm damals von euch erzählt habe, wollte er den nächsten Tag in die Notaufnahme stürzen, nur um zu schauen, ob alles gut ist, aber so schlimm wie heute morgen war er damals nicht." nahm ich meinem Mann die Wörter aus dem Mund. Er lachte und nickte an meiner Schulter.

"Es war damals zu Weihnachten. Eure Mutter ist in Tränen ausgebrochen, weil sie Angst hatte, ich verlasse sie, wenn ich wissen würde, dass sie schwanger sei, dabei hat sie mir an diesem Abend das schönste Geschenk der Welt gemacht, was heute im Doppelpack hier sitzt." erzählte er verträumt. Jia und Jungsoo lächelten breit und sahen abwechselnd zu sich und auf meinen Bauch. "Natürlich ist das kleine, in dem Körper eurer Mutter auch ein wunderbares Geschenk." Bam hinzu und küsste mich kurz. Alleine in diesem Wimpernschlag kamen all die Gefühle und Erinnerungen an diesen Abend zurück und ließen mich lächeln.

Jia seufzte. "Ich hoffe es wird ein Mädchen, dann hätte ich endlich eine kleine Schwester mit der ich über die selbe Dinge schwärmen könnte." malte sie sich bereits aus und grinste mich breit an. "Garantiert wird es ein Junge. Dann hab ich jemanden, mit dem ich Zocken kann." grinste er. "Pah. Du hast doch Yuhan mit dem du immer zockst." meinte die ältere großkotzig. "Ja, aber keine Playstation." mein sonst so kleiner und unschulgider SooSoo grinste dreckig und wurde nicht mal rot um die Nase. Was hatte Yuhan bitte mit ihm gemacht, dass er so einen Satz zusamenbrachte, ohne anschließend vor Scham im Boden zu versinken?!.

"Verschon uns mit Einzelheiten." murrten Jia und ihr Vater in der selben Tonlage. "Hatte auch nicht vor euch mehr zu erzählen." grinste er, wieder ganz der unschuldige kleine Junge, den ich zusammen mit BamBam aufgzogen hatte. "Ich hab euch beide wirklich sehr lieb, aber ihr seid keine drei Jahre mehr und auch nicht mehr dementsprechend leicht." machte ich mich bemerkbar. Meine Kinder verstanden sofort was gemeint war und standen auf. "Wir gehen wieder nach oben Ma. Gute Nacht euch beiden." verabschiedete Jia sich und drückte mir und ihrem Vater einen Kuss auf die Wage auf. "Nacht Pa, Nacht Ma." nuschelte Soo und verschwand mit seiner Schwester auf den Treppen.

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