Beyond the Worlds

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Nichts. Blankes Nichts schloss sich um mich herum und zog mich immer tiefer in sich. Es war als würde ich schweben, doch es fühlte sich nicht so an, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Diese Schwerelosigkeit war schmerzhaft, qualvoll, der reinste Horror. Ich spürte nichts, fühlte nichts und hing bewegungslos in der schwärze um mich herum, die kein Ende nehmen wollte und wohl nehmen würde, denn es sah ganz danach aus, dass ich hier wohl nicht mehr raus kommen würde.

Mir war kalt. Nicht mal in dem härtesten Winter, den ich in meiner Kindheit erlebt hatte, hatte ich so gefroren wie jetzt. Fühlte es sich so an zu sterben? War der Tod gar kein Himmel oder keine Hölle, sondern einfach nur das blanke unendliche schwarz in dem ich qualvoll in der Unendlichkeit hängen sollte? Würde ich mich irgendwann daran gewöhnen oder es einfach stumm und schwach ertragen, dass ich nie wieder Farben sehen würde, nie wieder meine Kinder, meinen Mann sehen würde. Wie würden sie reagieren? Bestimmt wären sie alle am Boden zerstört. Wäre ich in der Lage irgendetwas zu fühlen, oder zu tun, hätte ich geweint und wäre traurig, mehr als das. Meine Familie hatte mich verloren.

"Mom." es war ein Lachen zweier Kinder und es war wunderschön. Das wunderschöne Lachen meiner kleinen Lieblinge, wie sie mich mit ihren kleinen braunen Äuglein anfunkelten und etwas zu knabbern wollten, doch die plötzlichen Bilder die auf mich einrieselten waren so schnell wieder weg, wie sie gekommen waren und quälende schwärze nahm mich wieder für sich ein.

"Tai." Die Stimme eines Mannes, der pure Lebensfreude ausstrahlte und die mich mitgerissen hätte, wäre ich in der Lage dazu. Augen so wunderschön tiefschokoladengoldbraun blitzten auf. Die Augen meines Mannes funkelten immer so, wenn sie mich sahen, wenn er an mich dachte, auch wenn es nur eine Millisekunde war.

Wieder wurde ich in die ekelige Schwärze geschmissen die mich von innenheraus erfrieren und auffressen ließ und mich immer und immer tiefer in sich zog, mich verschlang, mich in sich aufnahm.

Nie wieder würde ich eines der wunderschönen Gesicher ersehen, die sich mir eben für sich Bruchteil einer Sekunde gezeigt hätten, nie würde ich sie noch in meinen Armen spüren. Nie würden sie mich jemals wieder bei sich haben, mich sehen, wahrnehmen, mit mir reden, lachen, weinen. Nie würde ich meinen Mann wieder berühren, küssen können, seine verführerisch pinken vollen Lippen auf meinen spüren, auf meiner Haut spüren können. Nie würde er mich morgens völlig verpeilt anlächeln können und beschließen unseren Zwillingen Frühstück zu machen, während er eigentlich die Küche versuchte abzufackeln. Meine Kinder würden Erwachsen werden, aufs College gehen, heiraten, Kinder bekommen. Doch nie werde ich meine Nachfahren sehen, hören oder fühlen können. Mein Leben war verwirkt, am Ende, in unendlicher Dunkelheit qualvoll zu Grunde gegangen und das ohne, dass ich daran schuld hatte.

Meine Eltern wunken mir. Hinter ihnen das lang ersehnte Hell, auf das ich wartete. Ich kam zu ihnen, ich sah sie wieder, nach fast zwanzig Jahren war ich meinen Eltern wieder nah. Aufeinmal bekam ich Gefühl in meinen Gliedmaßen und wankte in ihre Richtung. Mit jeden Schritt, den ich tat erblühte um mich herum eine wunderschöne bunte Blumenwiese, das Schwarz über mir färbte sich wunderbar himmelblau und eine Sonne blendete mich mit ihrem Licht und ließ mich mit ihren Strahlen die Wärme fühlen. Schmetterlinge tanzten um mich herum, wiesen mir den Weg zu meinen Eltern, die mich seelig anlächelten und mich mit ihren Blicken zu sich riefen. Doch die plötzliche Harmonie, die sich mir soeben noch offenbarte wurde mit einem Schlag zerstört. Quälend langsam schmolz alles um mich herum und ließ mich im Schwarz zurück. Mit der wenigen Kraft, die ich in mir spürte rannte ich zu meinen Eltern.

"Theresa! Du kannst nicht gehen! Bleib bei mir! Bei uns! Bei deinen Kindern! Atme, bitte!" Das verzweifelte schreien der vorhin noch so lebenslustigen Stimme meines Mannes lies mich inne halten und meinen Eltern auch noch beim schmelzen zusehen, eh ich panisch und gehetzt nach Luft schnappte.

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